Tarek lag rauchend in seinem Wagen, hörte Musik und ass Chips. Er langweilte sich schrecklich. Nachdem er praktisch den ganzen Tag seinen Rausch ausgeschlafen hatte, war er jetzt hellwach.
Er hätte sich die Zeit gerne mit Videos oder irgendwelchen Spielen vertrieben, aber sein Handyakku war längst leer. Er hätte es Elias mitgeben sollen, damit dieser es über die Nacht für ihn einsteckte.
Tarek fragte sich wie es weitergehen sollte. Er hatte jetzt eine Übergangslösung gefunden, doch so konnte es nicht bleiben. Er hatte kein Geld um sich etwas zu essen und zu trinken zu kaufen und er konnte unmöglich immer Elias anpumpen. Ausserdem würde es jetzt langsam immer kälter werden und sobald die Batterie aufgebraucht wäre, würde er nicht nur das Radio nicht mehr benutzen können, sondern auch die Heizung und die Klimaanlage würden dann ausfallen. Hier, in der Fabrikhalle konnte er auch nicht bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er entdeckt werden und auffliegen würde. Sie würden ihm bestimmt das Auto wegnehmen und darauf hatte Tarek definitiv keinen Bock. Das Auto war momentan das einzige was er noch hatte.
Tarek entsorgte den Zigarettenstummel in einer leeren PET Flasche und griff nach seiner Zigarettenpackung um sich eine neue anzuzünden. Er fluchte als er feststellte, dass die Packung schon wieder leer war.
Wütend warf er sie von sich.
Niedergeschlagen liess er sich auf den Sitz zurückfallen.
Da hörte er plötzlich, wie eine Tür ins Schloss fiel. Sogleich richtete sich auf. War gerade jemand hereingekommen? Hatte man ihn entdeckt?
Er beeilte sich die Musik abzudrehen. Es war jetzt beängstigend still. Tarek schnappte sich argwöhnisch eine grosse Flasche Wasser und stieg aus. In der schäbigenFabrikhalle war es düster. Nur wenig Licht drang durch die wenigen kleinen Fenster.
Misstrauisch sah er sich um. Als er hinter sich ein Geräusch hörte fuhr er herum, doch da war nichts.
Tarek kniff die Augen zusammen und hielt die Flasche schützend hoch.
Da schnellte etwas rasant aus der Dunkelheit auf ihn zu und stiess ihn heftig gegen das Auto. Die Wasserflasche fiel krachend zu Boden und rollte davon.
„Gina", entfuhr es ihm als er in ihre dunkelbraunen Augen sah.
Sie hielt ihn gegen das Auto gedrückt und blickte ihn abschätzig an:" Ich hab dich gesucht, du Penner. Aber ich hätte mir denken können, dass du dich hier herumtreibst."
Er grinste:" Hast du mich schon vermisst?"
Wut blitze in ihren Augen auf. Sie stiess ihn noch einmal heftig gegen das Fahrzeug. Die Karosserie der Tür drückte sich in Tarek's Rücken.
„Hey, sachte Tiger."
„Du solltest besser die Klappe halten, Kleiner. Ich bin heute ziemlich schlecht gelaunt", schnaubte sie.
Er grinste erneut:" Vielleicht kann ich das ja ändern."
Sie lächelte plötzlich:" Glaub mir, das wirst du."
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen erfasste sie seinen Arm und drehte ihn brutal auf seinen Rücken.
„Warum bist in mein Haus eingebrochen?!", fragte sie gereizt.
Tarek stand mit vor schmerzverzerrtem Gesicht vornübergebeugt da:" Au, Gina du tust mir weh!"
„Ich hab dich etwas gefragt", meinte sie ungerührt und verdrehte seinen Arm noch weiter.
„Verdammt, ich bin nicht bei dir eingestiegen. Warum sollte ich das auch tun?", meinte er verzweifelt.
„Ach, und wer soll es dann gewesen sein?", sie schien ihm nicht zu glauben und hielt ihn weiter fest.
Tarek biss die Zähne zusammen:" Frag doch deinen Bruder", presste er hervor.
„Meinen Bruder?", fragte sie verblüfft und lockerte ihren Griff.
„Ja, Jannick so heisst dein Bruder doch, oder?", meinte Tarek selbstsicher, als er ihre Verunsicherung bemerkte.
Sie drehte ihn rasch herum und sah ihm in die Augen, eine Hand um seine Kehle gelegt:" Was weisst du über meinen Bruder?"
„Nicht viel. Ich wollte gestern zu dir und da hab ich drei Personen vor deinem Haus stehen sehen. Sie sagten Jannick wolle nicht, dass du erfährst, dass sie dort waren. Sie meinten, du müsstest einen Auftrag erledigen und zwar allein", antwortete Tarek wahrheitsgemäss.
Ihr Augen verengten sich zu Schlitzen:" Und du hast keine Sekunde dran gedacht mich anzurufen und mich darüber zu benachrichtigen, dass irgendwelche zwielichtigen Typen sich vor meinem Haus rumtreiben?!"
Er sah sie verständnislos an:" Warum hätte ich das tun sollen? Dein Bruder kann schliesslich machen was er will, oder? Ausserdem habe ich noch nicht einmal deine Handynummer."
Sie schnaubte entnervt und stiess ihn hart von sich.
Tarek taumelte zurück und fiel hin. Er rieb sich seinen schmerzenden Arm und sah verbittert zu Gina auf.
Diese trat mit voller Wucht gegen das Auto und versetzte ihm dadurch eine weitere Beule.
„Ja, Jannick kann immer tun und lassen was er will. Dieses Arschloch! Der soll mich bloss in Ruhe lassen! Ich bin alt genug um das alleine hinzukriegen!"
Tarek ignorierte ihr ausrasten und stand langsam auf. Er griff in seiner Hosentasche nach seinem Taschenmesser, dass er praktisch immer dabei hatte um Bierflaschen zu öffnen. Einmal hatte er es sogar geschafft damit seine Haustür zu öffnen, als er seinen Schlüssel vergessen hatte. Jetzt würde es ihm zur Verteidigung dienen. Gina schien völlig verrückt geworden. Er musste ihr zeigen, wer hier das sagen hatte.
Er hielt die Luft an als er mit einem klicken das Messer öffnete. Doch Gina war zu sehr damit beschäftigt sich aufzuregen.
Sie hatte sein Handy auf dem Sitz entdeckt.
„Ah, sie mal! Jetzt da es keinen Akku mehr hat, brauchst du es ja scheinbar nicht mehr."
Sie schleuderte sein Handy mit solcher Wucht gegen die Wand, dass es in lauter kleine Teile zersprang.
„Spinnst du?!", Tarek sah sie wütend an.
Als sie ihn nun anblickte, entdeckte er das teuflische Glühen in ihren Augen und es lief ihm kalt den Rücken hinab.
Sie grinste, als sie sein schaudern bemerkte. Langsam schritt sie sie auf ihn zu:"Und wenn? Was würdest du dagegen tun?", fragte sie hinterlistig.
Tarek blieb stehen, seine Hand fest um sein Taschenmesser geschlossen. Als sie nah genug an ihm dran war meinte er:" Nichts, bloss...", er trat auf sie zu und hob seine Hand um ihr das Messer ins Gesicht zu rammen, doch sie durchschaute ihn.
Blitzschnell packte sie ihn, wirbelte ihn herum und drückte ihn mit ungeahnter Kraft hinab auf die Motorhaube.
Tarek wusste gar nicht wie ihm geschah. Sein Messer war immer noch auf ihr Gesicht gerichtet, doch sie hatte ihre Hand um sein Handgelenk geschlossen und meinte:" Ich würde dir raten dich nicht zu regen, denn ich kann dir mit einer einzigen Bewegung dein Handgelenk brechen."
Er sah sie mit eisernem Blick an:" Dann tu's doch."
Sie betrachtete abwertend das Messer in seiner Hand.
„Hast du wirklich gedacht, dass du mich mit diesem mickrigen Messer verletzten kannst?"
„Nicht genug, schätz ich", entgegnete er.
Gina lächelte und ihre reinen, weissen Zähne blitzen. Sie warf ihr dunkelbraunes, glänzendes Haar zurück:" Da fällt mir ein, wolltest du nicht unbedingt meine Nummer haben? Ich denke ich war wirklich sehr gemein zu dir, da wäre es doch nur fair, dass ich dir diesen Gefallen tue, meinst du nicht?"
Er hätte zu gerne etwas patziges erwidert, doch er war so gefesselt von ihren hypnotisierenden Augen, dass er einfach bloss nickte.
„Dann wirst du jetzt schön still halten", wies sie ihn an.
Sie nahm ihm beinahe sanft das Messer aus der Hand. Er vermutete hinter ihrem Gehabe keine guten Absichten, doch er war wie gelähmt.
„Zeig mir deinen Arm!", befahl sie.
Er tat wie geheissen und streckte ihr seinen blanken Arm entgegen.
Zufrieden begann sie ihre Telefonnummer in seinen Arm zu Ritzen.
Tarek verzog das Gesicht, als das Messer tief in sein Fleisch schnitt. Doch es war ihm unmöglich sich zu wehren. Also hielt er still während das Blut seinen Arm hinab rann.
Als sie endlich fertig war liess sie das Messer zu Boden fallen, fasste sein Gesicht und zwang ihn sie nochmals anzusehen.
„Ich möchte das du dich daran erinnerst, dass ich das war. Allerdings hast du es mich freiwillig machen lassen. Du stehst nämlich drauf verletzt zu werden. Ich hoffe du denkst daran mich das nächste Mal anzurufen, wenn etwas ungewöhnliches passiert, kapiert?"
„Wenn ich ein Handy hätte schon...", antwortete er schwach.
Sie verzog das Gesicht:" Gut, darum werde ich mich kümmern. Schlaf schön, Kleiner."
Sie verschwand genauso schnell, wie sie aufgetaucht war.
Tarek sank erschöpft zu Boden. Er war einen Blick auf seinen Arm. Er war der kompletten Länge nach aufgeschlitzt. Gina hatte die Zahlen extra gross geschrieben.
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The devil is a dreamer * Episode 2: Vermisst*
МистикаDie Schüler der Klasse 3B sind jung und übermütig. Sie haben das Leben noch vor sich, handeln unüberlegt. Die perfekten Opfer also. Ihnen steht ein Schuljahr bevor, dass sie alle verändern wird. Der zweite Teil der Serie