Florian erwachte komplett verschlafen, nachdem er den Wecker mindestens fünfmal auf schlummern gestellt hatte. Benommen torkelte er ins Bett und spritze sich kaltes Wasser ins Gesicht um wach zu werden. Sein Kopf dröhnte.
In Spiegel sah er seine hellbraunen Locken in alle Richtungen abstehen. Er zog eine Grimasse und grinste, was seine bernsteinfarbenen Augen zum leuchten brachte.
Geruhsam putze er sich die Zähne, bevor er gähnend zurück in sein Zimmer ging.
Wahllos fischte er irgendwelche Klamotte aus seinem Schrank und packte dann seinen Rucksack.
Als er hinunter in die Küche ging, sass seine gesamte Familie bereits am Tisch.
Sein Bruder Joshua hatte sich lässig in seinem Stuhl zurückgelehnt. Er hatte sein Tablet vor sich und flüsterte konzentriert Formeln vor sich hin, während er ein Joghurt ass. Joshua studierte im zweiten Jahr Physik und Florian zog ihn gern damit auf, indem er ihn Herr Professor nannte.
Seine kleine Schwester Lily sass still da und löffelte ihr Müsli, während sie in einem ihrer geliebten Bücher las. Sie hatte ihre roten Haare zu einem Pferdeschwanz hochgebunden und sie mit glitzernden Haarspangen befestigt, was ihr zartes Gesicht zur Geltung brachte. Florian konnte nicht glauben, dass sie bereits elf Jahre alt war. Sie sah viel jünger aus.
„Guten Morgen, mein Sohn. Darf ich anmerken, dass du ziemlich müde aussiehst", sein Vater spähte lächelnd hinter einer grossen Zeitung hervor.
„Dein Vater hat recht. Hast du überhaupt geschlafen?", seine Mutter zog misstrauisch die Augenbrauen nach oben.
Florian zuckte bedauernd mit den Schultern:" Nein, ich war so aufgeregt, weil die Schule wieder losgeht."
Sein Vater und seine Mutter lachten.
„Was meinst du Joshua? Du warst doch gestern Abend zuhause. Sagt dein Bruder die Wahrheit, oder war er womöglich noch länger unterwegs?", fragte sein Vater schelmisch.
Joshua sah auf und meinte:" Hat uns Florian, bis auf die gefühlt zehntausend Mal, jemals angelogen...?"
„Ich würde es nicht als lügen bezeichnen. Eher als Umwandlung der oftmals harten Realität in eine zufriedenstellende Illusion", fiel Florian ein und lehnte sich an den Küchentresen.
„Pssst, ich versuch dich hier gerade zu verteidigen, also halt gefällst die Klappe", wies Joshua an.
Florian salutierte:" Jawohl, Herr Verteidiger."
Lily kicherte und blickte gespannt von ihrem Buch auf. Sie liebte es wenn ihre Brüder Blödsinn machten.
„Also, wie gesagt, statistisch gesehen lügt Florian wahrscheinlich die ganze Zeit, allerdings aufgrund eines höher zu wertenden Aspektes des Schutzes und der Belustigung seines Gegenübers, deshalb fordere ich unter Betrachtung der Umstände eine gemilderte Strafe für den Angeklagten."
„Was?! Nur gemildert?! Für was bezahl ich dich eigentlich", gespielt erzürnt verwarf Florian die Hände.
„Du bezahlst mich gar nicht", erinnerte Joshua.
„Hmm...stimmt", Florian grinste.
Seine Mutter lachte:" Okay, gut jetzt da wir uns die Verteidigung angehört habe, glaube ich, dass wir auf Freispruch plädieren können. Was meinst du, Schatz?", sie legte ihre Hand auf die Schulter ihres Mannes.
Dieser nickte:" Ganz meine Meinung."
„Sehr gut, es ist nämlich höchste Zeit für uns zu gehen."
Florians Eltern erhoben und verabschiedeten sich der Reihe nach von ihren Kindern.
„Habt einen schönen ersten Schultag", rief seine Mutter noch aus dem Flur, bevor die Tür ins Schloss fiel.
Gleich darauf ging Florian zum Kühlschrank und kramte ein paar Utensilien daraus hervor.
„Was hast du vor?", fragte Joshua, als er Cola, einen Energy Drink und Orangensaft auf den Tresen stellte.
„Medizin herstellen. Das wird mein ultimativer Anti-Kater Drink."
Kopfschütteln sah Joshua zu wie er die Getränke in den Mixer schüttete.
Florian fügte noch Spinat, eine halbe Zitrone und etwas Ingwer hinzu, bevor er den Mixer anstellte.
Das Getränk bekam eine hässliche braune Farbe.
„Sieht appetitlich aus. Du solltest Patent darauf anmelden", Joshua grinste.
„Medizin muss nicht gut schmecken solange sie wirkt", belehrte ihn Florian während er das Gebräu in eine Flasche abfüllte.
„Wieso probierst du nicht Mamas Highlighter aus? Sieh sagt das hilft, wenn man müde aussieht",meldete sich Lily mit ihrer zarten Stimme zu Wort.
„Danke, Schwesterchen aber ich hatte meinen Glow-up schon mit dreizehn. Ausserdem glaub ich nicht, dass Frankenstein jemals das Bedürfnis gehabt hat wie eine gigantische Discokugel auszusehen."
Er schnappte er sich seinen Rucksack und verabschiedete sich bei seinem Bruder mit einem Handshake:" Herr Professor, Danke Ihnen für ihre Hilfe."
„Keine grosse Sache", Joshua zuckte bloss mit den Schultern.
Dann verbeugte sich er sich vor seiner Schwester.
„Wir sehen uns heute Abend, kleine Elfe"
Sie lächelte ihr niedliches Lächeln und ihre braunen Augen leuchteten, als er sie bei ihrem Spitznamen nannte, den er sich eigens für sie ausgedacht hatte.
Florian trat in den Flur und schnappte sich sein Skateboard und die Schlüssel.
„Rocky, komm wir müssen los!"
Sein Grau-brauner Border Collie kam freudig angesprungen und gemeinsam verliessen sie das Haus.
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The devil is a dreamer * Episode 2: Vermisst*
ParanormalDie Schüler der Klasse 3B sind jung und übermütig. Sie haben das Leben noch vor sich, handeln unüberlegt. Die perfekten Opfer also. Ihnen steht ein Schuljahr bevor, dass sie alle verändern wird. Der zweite Teil der Serie