Missmutig betrachtete er die wässrige Suppe, in der vereinzelt unidentifizierbare Klumpen schwammen. Nachdem seine Männer gestern bei ihrer Ankunft sämtliche Speisekammern der Gehöfte geplündert hatten, war das alles, was zum Frühstuck übrig blieb. Schnell schlang Tealon ein paar der Klumpen herunter und ließ den Rest stehen. Den verletzten Blick der Bauernfrau ignorierend stieß er die Tür zum Innenhof auf und trat mit eingezogenen Kopf unter dem Türsturz hindurch. Selbst Schuld wenn man stundenlang in der Küche steht und dann sowas dabei rauskommt. „Ser, er hat den Wald verlassen, aber der Elf ist nicht mehr bei ihm.“ Wütend wandte er sich dem Soldaten zu. Erst schlechtes Essen und dann auch noch dämliche Soldaten. Womit hatte er das verdient? „Hatte der Mensch ein zweites Pferd bei sich?“, fragte Tealon unfreundlich. „Ja, Ser“, kam die verunsicherte Antwort. Der Junge Soldat schaute beschämt zu Boden, er ahnte, dass er etwas falsch gemacht hatte.
„Alles klar Männer. Wir brechen auf!“ Er machte sich nicht die Mühe den Späher über seinen Fehler aufzuklären. Als ob er den Elfen zurücklassen und das Pferd mitnehmen würde. Tealon hatte den gesamten Nachmittag warten müssen, bis er diese Nachricht erhielt. Er hatte keine Ahnung was die beiden dort so lange getrieben hatten, aber es war ihm auch egal. Mit energischen Schritten und froh darüber endlich etwas tun zu können durchmaß er den Innenhof und seine beschlagenen Stiefel verursachten ein ekelerregendes Schmatzen, wenn er sie aus dem Matsch hob. Der einst festgetretene Boden war von den dreißig Pferden seiner Kompanie vollkommen umgegraben worden und der zerstörte Wassertank tat sein übriges. Der Person, die er suchte, lehnte an der Wand des Stalles und betrachtete amüsiert, wie sich die Soldaten durch den Matsch kämpften. Es war ein Mann mittleren Alters, den Tealon um mehr als einen Kopf überragte. Seine Erscheinung war eher unscheinbar und wenn man es nicht wusste, würde man ihn nie für den mächtigsten Magier des Trupps halten. Er stand auf einem der wenigen noch trockenen Stellen und sein Pferd war bereits gesattelt und bereit zum Aufbruch.
„Morgen, Ser“, begrüßte er ihn mit einem süffisanten Lächeln. Jeden anderen Untergebenen, der ihn so behandelte, hätte er schon längst gezüchtigt, doch Cabras war zu wichtig für ihren Auftrag und außerdem ein Günstling des Königs. Seine Mundwinkel hoben sich das erste Mal an diesem Tag, als er sich ausmalte, wie Cabras schreiend von Peitschenhieben getroffen wurde. Eines Tages wirst du blutend vor mir knien und um Gnade winseln, schwor Tealon sich im Stillen. „Könnte der Elf an dem Gift gestorben sein?“, herrschte er den noch immer belustigt grinsenden Mann mit eisiger Stimme an. Cabras war das perfekte Opfer um seine schlechte Laune abzulassen. „Es ist erstaunlich, dass er sich überhaupt so lange dagegen wehren konnte, aber wenn der Jüngling auch nur einen Hauch Verstand besitzt und außerdem wirklich ein Magier ist, dann sollte er den Elfen am Leben erhalten können“, dabei warf er einen kurzen Blick zu dem Ritter, der einen grünen Baum als Wappen auf der Brust trug, welcher gerade fluchend zwischen den Soldtaten sein Pferd sattelte, als ob er an dessen Aussage bezüglich der magischen Fähigkeiten des Jungen zweifelte.
Auch Tealon hoffte, der Gesundheit des Ritters zuliebe, dass dessen Aussagen stimmten. Einen weiteren Fehler konnte dieser sich nach seinem missglückten Angriff nämlich nicht erlauben. Alleine dafür, dass er den Elfen vergiftet hatte, hätte ich ihn gehängt und nicht nur zu einem einfachen Soldaten degradiert. Allerdings fehlten im dafür die nötigen Befugnisse und er hatte keine Lust, den König gegen sich aufzubringen. Tealon beendete auch dieses Gespräch ohne eine Antwort, er war im Moment wirklich nicht in Stimmung sich mit Leuten wir Cabras abzugeben. Er ließ sich von einem Soldaten die Zügel seines Pferdes reichen und schaute sich ungeduldig um, ob endlich alle für den Aufbruch bereit waren.
„Wohin ist er geritten?“, fragte er den Soldaten, der ihm die Nachricht überbracht hatte. Doch bevor dieser etwas sagen konnte, antwortete Cabras: „Er müsste bald die große Handelsstraße erreichen.“ Tealon hatte keine Ahnung woher dieser verfluchte Magier dies schon wieder wusste, aber es war ihm auch egal. Er hatte sich noch nie sonderlich für Magie interessiert und nur weil sie zwei Magier verfolgten und ein großer Teil seiner Kompanie aus Magiern bestand würde sich das auch nicht ändern. Er suchte zwei Soldaten aus, welche den Menschen und den Elfen in seinem Gepäck verfolgen sollten und beide preschten augenblicklich los. Der zurückgebliebene Teil der Kompanie ließ es um einiges ruhiger angehen, sie würden außer Sichtweite folgen, um kein Aufsehen zu erregen. Im Gegensatz zu diesem unnützen Ritter hatte er nicht vor, dem Elfen zu töten. Er würde abwarten, ihnen folgen und erst zuschlagen, wenn er in seinen Unterschlupf gekrochen war. Denn dann würde er nicht nur einen einzigen Elfen und einen Menschenmagier töten, sondern hoffentlich die gesamten Überreste seiner Magierakademie.
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Im Bann der Delani
FantasyEin Krieg endet, und ein neuer beginnt. Während die Witwen noch um ihre verstorbenen Ehemänner trauern, ziehen ihre Söhne bereits demselben Schicksal entgegen. Frieden ist nicht mehr als eine Erinnerung in den Köpfen der Menschen, Zwergen und Elfen...