Liga-Kapitel: Das verlorene Memento

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Zoroark führte sie tiefer in die Höhle bis zu einer unendlich erscheinenden, schwarzen Marmortreppe. In den Tiefen konnte man die Reste eines Schlosses erkennen. „Da... es existiert wirklich...", „Das Schloss unter der Erde..." Fasziniert betrachtete Jacky die antike Treppe. „Unglaublich... Aber ich muss es wissen. Zoroark..." Sie wandte sich mit verschränkten Händen zu dem Unlicht-Pokémon. „Woher weißt du, wer wir sind?" Es drehte sich um und sah sie direkt an. ‚Legenden haben sich um euch verbreitet. Aber einst kam jemand, der mir erzählte, die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass ihr kommen würdet. Jemand, der in diesem Schloss aufgewachsen ist. Jemand, den ich meinen Freund nenne.', „Legenden? A-aber...", ‚Man redet in letzter Zeit viel über euch.', „Wer ist die Person, von wem du redest?" hakte Mari nach. ‚Natural Harmonia Gropius. Aber... er nannte sich N.', „Das muss Jahre her sein. Wir sind noch nicht lange Trainerinnen. Wie kann er dann...? Ich verstehe das nicht." Jacky schüttelte den Kopf. „Konnte er auch in die Zukunft sehen?", ‚Er konnte die Stimmen der Pokémon hören. Eines, welches die Zukunft vorhersehen konnte, hat es ihm erzählt.', „Ich verstehe." Jacky antwortete mit einem Nicken. „Wahnsinn...", ‚Nun geht und sucht die Steine...' Zoroark blieb stehen. „Danke, Zoroark" Mari sah zu Jacky und rief dann Guardevoir und ihr eigenes Zoroark zurück. „Lass uns gehen.", „Danke, Zoroark." Jacky lächelte dem Pokémon warm zu, bevor sie Mari hinterher eilte.
„Haben wir einen Anhaltspunkt, wo wir suchen müssen?", „Ich sah ein Kinderzimmer... Ein verlassenes Spielzimmer.", „Ein Spielzimmer.... Dann muss es N gehört haben.", „Er muss eine ähnliche Fähigkeit gehabt haben wie du." Jacky warf ihr einen Blick zu, als sie die Treppe hinabstieg. „Hmm..." Mari nickte. „Wir teilen uns auf. Ich suche in den höheren Stockwerken. Du suchst hier unten. Einverstanden?", „Einverstanden. ...Passt auf euch auf, ja?", „Aber natürlich. Ich sag dir Bescheid, wenn ich was finde. Lohgock, mach mir etwas Licht!" Lohgock erschien neben ihr und sein Feuer erhellte die Dunkelheit etwas,. „Bis gleich!" Jacky winkte ihr hinterher und wandte sich dann der Dunkelheit zu. Tief atmete sie durch, bevor sie sich nach vorne wagte.

Die Räume hatten hohe Türen, jedoch waren die meisten von ihnen leer. „Hier haben wohl viele Leute gewohnt..." vermutete Jacky gedankenversunken, als sie an den Türen vorbei schritt. Dabei begleitete sich das gleichmäßige Echo ihrer Schritte. Sie stellte sich auf dem Weg die leeren Hallen in ihrem alten Glanz vor. Majestätische Teppiche auf dem Boden, antike Fresken oder Mosaike an den Wänden und goldene Kronleuchter, die einst die Decke geziert hätten...
Mari lief derweil mit Lohgock zusammen eine Marmortreppe hoch. Dabei waren erneut leise Schritte im Hintergrund zu hören, die durch die leeren Flure hallten. „Huh?" Mari sah sich nach hinten um. Gleichzeitig verstummten die Geräusche wieder. „..." Hatte sie sich das nur eingebildet? Sie schüttelte den Kopf und sprintete die letzten Treppenstufen nach oben, dabei achtete sie darauf, ob sie das Geräusch wieder hören konnte. Bei genauem Hinhören konnte sie wachsame Schritte wahrnehmen, aber so leise, dass sie kaum zu hören waren. „Okay, Schluss mit den Spielchen!" Oberhalb der Treppe drehte sie sich um. „Ich kann dich hören! Zeig dich!" Wieder verstummte das Geräusch. Langsam wurde sie verärgert. Wer auch immer da ein Spiel mit ihr spielte, es ging ihr auf den Keks. Sie drehte sich um und fing an, durch den Gang zu rennen. Lohgock folgte ihr, als es plötzlich knurrte und stehen blieb. Mari sah sich um, bis sie das seltsame Vibrieren der Luft spürte, wie als stünde sie unter Strom. „... Sind wir dicht dran?" Es war still geworden. Mari legte sich zwei Finger an die Schläfe. ‚Jacky? Wir sind nah dran. Wir sind im zweiten Stock, den Flur runter links', informierte sie ihre Freundin. Dabei fröstelte sie. Die Kälte hier war stechend. ‚In Ordnung. Ich bin auf dem Weg!' Ihre Antwort kam keine Sekunde später. ‚Wir warten.'

„Ich wusste, du hast etwas vor", drang auf einmal eine Stimme zu ihr vor. Mari drehte sich um. „Hm?" Fasziniert und zurückhaltend zugleich schritt Jayden aus der Dunkelheit hervor. Seine grünen Augen waren dabei fest auf die mit Frost überzogenen Gesteinswände gerichtet. Mari seufzte. Natürlich war er das... „Ich hätte wissen sollen, das du dahinter steckst." Sie musterte ihn prüfend. „In meinem Plan war vorgesehen, dich zu deiner eigenen Sicherheit da raus zu halten.", „Zu meiner eigenen Sicherheit?" Amüsiert grub er die Hände in die Hosentaschen und blieb mit leicht gehobenem Kinn vor ihr stehen. „Allein in deiner Nähe zu sein ist eine Gefahr für sich.", „Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment oder Beleidigung werten soll." Sie legte den Kopf schief. „Wie hast du davon Wind bekommen?", „Von dir selbst", antwortete er gelassen. „Du kannst vieles, aber nicht lügen." Sie seufzte. „Du hast mir nicht geglaubt... Hrm. Naja. Jetzt bist du ja eh hier, und dich zurückzuschicken zu versuchen, wäre Zeitverschwendung, richtig?", „Hör zu..." Er knirschte mit den Zähnen. „Ich zwing dich zu nichts. Ich will nur da sein, wenn es hart auf hart kommt, aber wenn du mich nicht um dich haben willst...", „Das habe ich nicht gesagt. Und auch nicht so gemeint. Ich bin froh, dass du da bist. Aber mir hinterher zu schleichen... Das konntest du dir nicht nehmen lassen, mh?", „Man könnte meinen, du kennst mich nicht" brachte er leise hervor. „Hm?" Sie betrachtete ihn wieder prüfend. „Hey... zieh nicht so ein Gesicht. Es passt nicht zu dir.", „Hm?" Er zuckte nur leise lachend mit den Schultern. „Heh... Du hast wohl Recht.", „Ich muss dich, schätze ich, nicht mehr drüber aufklären, was wir vorhaben, stimmt's? Wir warten hier auf Jacky und dann gehen wir weiter. Übrigens... das nächste Mal würde ich aufpassen, ob der Patient wach ist, bevor ich Selbstgespräche führe." Sie zwinkerte ihm mit einem charmanten, unschuldigen Lächeln zu. „Was...? H-hey!" Ungewollt wurde er rot und drehte sich mit verschränkten Armen zur Seite. „Wenn ich den in die Finger kriege...", „Er hat dich ziemlich glaubhaft zitiert", grinste sie. „Somit habe ich ein genaues Bild von dem, was du gesagt hast.", „Ugh..." Er schnaubte mürrisch. „Ach, komm schon. Sei nicht so." Mari schob ihm leicht ihren Ellenbogen in die Rippen. „Und außerdem ist das Rotwerden mein Job.", „Ich bin nicht rot!" versuchte er, sich zu wehren und drückte ihren Ellbogen von sich. „Lohgock?" Mari sah zu ihrem Pokémon. „Was meinst du, ist er rot im Gesicht?" Lohgock betrachtete Jayden und nickte dann. „Hmmmm." Mari sah wieder zu ihm und ihr Grinsen wurde breiter. Sie pikste ihm mit dem Zeigefinger in die Seite. „Willst du es immer noch abstreiten?", „Abstreiten bringt wohl nichts.", „Nein. Jetzt nicht mehr." Sie grinste. Er griff nach ihren Händen und zog sie plötzlich näher zu sich. Was dafür sorgte, dass Mari über ihre einen Füße stolperte. „Ich weiß nicht, wie viel du mir noch verheimlichst", murmelte er gerade noch laut genug und blickte ihr dabei in die Augen. „Aber ich glaube, selbst wenn du mich wegschicken würdest, könnte ich nicht gehen.", „Kann ich mir denken..." Schweigend nickte er nur leicht, bevor er eine ihrer Hände losließ und etwas aus seiner Hosentasche zog. Es war ein ihr bekannter, goldener Anhänger. „Wo... wie... wie hast du...?" Sprachlos starrte sie auf das Amulett. Dasselbe, das sie im Kloster verloren hatte. „ ...Lange her, oder?" raunte er mit gesenktem Blick. „Ja..." Sie streckte ihre Hand danach aus und fuhr leicht mit dem Finger über dessen Oberfläche. „Wie hast du... den zurück bekommen?", „Heute Morgen habe ich einen Brief bekommen. Der Absender stand nicht drauf, auch nicht, wann der Brief verschickt wurde." Er betrachtete den Anhänger fast schon wie einen verloren geglaubten Freund. „In ihm stand, dass...", seine Schultern spannten sich verbissen an, „...dass... Nate der Letzte war, der den Anhänger bei sich hatte. Bevor er starb.", „Er ist tot?" Sie zog ihre Hand wieder zurück. „Ich weiß nicht, wie das Eine zum Anderen kam... Aber das ist alles, das mir von meiner Zeit im Kloster geblieben ist." Er schloss seine Faust um den Anhänger. „Bevor ich wusste, was richtig ist und was nicht...", „Du hast das Kloster mit anderen Augen gesehen. Es war immerhin dein Zuhause...", „...Hier." Langsam öffnete er seine Hand wieder und hielt ihr die goldene Kette hin. „Das... das kannst du nicht machen. Es ist das letzte, was... was dir noch geblieben ist...", „Vielleicht. Aber mich hat meine Vergangenheit zu lange verfolgt. Auch, wenn ich sie wohl nie loswerde... Ich will, dass du ihn hast.", „Das letzte mal, als ich ihn hatte, habe ich ihn verloren..." Zögernd streckte sie ihre Hand nach dem Anhäger aus. „Egal, was mit ihm passiert... Wenn ich nicht da bin um dir zu helfen, weiß ich, dass dir dich Anhänger schützt. Das hat man im Kloster geglaubt." Maris Finger schlossen sich um das glatte Metall. Es fühlte sich warm an. „...Danke..." sagte sie. Dann umarmte sie ihn und lehnte den Kopf an seine Brust. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf, als er die Umarmung erwiderte. „...Aber verlier ihn dieses Mal nicht, okay?", „Ich gebe mir Mühe." Sie nickte und ließ ihn dann wieder los.  

Saviors of Tomorrow 3 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt