7. Kapitel - Wiederkehr und Untergang

590 52 40
                                    

Erschöpft zügelte Denor sein Pferd am Waldrand und Lendorans hielt ohne einen Befehl neben ihm. Langsam ließ er seinen Blick über die immer gleich bleibende Landschaft schweifen. Getreidefelder, ein Wäldchen, vielleicht einmal ein kleines Dorf und noch mehr Getreidefelder. Doch dieses Mal gab es einen Unterschied, denn nicht mehr weit von ihm entfernt erhoben sich die steinernen Mauer einer kleinen Burg aus der wogenden gelben Masse des Getreides. Den Namen des Dorfes, welches nicht weit von der Burg entfernt lag, hatte er wieder einmal vergessen, obwohl man ihm diesen ständig erzählt hatte.

Hoffnungsvoll drückte Denor seine Fersen in die Flanke seines Tieres und langsam setzte es sich in Bewegung, Lendorans folgte wie immer unaufgefordert. Der Weg führte den kleinen Hügel hinab, auf dem er bis eben noch stand und dann ebenerdig immer gerade aus, bis er das Dorf erreichte. Nach nicht einmal einer halben Stunde erreichte er die ersten Häuser und ritt unbeirrt daran vorbei, selbst das kleine Gasthaus des Dorfes ließ er links liegen, obwohl dies einiges an Willenskraft von ihm abverlangte. Dann stand er endlich vor den Toren der, aus der Nähe betrachtet langenichtmehr so eindrucksvollen Burg und schlug ungeduldig mit der bloßen Faust auf das dunkle Holz des Tores ein. Denor stieg von seinem Pferd und wartete unruhig, bis endlich eine kleine Luke innerhalb des Tores geöffnet wurde, hinter der ein bartloses Gesicht eines jungen Soldaten auftauchte.

„Hallo De… äh… Wer bist du und was willst du hier?“, schnell schluckte der Junge die Begrüßung herunter und warf ihm die Worte an den Kopf, die ihm aufgetragen worden waren. Besucher waren hier nicht gerne gesehen und selbst bekannten Gesichtern begegnete man skeptisch. Doch Denor ließ sich davon nicht abschrecken, denn er wusste den Grund für diese Abweisung. Wenn man verfolgt wird kann man sich keine Freundlichkeit gegenüber Fremden erlauben. Ein kurzer Blick über die Schulter, dann leuchtete die Fingerspitze seines rechten Zeigefingers auf und er malte das Zeichen der Magie in die Luft. Zuerst einen Kreis, welcher dann von einem in sich verschlungenen Kreuz ausgefüllt wurde. Die bemüht ernste Miene des Jünglings hellte sich auf und er sagte, während er eine kleine Tür innerhalb des großen Tores öffnete: „Komm rein Denor. Bist du verfolgt worden?“ Selbst jetzt war er noch Misstrauisch und das nicht ohne Grund. Zu oft sind die Menschen, die sich in dieser Burg verstecken verfolgt, verraten und getäuscht worden.

„Wo hast du denn das Pferd her?“, fragte der Junge neugierig mit einem merkwürdigen Blitzen in den Augen, als Denor Lendorans Pferd als zweites durch die Tür führte. Die Hoffnung ist noch nicht gestorben. Er gestattete sich ein kurzes Lächeln bevor er antwortete: „Ich hab keine Zeit für Erklärungen. Weißt du wo Gardan ist?“ Denor versuchte seine Stimme so hoffnungsvoll wie möglich klingen zu lassen, scheiterte allerdings kläglich an dem Versuch. „Sie sitzen in der großen Halle beim Essen. Was ist denn los?“, der traurige Unterton entging Denor keineswegs. Die Hoffnung schien genauso schnell gestorben zu sein, wie sie gekommen war. Bin ich so wenig überzeugend? So sehr es ihm auch leid tat, den Soldaten nicht aufklären zu können, musste er doch weiter. Im Moment gab es wichtigeres.

„Sag ihm, dass er sofort in die Küche kommen soll, Es ist wichtig!“ Er hatte weder Lust mit dem Bewusstlosen Elfen in die große Halle zu stürmen, in der alle nur im Weg rumstehen würden, noch wollte er die Treppe zum Wohnbereich hochsteigen. Also war die einzige Alternative die Küche, da sie immerhin einen großen Tisch als Liege für Lendoran besaß. Schnell warf er die Zügel seines Pferdes einem in der Nähe stehenden Knappen zu und zog den, noch immer in seiner Decke eingewickelten Elfen vom zweiten Pferd. Nur einen Augenblick nachdem Denor Lendoran auf dem Küchentisch abgelegt hatte, kam auch schon Gardan, Denors Meister herein.

„Was ist denn los, dass du mich am Essen hinderst?“ fragte dieser mit einem freundlichen Lächeln. Der Magier Meister war ein bereits in die Jahre gekommen, zierlicher Mann, der aber trotzdem erstaunlich stark und trainiert war. In seinen jungen Jahren trug er sogar den Titel eines Kampfmagiers und konnte somit nicht nur mit Magie sondern auch mit dem Schwert umgehen. Seine immer noch von Leben strahlenden Augen wurden groß, als er die Decke vom leblos da liegenden Körper zog. „Ein Elf…“, es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Gardan seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und mit leiser Stimme fortfuhr: „Ist das…Ist das Lendoran?“ Bei seinen letzten Worten hatte er seinen Blick vom Körper des Elfen abgewendet und schaute nun Denor vollkommen entgeistert an. Denor wollte etwas erwidern, doch plötzlich zuckte Gardans Blick ruckartig zu Lendoran zurück.

Im Bann der DelaniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt