Schon einmal vorweg vielen Dank an Talaras, der dieses Mal ein super Bild von Lendoran in seiner Drachengestalt gezeichnet hat.
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Gehetzt liefen sie durch die Straßen und Gassen von Mitradi. Ständig schauten sie zurück, auf der Suche nach Verfolgern, aber niemand war hinter ihnen. Bis jetzt jedenfalls. Der Burg waren sie schon vor einiger Zeit entkommen, aber es galt noch immer die Stadtmauer zu überwinden, die sich zwischen der Stadt und den Hafenanlagen erhob. Straße um Straße durchquerten sie, und Denor konnte nur hoffen, dass Malin wusste, wohin er sie führte, denn seine Kräfte schwanden zusehends. Lika stützte sich immer mehr auf ihn, sackte in seinen Armen nach und nach in sich zusammen. Immer wieder rannen Tränen über ihr schmerzverzerrtes Gesicht, doch nicht ein einziges Mal bat sie um eine Pause, um wieder zu Kräften zu kommen, nicht ein einziges Mal stockten ihre Schritte, auch wenn sie immer langsamer wurden.
Immer wieder kehrten Denors Gedanken zu ihren beiden Gefährten zurück, die sie innerhalb der Burg zurückgelassen hatten. Was hat Lendoran vor? Gelingt es ihm, sich uns wieder anzuschließen, oder verfolgt er einen ganz anderen Plan und lässt uns ohne Hilfe zurück? Wieder einmal schwirrten ihm die Fragen über den mysteriösen Elfen durch den Kopf und auch die Zweifel, die Delos vor ihrer Gefangennahme in ihm geweckt hatte, meldeten sich zu Wort. Hat er uns verraten? Störrisch versuchte er diesen Gedanken zu unterdrücken und stattdessen wanderten seine Gedanken zu Gardan, der noch immer sein Leben riskierte, um das ihre zu retten. Was sehen sie in mir, dass sie so viel auf sich nehmen, um mir zu helfen? Und sind sie selber nicht viel besser geeignet? Was hat er schon gegenüber einem erfahrenen Kampfmagier und einen jahrtausende alten Elf zu bieten?
Ohne das er es hätte verhindern können, schob sich ein Erinnerung vor sein inneres Auge: Siegessicher stand Delos in ihrer Zelle und schaute herablassenden auf den kampfbereiten Elfen. Er hatte dieselbe Frage gestellt, über die Denor bereits ihre gesamte Flucht nachdachte. Was haben diese beiden Menschen an sich? Doch Lendoran hatte es vorgezogen, der Frage auszuweichen, und sie unbeantwortet stehen zu lassen. Was erwartet er von mir? Auch dieses Mal blieb diese Frage ohne eine Antwort, als Malin sich am Ende einer Gasse im Schatten eines Türsturzes verbarg.
„Das Hafentor, es stehen vier Wachen davor“, klärte er Denor und Lika auf: „Sie scheinen noch nichts von der Aufruhr in der Burg mitbekommen zu haben, die Tore stehen noch immer offen.“ Skeptisch wanderte Denos Blick über ihre kleine Gruppe, begutachtete Malins Platzwunde und Lika, die sich kaum auf den Beinen halten konnte. So wird man uns niemals durchlassen. Schnell ging er zu seinem Gefährten und nur wenige Augenblicke später blieb nur noch unversehrte Haut an der Stelle zurück, an der eben noch eine auffällige Platzwunde gewesen war. Dies war allerdings der einfache Teil, denn solche oberflächlichen Wunden waren vergleichsweise leicht zu heilen. Abgesehen vom Energieaufwand waren kaum Kenntnisse über die Anatomie des Menschen vonnöten. Anders verhielt es sich da bei einem komplizierten Bruch, wie dem von Lika. Die Knochen zu richten und wieder richtig zusammenzufügen war eine Aufgabe, der sich Denor nur in einer ruhigen Umgebung und gut ausgeruht zutraute.
„Wir müssen weiter“, meinte Malin: „An Likas Arm können wir nichts ändern.“ Auch wenn er wusste, dass Malin recht hatte, folgte Denor ihm nur widerstrebend. Welche Wachen würden uns in so einem Zustand durchlassen? Doch sie hatten keine Zeit mehr und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Risiko einzugehen. Ohne noch weiter zu zögern, gingen sie auf das Tor zu und aufgrund der wenigen Personen, die auf dem kleinen Vorplatz unterwegs waren, erregten sie bereits nach wenigen Schritten die Aufmerksamkeit der Wachen. Wie nicht anders zu erwarten senkten sich die Hellebarden und versperrten ihnen den Durchgang. „Halt“, sagte eine der beiden Wachen, die ihnen den Weg versperrte: „Wohin wollt ihr?“ Langsam wanderte der Blick des Soldaten über ihre Verletzungen und dreckige Kleidung und Denor bedankte sich im Stillen dafür, dass die Blutflecken auf dem dunklen Stoff seiner Kleidung nicht als solche zu erkennen waren.
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Im Bann der Delani
FantasyEin Krieg endet, und ein neuer beginnt. Während die Witwen noch um ihre verstorbenen Ehemänner trauern, ziehen ihre Söhne bereits demselben Schicksal entgegen. Frieden ist nicht mehr als eine Erinnerung in den Köpfen der Menschen, Zwergen und Elfen...