Pre-Legue-Kapitel: Ein ungemütlicher Zeitgenosse

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Jacky hielt die Luft an. Das, was Kaoru eben gesagt hatte, brachte sie fast dazu, die Fassung komplett zu verlieren. Sie zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und suchte Kaorus Blick. „...Was wäre, wenn wir einen Weg kennen würden, eure Unsterblichkeit zu brechen?", „Huh...?" Kaoru erwiderte ihren Blick. Kurz war er still, bis sich eine Hand auf seinem Oberschenkel zur Faust verkrampfte. „Schön wäre es... aber die Frage ist, ob Melody das auch... will. Wären wir nicht mehr unsterblich, müssten wir nicht mehr leiden und würden auch nicht mehr abgelehnt werden. Wir könnten ganz normal leben, ohne Angst und ohne uns zu verstellen oder zu lügen... Aber Melody hat Soleil schrecklich gern. Ich möchte Soleil auch nicht unbedingt alleine damit lassen. Ich würde alles darum geben, davon loszukommen. Ich... ich weiß nicht, was ich tun soll..." Dann faltete er die Hände auf den Knien und wich ihrem Blick wieder aus. „Oder ob es diese Möglichkeit überhaupt gibt...", „Es gibt einen Weg, um den Fluch aufzulösen. Du solltest mit Melody reden." Jacky streckte die Hand aus und legte sie auf seine, bevor sie sie leicht drückte. „... Ihr kennt einen Weg?" Kaoru sah sie wieder an. Überraschung spiegelte sich in seinem Blick wider und er zuckte bei der Berührung kaum merklich zusammen. „Kommt zu mir, wenn ihr euch sicher seid." Sie zog die Hand wieder zurück. „..." Kaoru sah kurz auf seine Hände. „... Okay. Einverstanden. Danke..." Als er den Blick wieder hob, huschte ein leichtes Lächeln über sein Gesicht. „...Ich kann verstehen, warum Soleil euch gut leiden kann. Und Melody auch. Ihr seid echt viel zu gut für diese Welt." Dann stand er auf. „Danke... für alles.", „Nicht der Rede wert." Mari legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Denk darüber nach.", „Das werde ich." Kaoru nickte. „Ich geh dann mal... Nachher sucht Mel noch nach mir. Bis später!" Er hob sie Hand. „Bis später!" Jacky winkte ihm nach, als er das Zimmer verließ. „..." Mari blickte zu Jacky. „Er hat gelächelt...", „Für ihn ist der Fluch wie eine Qual, Soleil sieht das als Chance... Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen würde.", „So, wie er sich angehört hat, will er nicht einmal mehr am Leben sein... Die Einsamkeit zerstört Kaoru... Wenn er seine Schwester nicht hätte, wäre er mit Sicherheit irgendwann durchgedreht... Aber er quält sich immer noch. Gesetzt der Fall Melody will bei Soleil bleiben.... Kaoru würde sie niemals allein lassen und sich weiter quälen. Aber selbst wenn Melody es auch will... Sie wollen Soleil nicht enttäuschen. Ich würde in seiner Situation nicht anders reagieren, denke ich... Ich würde genauso verzweifelt sein. Kaoru scheint.... mehr zerstört zu sein als Melody... Er tut mir so schrecklich leid.", „Wir werden sehen, wie sie sich entscheiden... Komm, lass uns weitergehen." Als Jacky an der Tür stand, winkte sie Mari zu sich. Diese nickte. „Ja. Ich komme." Sie lief zu ihr und warf einen Blick auf ihren Viso- Caster. „Du... wir haben nur noch eine Stunde Zeit.", „Das wird vorerst reichen, denkst du nicht?, „Hm. Wenn wir uns beeilen, ich denke schon. Dann mal los!", „Wo gehen wir zuerst hin?", „Es gibt hier so viel..." Nachdenklich lief Jacky neben Mari durch den Gang. „Wie wär's, wenn wir uns zuerst die Außenbereiche ansehen?" schlug Mari vor. „Gute Idee. Bestimmt treffen wir dort noch jemanden, den wir kennen. Viv zum Beispiel. Ich hab sie hier noch nirgends entdeckt.", „Ja, das ist wahr." Mari nickte. „Sie und Nami sind bestimmt draußen, sonst hätten wir sie schon-" Ein hochgewachsener Mann im teuren Anzug und zurück frisierten Haaren vor ihnen ließ die beiden innehalten. Er schien ungeduldig zu sein. Immer wieder lugte er auf seine Armbanduhr. „Was ist das denn für einer?" fragte Mari leise. Jacky zuckte ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung... vielleicht einer vom Rat?", „Meinst du...?" Sie musterten den Mann. Der reagierte nicht auf sie, deswegen räusperte Jacky sich. „Entschuldigung? Können wir Ihnen helfen?" Erst nach ihrer höflich gestellten Frage drehte er sich zu ihnen um. Ein fein geschnittener Bart überschattete sein Kinn, strenge graue Augen musterten sie wie die Augen eines Grypheldis. „Vielleicht könnt ihr mir helfen", antwortete er dann mit stahlharter, tiefer Stimme. „Ich suche-", „Nach uns. Stimmt's, Vater?" Eine ebenso harte, aber fast schon genervte Stimme antwortete. Hinter ihm traten Viv und ihre Schwester um die Ecke. Die Schwarzhaarige verschränkte die Arme, als sie den Mann sah. „Was willst du hier?" Ihre Stimme klang wie das Knurren eines erbosten Pyroleo-Weibchens. Nami lugte hinter ihrem Rücken hervor, traute sich aber nicht, zu sprechen. Der Mann schüttelte nur den Kopf. „Du solltest an deiner Haltung arbeiten, Vivian. Die Reise mit dir scheint Nanami auch nicht gutzutun. Ich habe dir gesagt, dass-", „Sei still! ...Sei still." Beinahe wäre Viv auf ihren Vater losgegangen, doch ihre Schwester hielt sie zurück, indem sie sich an ihren Arm klammerte. „Wenn du Nami mitnehmen willst, kannst du das vergessen. Sie bleibt bei mir. Komm, wir gehen." Sie wirbelte herum und lief mit Nami im Schlepptau davon. „Was.... war denn das?" fragte Mari verdutzt. „Das klang nach einem heftigen Familienstreit." Jacky war genauso verdattert wie sie. „Ehm... ich glaube, wir gehen dann mal..." Mari bewegte sich langsam weg. „Ich hoffe für euch, dass ihr nicht mit meinen Töchtern befreundet seid. Ihr Trainer verderbt sie nur noch weiter", spie der Vater in ihre Richtung.

„Was bitte hat der denn für ein Problem?!" knurrte Mari, als sie außer Reich- und Hörweite waren. „Was für ein Idiot!" Wütend stemmte Jacky die Hände in die Hüften. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so mies ist. Was ist sein Problem?", „Ich hab keine Ahnung! Offensichtlich hat er ein Problem mit Pokémon- Trainern. Was für ein Spinner. Er sah auch nicht gerade wie der netteste Mensch der Welt aus.", „Er sah für mich wie ein Bankangestellter aus, oder sogar wie ein Firmenbesitzer. Trotzdem gibt ihm das nicht das Recht, so mit uns umzuspringen!", „Oder mit seinen Töchtern", murrte Mari. „Viv sah echt so aus als wäre sie dem jeden Moment an die Gurgel gegangen.Wenn ich so jemanden zum Vater hätte, wäre ich ihm gegenüber genauso drauf, wie Viv eben. Alter, der hat uns angesehen wie Ungeziefer!", „Für ihn sind wir Ungeziefer", stellte Jacky fest. „Ich würde ihm am liebsten hinterherrennen und ihm meine Meinung geigen! Was erlaubt er sich?", „Dann tu's doch, ich halte dich nicht auf. Der Typ ist echt einer von der verachtenswerten Sorte!", „Wenn wir ihm jetzt nachgehen, könnten wir Viv und Nami noch mehr in Schwierigkeiten bringen." Jacky lockerte die Arme und seufzte. „Vielleicht finden wir die beiden später.", „Hmpf. Auch wahr... Also. Gehen wir nach draußen." Und damit verließen sie das Liga-Gebäude.  

Saviors of Tomorrow 3 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt