Miriam erhob sich gähnend aus ihrem kuscheligen Bett, als ihr Wecker läutete. Wie gerne hätte sie noch weiter geschlafen.
Doch als sie die Vorhänge aufzog und das Fenster öffnete, wurde sie vollständig entlohnt. Dunkle Wolken hatten sich über die weiten, grünen Wiesen geschoben, auf denen die Pferde grasten.
Vereinzelte Nebelfetzten hingen in der Luft. Ihr eigenes Pferd, die braune Stute Bella stand bei den anderen Pferden und mampfte ihr Gras.
Sie sah ihren Vater der bereits dabei war die Pferde von der Wiese zu holen.
Aufgeweckt zog sich an und lief die Treppe runter in die Küche. Ihre Mutter und ihr kleiner Bruder sassen bereits am Küchentisch.
„Morgen, Schatz", begrüsste ihre Mutter sie lächelnd und schenkte ihr warmen Kakao ein.
Ihr kleiner Bruder grinste:" Na, hast du einen Kater?", fragte er frech.
Miriam funkelte ihn an, als sie sich setzte:"Pssst, sei still."
Ihre Mutter sah sie verwundert an:" Ich dachte du und Samira wärt ins Kino gegangen und danach noch etwas essen gewesen?"
„Ja, das waren wir auch", log Miriam und warf Oliver einen warnenden Blick zu.
Doch ihr zwölfjähriger Bruder konnte seine Klappe natürlich nicht halten:" Bist du dir sicher? Ich war gestern mit Tim am See und da fand ganz offensichtlich eine Party statt, an der du zufälligerweise auch Teil hattest. Oder hab ich mich da getäuscht?", er grinste sie blöd an.
Miriam knirschte mit den Zähnen und wandte dann sich ihrer Mutter zu:" Mama, ich kann das erklären..."
Doch zu ihrer Überraschung lachte ihre Mutter:" Das ist alles? Na, ich hoffe ihr hattet Spass. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass du langsam anfängst in eine etwas wildere Phase zu kommen. Du kannst dich ja nicht immer nur mit Samira und den Pferden beschäftigen."
Miriam sah sie verwirrt an:" Wieso? Was soll daran auszusetzen sein?"
Ihre Mutter grinste:" Nichts natürlich, aber ich bin trotzdem neugierig wann du und mal ein Individuum der männlichen Spezies vorstellst, das möglichst nicht wiehert."
Miriam merkte, wie sie rot anlief. Schnell griff sie sein ein Brot aus dem Brotkorb und begann fahrig damit es mit Butter zu bestreichen.
Oliver neben ihr lachte schallend und versprühte dabei Brotkrümel:" Genau Miri, stell uns doch mal deinen Freund vor. Oh Moment, du hast ja gar keinen."
„Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, stopfe ich es dir mit deinem Honigbrot."
„Und dann holst du deinen Freund damit er mich verkloppt?", Oliver liess sich nicht beirren.
„Oliver, hör sofort deine Schwester zu ärgern", fuhr ihre Mutter ihn an, doch es war zu spät.
Miriam platzte der Kragen. Sie stand auf und lief rasend auf ihn zu. Doch Oliver war darauf gefasst und hüpfte schnell von seinem auf. Miriam verfolgte ihn um den Tisch, bevor er aus der Tür rannte und in den Hof lief.
„Warte nur bis ich dich in die Finger kriege, Oli!", rief sie ihm hinterher als sie stehen blieb.
Seufzend ging sie zurück zum Tisch und liess sich auf den Stuhl sinken.
Ihre Mutter sah sie mitleidig an:" Sei nicht allzu wütend auf ihn, du weisst ja wie er ist. In seinem Alter macht man nun mal Witze über solche Themen."
Miriam schüttelte den Kopf. Sie war eigentlich nicht wirklich wütend auf ihren Bruder. Aber seine Worte hatten bei ihr einen Nerv getroffen. Schon oft hatte sie sich gefragt, wann sie denn nun endlich einen Jungen kennenlernen würde der sie mochte. Die meisten Mädchen in ihrer Klasse, bis auf Samira und Jennifer hatten bereits einen Freund. Allerdings zählte die Aussenseiterin Jennifer nicht wirklich und Samira behauptete beständig, dass eine Beziehung reine Zeitverschwendung wäre. Aber Miriam war da anderer Meinung. Oft schon hatte sie für einen Jungen geschwärmt, doch leider hatte bisher kein einziger von ihnen jegliches Interesse an ihr gezeigt. Das Liebesgeständnis von Jona war leider auch nicht das, was sie sich erträumt hatte. Sie mochte Jona eben nur als Freund und nicht mehr. Wahrscheinlich würde sie eines Tages als alte Jungfer sterben. Das ihre Mutter dieses Thema nun ansprach, machte das Ganze nur noch schlimmer.
Sie schien so niederschlagen auszusehen wie sie sich fühlte, denn ihre Mutter meinte:"Oh, Schatz es tut mir leid. Ich bin blöd so etwas zu sagen. Es ist völlig egal, ob und wann du einen Jungen mitbringst. Du bist perfekt, so wie du bist."
„Das will ich auch hoffen. So eine Tochter, wie mich wünscht sich schliesslich jeder", meinte Miriam sarkastisch. Es hatte keinen Sinn darüber Trübsal zu blasen, ausserdem war die Situation ja nicht ganz aussichtslos.
Ihre Mutter lachte und umarmte sie kurz:" Es wird langsam Zeit. Du solltest noch deinem Vater helfen die Pferde reinzubringen."
Miriam schreckte hoch, als sie auf die alte Standuhr blickte.
Rasch griff sie sich ihr halbwegs beschmiertes Brot und machte sich auf, zu den Ställen.
Ihr Hof grosser lag etwas abgelegen, hinter dem Wald, umgeben von lauter Wiesen. Er war der Ganze stolz ihre Familie. Hier, fanden Kühe, Schafe, einige Hühner und lauter Katzen ihr Zuhause. Ausserdem vermieteten sie Boxen an Pferdehalter. Miriams Mutter war Reitlehrerin und ihr Vater Bauer. Die ganze Familie half tatkräftig im Betrieb mit.
Sie sah Oliver mit einer Heugabel im Stall, wie er den Kühen, ihr Futter in die Raufen gab.
Seine Worte schienen ihr jetzt völlig belanglos. Schliesslich gab es Hoffnung. Sie hatte am Wochenende angefangen mit einem Jungen zu schreiben, den sie im Internet kennengelernt hatte. Er schien nett zu sein und hatte sie für das nächste Wochenende ins Kino eingeladen. Miriam ertappte sich dabei, wie sie sich ihr erste Date ausmalte. Sie konnte es tatsächlich kaum abwarten, ihn zu treffen.
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The devil is a dreamer * Episode 2: Vermisst*
ParanormalDie Schüler der Klasse 3B sind jung und übermütig. Sie haben das Leben noch vor sich, handeln unüberlegt. Die perfekten Opfer also. Ihnen steht ein Schuljahr bevor, dass sie alle verändern wird. Der zweite Teil der Serie