Kapitel 30

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Ich fiel Tay weinend in die Arme, auch er hatte ganz gerötete Augen und war etwas blass. „Endlich bist du da.“, wisperte er tränenerstickt und sah mich an. „Was ist denn überhaupt passiert? Wie geht es meiner Mutter? Kann ich zu ihr?“ Sam atmete tief durch, dann begann sie zu erzählen: „Ich wollte bei deiner Mutter vorbei um ihr zu sagen dass bei dir alles in Ordnung ist und du dich bei ihr melden wirst wenn du bereit dazu bist… Ich habe geklingelt doch es hat keiner aufgemacht, weil ich ein komisches Gefühl hatte bin um das Haus herum gelaufen und habe gesehen dass die Terrassentür offen stand. Ich habe nach deiner Mutter gerufen und bin durch’s Haus gelaufen und dann habe ich sie im Badezimmer liegen sehen. Sie lag reglos da und überall war Blut. Deine Mutter ist mit den Kopf gegen die Kante der Badewanne gefallen, ich habe dann sofort einen Krankenwagen gerufen und dann Tay.“ Ich war entsetzt. Vor meinem inneren Auge sah ich das Bild von meiner Mutter, wie sie in einer Pfütze aus rotem Blut in unserem Badezimmer lag. Ich fühlte mich so schuldig, wäre ich doch nicht davon gelaufen. Mir stiegen erneut die Tränen in die Augen und ich versuchte mich zusammen zu reißen. „Kann ich zu ihr?“, fragte ich Sissi und sah verunsichert zu den Zimmern der Intensivstation. Sissi schüttelte den Kopf, dann nickte sie langsam. „Ich darf nicht rein, nur Verwandte dürfen rein. Du musst da klingeln, dann kommt jemand.“, sie deutete auf einen gelben Knopf an der Wand. Justin ging herüber und drückte auf den Knopf. Wenig später kam ein älterer Arzt, in einen langen weißen Mantel zu uns. „Was gibt es denn?“, fragte er und sah uns drei fragend an. „Ich bin die Tochter von Frau Weber und das ist mein Bruder… Können wir zu ihr?“ Der Arzt runzelte die Stirn, dann nickte er langsam und öffnete mir die Zimmertür. „Dürfen meine Freunde mit?“ ich sah den Arzt an. Er hatte graue, müde Augen. „Eigentlich.“, meinte er, „nur enge Verwandte. Ich sah ihn flehend an. „Maximal zwei.“, murmelte er dann, winkte uns zu und ging mit rauschenden Schritten den Flur hinunter. Ich sah abwechselnd zu Justin und Sissi. „Geht ihr zusammen, ist okay. Ich warte hier.“, wisperte Sissi und versuchte zu lächeln daraufhin erklärte sich Tay bereit mit Sissi zu warten. Ich stand in der Tür und griff nach Justin’s Hand. Gemeinsam betraten wir das Zimmer. Meine Mutter lag ganz still da, die Hände neben den Körper gelegt. Ihr Gesicht war merkwürdig grau und ihre Lippen ganz weiß. Justin und ich setzten uns neben ihr Bett. „Mama.“, jammerte ich, „was machst du denn? Was machst du denn für Sachen?“, ich streichelte ihre Hand und hoffte darauf dass sie jeden Moment die Augen aufschlug. Doch sie bewegten sich nicht. Alles blieb still und regungslos. „Mama, bitte. Es tut mir leid, so leid.“, sagte ich tränenerstickt. Ich konnte den Raum nicht mehr wahrnehmen, ich sah alles nur noch unter einen Tränenschleier. Justin drückte mich an sich und redete leise auf mich ein, das beruhigte mich etwas. Dankbar küsste ich Justin auf die Wange. Wir blieben noch ein paar Minuten, bevor wir gingen versprach ich meiner Mutter am nächsten Tag wieder zu kommen. „Dann bringe ich dir Tulpen mit, die magst du doch so gerne.“, meinte ich als ich den Raum verlies und mich noch einmal zu meiner Mama umdrehte. 

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