Zweites Rebellen-Kapitel: Groll

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Mari sah zu Jayden und hielt seinen Arm fest, der um ihren Nacken lag, damit er nicht den Halt verlor. "Du kannst ihn nicht töten, nicht wahr?" Jayden schwieg. "..." Mari wusste, dass er es niemals tun würde... egal, wie wütend er auch war. Er war zu lieb. Im nächsten Moment jedoch fühlte sie sich selbst so unfassbar müde, dass sie fast unter ihm zusammen geknickt wäre. Jayden stützte sie rechtzeitig, auch, wenn seine eigenen Wunden ihn beinahe gen Boden zerrten. "Masao... Du bist und bleibst ein Mistkerl..." keuchte er und hob den Blick zu dem Ninja auf. "Aber ich kann dich nicht...", "Lass... lass gut sein. Setz dich... Lass Galagladi ihn festhalten. Ich mach das schon", sagte Mari. "Ich werde ihn fesseln... Das sollte reichen." Jayden nickte erschöpft und Mari half ihm vorsichtig dabei, sich hinzusetzen. Jayden ließ sich still gegen einen Baumstamm sinken und betrachtete seine Verletzungen, während Masao sich schwächlich in Galagladis Psychokinese wand. Mari lief auf Masao zu und hob das Katana auf, dass er zu Boden hatte fallen lassen, als Galagladi ihn mit seinen Psycho-Kräften ins Visier genommen hatte. Sie rammte es neben sich in den Waldboden, bevor sie ein Seil aus ihrem Beutel nahm. "Wenn du dich wehrst, erdrossle ich dich damit", warnte sie ihn. Auch, wenn Masao unter diesen Umständen nicht ansatzweise daran denken konnte, sich zu wehren. Still fesselte Mari ihn und zog dann das Katana wieder aus der Erde, bevor sie sich zu Jayden kniete. "Du siehst wirklich schlimm aus...", "Das ist gar nichts..." raunte er erschöpft und schüttelte den Kopf. "Mein Ausraster tut mir etwas leid.", "Schon vergessen..." Sie lächelte schwach. "Ich wäre in deiner Situation auch derartig durchgedreht. Erstmal müssen wir uns um deine Verletzungen kümmern... Du hast doch dein Arznei-Zeug dabei, oder?", "Ich hab alles beim Sturz verloren", seufzte er und zuckte zusammen, als er versuchen wollte, an eine Wunde zu tasten. "Wie auch immer... Wir müssen weiter.", "Du kannst so unmöglich....!", "Willst du jetzt den ganzen Plan in den Sand werfen?" unterbrach er sie und starrte sie an. "Wir haben uns um Masao gekümmert. Jetzt müssen wir die anderen finden." Mari knirschte mit den Zähnen. ".... Du bist genauso dickköpfig wie ich, nicht wahr? Kann Fiaro noch fliegen oder sollten wir das eher Panzaeron überlassen?", "Fiaro hat sich den Flügel verrenkt. Fliegen ist das letzte, woran es jetzt denken sollte." Mit einem letzten Blick auf Masao erhob er sich, wenn auch etwas mühsam. "Gehen wir." Mari nickte. "Panzaeron, dann bist du jetzt wohl dran." Der Stahlvogel landete vor ihnen. Seine leichten Verletzungen, die es von dem Kampf zuvor davongetragen hatte, schienen ihm nicht viel auszumachen. Mari schwang sich auf seinen Rücken und blickte zu dem Rothaarigen. "Brauchst du Hilfe?" Er rief Galagladi zurück und schüttelte den Kopf. Er kletterte ohne ihre Hilfe auf Panzaerons Rücken und schloss fest die Arme um sie, um nicht zurück zu fallen. "Nicht der Rede wert... Los geht's.", "Halt dich gut fest. Panzaeron ist glatt. Diesmal werde ich mit meiner Telepathie aufpassen... Ich lasse einen solchen Überraschungsangriff nicht noch einmal zu. Ich hoffe nur, ich krieg keine Kopfschmerzen. Los geht's, Panzaeron!!" Das Stahl- Pokémon kreischte und stieß sich vom Boden ab. Es segelte über die Baumwipfel hinweg und ließ sich vom lauen Wind tragen. 'Yuna? Wo seid ihr?', 'Ich weiß es nicht.' Die Antwort der Ninja kam zögernd. 'Irgendwo, tief im Weißen Wald. Aber wir sind bei den Gefangenen. Es geht Ihnen gut.', 'Befreit sie. Wir sind unterwegs.' Panzaeron streifte über den Himmel und Mari blickte sich aufmerksam um. "Hmh..."

"...Hättest du es getan?" fragte Jayden hinter ihr plötzlich. "Was?" Mari sah über ihre Schulter. "Hättest du Masao getötet?" Sein Blick wich zweifelnd zur Seite. Mari hob den Blick zum Himmelszelt über ihnen. "Der Gedanke kam bei mir auch kurz auf... Aber nein. Ich hätte es nicht getan. Auch, wenn er es verdient hätte.", "Er hätte es nicht... verdient. Niemand verdient es.", "... Vielleicht." Mehr sagte Mari nicht dazu. Auch er schwieg und suchte die Gegend mit seinen Augen ab. "...", "...Ich bin aber ehrlich gesagt froh, dass du es nicht getan hast. Groll hegen macht einen nicht stark, es macht dich verbittert. Vergebung jedoch macht dich nicht schwach, sondern befreit dich. Vergib niemanden, weil er es verdient hat...  Sondern vergib ihm, weil du deinen Frieden verdient hast. Somit ist es auch kein Zeichen von Schwäche, jemandem das Leben nicht zu nehmen. Den Hass und die Wut in Zaum zu halten und zu zögern ist Stärke. Du bist stark, Jayden. Trotz der Schmerzen hältst du durch...", "Lass das Lob. Du weißt, wie sehr ich das hasse", murrte er und drehte den Kopf weg. "Nur ein Monster würde jemandem freiwillig das Leben nehmen.", "Masao war ein Monster", sagte Mari kühl. "...Oh. Sieh mal. Da." Sie deutete auf etwas im Wald. "Da unten. Siehst du das?" Jayden lehnte sich etwas zur Seite. "...Du meinst die Hütte da?", "Ja. Da ist das Versteck, oder?", "Ich glaube schon...", "Wir sehen uns das an. Bereit?" Er nickte ihr zu. 


Panzaeron landete mit den beiden vor dem Versteck und Mari sprang ab. Sie sah zu ihm. "Kannst du mit deiner Hüfte abspringen oder soll ich dir helfen?", "Wird schon schiefgehen", erwiderte Jayden, schwang vorsichtig seine Beine zur Seite und drückte sich von Panzaeron ab. Obwohl er sich stark gab und kaum das Gesicht verzog, war der Schmerz klar in seinen Augen zu sehen. "Ihr seid hier! Ist alles in Ordnung?" Yuna sprang aus dem Dickicht hervor und blieb zögernd vor den beiden stehen. Als sie Jaydens Verletzungen sah, hielt sie den Atem an. "Ach du Schreck...", "In Ordnung? Mehr oder weniger..." murmelte Mari. "Wie geht's den Gefangenen? Alles okay bei ihnen und bei euch?", "Hier ist alles ruhig und den Gefangenen geht es gut." Die Ninja nickte und tastete an einen ihrer Shuriken, die an ihrer Hüfte hängen. "Wir sind trotzdem vorsichtig..." Mari nickte. "Okay... Gehen wir hin.", "Folgt mir.", "Ich bleibe hier..." sagte Jayden leise. "Ich bin in diesem Zustand genauso nutzlos wie ein Eimer ohne Boden... Ich komme klar, versprochen, aber ich würde euch nur aufhalten." Mari sah ihn an. "Bist du dir sicher?", "Ja. Geh schon.", "Okay..." Mari nickte Yuna zu, die sich umdrehte und mühelos durch das verwachsene Unterholz schritt. Mari rief Panzaeron zurück, folgte ihr und achtete dabei auf jedes kleinste, auch nur in Ansätzen verdächtiges Geräusch. 

Saviors of Tomorrow 3 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt