Liga-Kapitel: Silbernes Wasser

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Blind vor Wut schrie Grypheldis auf und packte Panzaeron am Hals- rutschte allerdings vom glatten Stahl ab und wurde daraufhin von Panzaeron mit Eisenschädel zu Boden geschickt. 
Dann stürzte es sich mit Sturzflug hinterher. Panzaerons Gegner war nicht schnell genug. Mit einem lauten Kreischen prallte es auf dem Boden auf. Panzaeron stieß sich wieder höher in die Luft, um gegen eventuelle Gegenangriffe gewappnet zu sein. Aber das war kein bisschen notwendig. "Grypheldis..." Viv seufzte tief, als ihr Pokémon zusammenbrach und rief es zurück. 
"Gut gemacht, Panzaeron!" Mari warf ihrem Vogel ein Herzkonfekt zu. Panzaeron schnappte die Süßigkeit mit dem Schnabel und verschlang sie glücklich. Dann rief Mari es zurück. "Milotic! Wir beenden das jetzt!" Das Wasser kehrte auf das Feld zurück und Milotic tauchte in es ein. "Viv hat nur noch Papinella übrig", bemerkte Laslow. "Und durch die ganzen Felsen und Risse und Spalten im Boden hat Milotic mehr Möglichkeiten, sich zu verstecken. Und Anziehung funktioniert bei Milotic nicht. Viv hat es nicht leicht. Ihre Stachelspore wird ebenfalls keine Wirkung haben, solange Milotic im Wasser ist. Die leichten Pollen würden einfach weggespült werden." Es war schon erstaunlich, wie gut Laslows Blick fürs Detail war- und wie schnell er Situationen auf dem Feld analysieren konnte. "Hm..." Mehr erwiderte Jacky nicht. Ihre Gedanken schweiften wieder ab. "Was ist eigentlich los mit dir? Vom einen Moment auf dem anderen bist du gedanklich irgendwo in... Was weiß ich wo. Gefühlt Hoenn.", "Ist Hoenn so weit weg?" Bedrückt atmete Jacky durch und drehte dann den Kopf weg. "Bitte, hör auf, dir Sorgen zu machen.", "Na schön." Er wandte den Blick wieder ab, als Viv ihr letztes Pokémon ins Gefecht schickte. "Gigasauger!" Papinella flatterte energiegeladen in die Höhe und breitete die bunten Flügel aus. Ranken schossen in das Wasser. Milotic schwamm wendig um die Ranken herum, die Unterwasser nach ihm griffen und zerschlug sie mit Eisenschweif. "Windhose, schnell!" Bevor weitere Lianen nach ihm fassten, entfachte es im Wasser einen Wirbel um sich herum, der die Pflanzen fortriss. "Super! Weiter so! Blizzard!" rief Mari. Milotic streckt seinen Kopf aus dem Wasser und schickte einen eisigen Sturmwind auf Papinella. "Stachelspore!" Papinella steckte großen Schaden ein, als es von dem Blizzard umher gewirbelt wurde, schaffte es aber, die Pollen durch den starken Wind überall zu verteilen. Milotic verschwand im Wasser und die leichten Pollen landeten auf dessen Oberfläche. "Windhose!" Der aufkommende Wind zerwühlte das Wasser und die Pollen wurden fortgespült wie Schmutzpartikel. "Jetzt!" Wieder schossen Ranken aus dem Boden hervor. Diesmal schlugen sie sich jedoch eisern um Milotic und rissen es gewaltsam aus dem Wasser. Es kreischte erschrocken auf und wand sich wild in den Ranken, hatte sich jedoch hoffnungslos in ihnen verfangen. Dem Wasser-Pokémon wurde immer mehr Energie entzogen. Mari war am Nachdenken, bis sie Milotic zurief: "Halt still!" Es sah panisch zu ihr. "Vertrau mir, Milotic." Es war unschlüssig, dann jedoch hörte es auf, sich verbissen zu wehren. "Sehr gut. Du würdest dich nur noch mehr in den Ranken verfangen. Jetzt frier sie mit Blizzard ein und zerbrich sie!" Milotic schien jetzt erst zu verstehen. Es nickte und schickte einen Blizzard los. Die klirrende Kälte zog eine dicke Schicht aus Eis über die Gewächse, die es festhielten. Milotics Schweif wurde zu Stahl und es zerbrach nun die gefrorenen Ranken. Stark geschwächt klatschte es zurück ins Wasser und trieb einen kurzen Moment verwundet auf dessen Oberfläche, bevor es wieder wegtauchte. "Dein Milotic kann nicht mehr lange durchhalten." Viv hob das Kinn. "Das denkst du..." Mari sah auf das Wasser. "Blizzard!! Von unten! Frier die Wasseroberfläche zu!" Im Wasser schickte Milotic die eisige Luft los und die Oberfläche des Wassers fror zu. "Jetzt kann sie Milotic nicht mehr mit ihren Ranken erwischen. Milotic kann aber jederzeit mit Eisenschweif ausbrechen. Unter der Oberfläche kann es sich frei bewegen", kommentierte Laslow. "Falls das was bringt. Ich glaube nicht, dass Viv das einfach so stehen lässt. Sie wird ihre Sporen auf dem Eis verteilen.", "Verteile Stachelsporen auf dem Eis, Papinella!" Auf ihren Befehl flatterte Papinella im Kreis und legte eine sichtbare Pollenschicht über die Eisfläche- und erfüllte damit Laslows Prophezeiung. "Dude, wie in Giratinas Namen konntest du das vorhersehen?" fragte Jayden ihn verdutzt. Laslow warf ihm einen Blick zu. "...manchmal kann ich es eben. Ich gehe verschiedene Szenarien im Kopf durch und überlege, was am Wahrscheinlichsten ist.", "Hast du einen Computer in deinem Hirn?", "Nicht, dass ich wüsste." 
Mari wartete noch ab, bis sie die Chance auf einen Angriff sah. "Die Sporen stellen ein Problem dar... Gut, Planänderung. Windhose!" Milotic schlug mit einem Eisenschweif schwach gegen die Oberfläche, sodass sie an der Unterseite leicht anbrach. Dann entfesselte es mitten im Wasser einen Sturm, der das Eis wegsprengte und auch die Sporen wegwehte. Das Wasser und der Sturm rissen Papinella in die Tiefe. "Ich muss einen Zu-Null-Sieg hieraus machen... Ich lasse mir von Jacky nicht die Show stehlen. Milotic ist schwach... mehr kann es nicht aushalten.", "Konzentrier dich, Papinella!!" schrie Viv entschlossen. Ihr Partner jammerte laut auf, bevor es im Wasser verschwand. Erneut schossen Ranken aus dem Boden. "Wehr sie ab!" Milotic schlug die Ranken mit Eisenschweif beiseite. Papinella konnte sich Unterwasser nicht wehren und wand sich mit zusammengekniffenen Augen. "Hydropumpe!" Milotic nickte und schickte Papinella einen Wasserstrahl entgegen. Die Wucht schleuderte das Pokémon aus dem Wasser. "Jetzt setze ihm ein Ende! Eisenschweif!" Milotic sprang aus dem Wasser und schlug nach dem Schmetterling. Ungläubig sah Viv zu, wie Papinella gegen die Arenawand krachte und kraftlos zu Boden sank. Milotic landete im Wasser, bevor dieses sich zurück zog. Mari lief über den nassen Sand zu ihm und strich ihm über die Schuppen. "Das hast du gut gemacht. Du bist tapfer. Jetzt ruh dich aus. Okay?" Sie rief es zurück und hob den Arm mit Milotics Ball in die Luft, als ihr Sieg verkündet wurde. Lautstark jubelte Jacky mit dem gesamten Publikum mit und hob dabei lachend beide Arme. Der Beifall war so stark, dass selbst die Erde etwas erzitterte. Zwischen Applaus und Rufen schickte Vivian ihr Pokémon in den Pokéball zurück. Dabei waren ihre grauen Augen trüb, als könnte sie nicht glauben was passiert war. Kaoru erhob sich auf der Tribüne und verschwand. Als Jacky das sah, drehte sie sich wie vom Bibor gestochen um und eilte ihm Hals über Kopf hinterher.  Auf den Fluren war nichts von ihm zu sehen. Als sie jedoch am Musikraum vorbeikam, konnte sie den sanften Klang einer Ocarina hören. "Kaoru!! Bist du hier?" Nach Luft schnappend stolperte Jacky fast in den Raum. Er hob den Blick. Die blaue, runde Flöte in seiner Hand sank auf seinen Schoß hinab. Seine Augen waren feucht. "...Jacky...?", "Was ist los?" Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie ihn sah. Vorsichtig trat sie an ihn heran. "...Warum weinst du?", "..." Er sah auf die Flöte hinab. "Ich... habe einen Anruf bekommen. Von einem alten Freund..." murmelte er. "Was hat er gesagt?" Mit vor Sorge dunklem Blick blieb sie stehen. "Wir kennen uns schon seit...", er drehte die Ocarina in seiner Hand, "...70 Jahren? Melody und ich haben ihn und seine Freundin im Ewigenwald getroffen. Damals waren sie 15. Sie haben uns zu sich nach Hause eingeladen, weil wir keins hatten. Ihre Namen waren Fumiko und Reiji. Naja... sie haben uns öfter einen Platz zum Bleiben angeboten. Und Essen für uns gemacht. Als sie älter waren, versteht sich... Sie haben in Orion City gewohnt. Aber... heute hat Reiji mich angerufen und mir erzählt, dass... dass Fumiko... Naja... sie ist tot.", "Du lebst schon so lange..." Jackys Blick senkte sich betrübt. "So viele Jahre, ohne ein Ende in Sicht... Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen würde.", "Siebzig Jahre..." er seufzte. "Du kannst dir vorstellen, wie alt sie heutzutage sind. Sie waren immer total nett zu uns...", "Willst du es immer noch? ...Deine Unsterblichkeit loswerden?" Er sah wieder zu ihr. "... Ja. Verdammt nochmal, ja!" Mit einer Hand umfasste er die Ocarina, die andere krallte sich in sein Shirt über seiner Brust, als neue Tränen aus seinen Augen traten. "Es... es tut weh... Es tut einfach weh! Es ist wie Hölle!" Er biss die Zähne zusammen. "Sie sterben alle. Natürlich tun sie das. Freunde. Bekannte. Alle. Aber ich bin der einzige, der die Zeit überdauert und mit ansehen muss, wie sie..." Auch Jacky musste mit den Tränen kämpfen. Ihre Hände verkrampften sich zu schwachen Fäusten, als sie versuchte, sie zurückzuhalten. "...wie sie sterben", beendete er seinen Satz leise. 'Ich kann ihm noch nicht helfen... Wenn ich es nicht schaffe, wird er...' Jacky fühlte sich plötzlich noch elender und kraftloser als im Kampf zuvor. Ihre Vision erschien wieder vor ihrem inneren Auge. Sie hatte GESEHEN, wie er von dem Eis durchbohrt worden war. Wenn sie es nicht schaffte, das zu verhindern und seinen Fluch löste, dann würde sie ihn verlieren. Für immer. Er würde definitiv sterben... Kaoru öffnete die Hand und blickte auf die Ocarina. "Fumiko mochte den Klang einer Ocarina...", "Deswegen spielst du sie... Für sie." Jacky senkte den Kopf und wischte schniefend mit dem Handballen über ihre Augen. "Oh, Kaoru... Es tut mir so leid..." Er hob den Kopf und sah zu ihr. Dabei wischte er sich die eigenen Tränen aus dem Gesicht. "Warum... warum weinst du? Du hast doch keinerlei...", "Ich..." Mehr brachte sie nicht heraus. Verbissen versuchte sie, sich zurückzuhalten. "Hey..." Er stand auf und legte die Ocarina beiseite, bevor er zu ihr kam.  "...Was auch immer dich betrübt, es ist nicht deine Schuld. Ich bin schwach, das ist alles... Leute wie ich sollten sich nach so langer Zeit daran gewöhnen, alles zu verlieren... Aber es klappt einfach nicht bei mir...", "Niemand hat es verdient, alles zu verlieren. Immer wieder und wieder..." Schwer schüttelte Jacky den Kopf und blickte gen Boden. "Du bist nicht schwach, Kaoru... Du bist stärker, als es je jemand von uns sein könnte.", "Huh...?" Wortlos atmete Jacky aus. "..." Stille herrschte kurz zwischen ihnen, bevor Kaoru hörbar einatmete. "Das Leben besteht aus Bergen und Tälern... Ich habe gelernt, die Berge nicht zu hoch und die Täler nicht zu tief gehen zu lassen... Vielleicht..." Er sah sie an. "...Vielleicht sollte ich aufhören, daran zu denken was ich zu verlieren habe... und anfangen, mich darauf zu konzentrieren, was ich bekommen kann...", "Was...?" Erstaunt und mit den Augen voller Tränen hob sie den Blick. Er wich ihrem aus. "...Ich weiß nur nicht, ob ich das schaffe... Wenn ich so drüber nachdenke... ich habe nichts mehr zu verlieren...", "Kaoru..." Jacky blinzelte ihn an und umarmte ihn dann plötzlich fest. Überrascht trat er zurück. "Was... was ist denn mit dir los?", "T-tut mir leid..." Sie drückte für einen Moment die Stirn an seine Schulter, dabei zitterte sie kaum merklich. Er sah auf sie hinab. "...Was auch immer passiert... ich verliere nichts und niemanden mehr... Nicht, wenn ich es verhindern kann...", "...Ich werde dir helfen", versprach sie leise und versuchte, sich zu fassen, als sie sich von ihm löste. "Egal was passiert. Solange ich bei dir bin.", "Huh...?" Er sah sie perplex an. "...Woher kommt das auf einmal?", "Ich will auch niemanden verlieren. Ich will stark genug sein, um die zu beschützen, die mir etwas bedeuten... Zu oft war ich zu langsam... Zu schwach..." Er wischte sich langsam über das Gesicht. "Gut. Okay...", "Ich will die Zeit nutzen, in der wir alle hier sind. Solange ich stark genug bin, lasse ich nicht zu, dass ihnen etwas passiert." Auch Jacky wischte sich über die Augen. "... Das ist ein großes Ziel. Du solltest zurückgehen... Mari wundert sich bestimmt, wohin du abgehauen bist.", "Kommst du mit? Soleil macht sich sicherlich auch Sorgen um dich.", "Ja... Melody auch." Er nickte und verließ dann das Zimmer.
Mari stand derweil auf der Tribüne. "Sie ist einfach abgehauen? Wohin?", "Richtung Ausgang", kommentierte Jayden und hatte sich aufgerichtet. "Du hättest sie sehen sollen. Sie war echt schnell.", "Jeez... Sie hätte mir wenigstens was sagen können", murrte Mari und sah zur anderen Tribüne. "...Sie ist wohl Kaoru gefolgt. Hm... Vielleicht treffe ich sie ja im Zimmer. Und ich gehe nochmal am Pokémon-Center vorbei... Immerhin muss ich meine Pokémon abgeben-", "Mari!" Jacky kam ihr entgegen. "E-entschuldige...", "Ah! Da bist du ja." Sie sah zu ihr. "Wenn man von Giratina spricht. Was war denn los?", "Ich habe mit Kaoru geredet..." murmelte die Blondhaarige gerade noch laut genug. "Es ist alles wieder in Ordnung.", "Okay. Wir gehen zum Pokémon-Center, yo?" Mari winkte Jayden zu. "Adios!", "Bis dann." Er nickte ihr zu und ging dann ebenfalls. 

Saviors of Tomorrow 3 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt