13. Kapitel

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Melanie betrachtete sich kritisch im Spiegel ihres Hotelzimmers. Sie hatte sich für blassrosa Unterwäsche entschieden. Zusammen mit ihren blonden Locken sah sie damit aus wie ein schüchternes kleines Mädchen.
„Wow, du siehst heiss aus!", Gina betrat hinter ihr das Bad und lehnte sich lässig an den Türrahmen. In der Hand hielt sie ein Glas Champagner.
Ihre Freundin hatte sich für rote Unterwäsche mit schwarzen Spitzenapplikationen entschieden. Ihre gebräunte Haut glänzte und ihre glatten, dunkelbraunen Haare umspielten sanft ihr Gesicht.
Melanie sah neidisch auf ihren flachen Bauch und ihre enge Taille.
Sie selbst achtete penibel auf ihre Ernährung, um ihr Gewicht halten zu können. Aber Gina schien dafür noch nicht einmal gross etwas tun zu müssen.
„Meinst du?", sie benötigte dringend eine Bestätigung.
„Ja, wie die Unschuld vom Lande", Gina grinste zufrieden.
„Und das soll gut sein?", skeptisch verzog Melanie das Gesicht.
„Vertrau mir, Jungs lieben süsse kleine Kätzchen, die bei Bedarf die Krallen ausfahren können."
Melanie schluckte. Für Gina schien das Ganze keine grosse Sache zu sein, so als würde sie das hier nicht zum ersten Mal machen. Doch für Melanie war die Situation völlig neu und verunsichernd.
Sie sah zu Boden und spielte nervös mit ihren Haaren.
„Hey, was ist los? Du tust ja gerade so, als ob das hier dein erstes Mal wäre?", Gina kam auf sie zu und stellte sich vor ihr hin.
Melanie sah zerknirscht zu ihr auf.
„Oh mein Gott, das ist tatsächlich dein erstes Mal?" Gina warf lachend den Kopf in den Nacken:" Bist du eins von diesen Mädchen die unbedingt möchten, dass ihr erstes Mal absolut perfekt ist? Die solange auf den „Richtigen" warten, bis sie alt und grau sind?", fragte sie spöttisch.
Melanie fühlte sich dadurch persönlich angegriffen. Entschieden schüttelte den Kopf und reckte ihren Hals:" Ganz bestimmt nicht! Aber ich will verdammt sein, wenn der Typ mit dem ich es treibe nicht superheiss ist."
In Gina's Gesicht flackerte ein kurzes Anzeichen von Anerkennung. Sie lächelte nun wieder:" Und der Typ von heute Mittag entspricht diesem Kriterium?"
Meanie dachte an sein hübsches Gesicht und zuckte mit den Schultern:" Er sieht gut aus."
„Wenn das so ist...", Gina trat nahe an sie heran und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie ihr ins Ohr flüsterte:" Werden wir beide heute viel Spass haben."
Melanie stand stocksteif da. In den Augen ihrer Freundin brannte ein Feuer, das sie irgendwie ängstigte.
Da läutete das Telefon.
„Wenn man vom Teufel spricht", Gina zwinkerte ihr zu und nahm einen Schluck von ihrem Champagner während sie das Bad verliess.
Melanie atmete tief durch und besah sich ein letztes Mal ihr Gesicht im Spiegel.

Gina hatte mit der Rezeption telefoniert und bald darauf klopfte es an der Tür.
Melanie brachte sich aufgeregt hinter Gina in Position. Sie richtete ihre Haare und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Heute würde es keine Eltern oder nervige Klassenkameraden geben, die ihr überall reinpfuschten. Es ging nur um sie allein. Diese Nacht würde wunderbar werden.
Gina öffnete die Tür.
Den Jungen fiel buchstäblich die Kinnlade runter, als sie die beiden Mädchen sahen.
„Hallo, Jungs. Kommt doch rein", Gina wies ihnen galant den Weg ins Zimmer.
Dann schloss sie die Tür hinter und folgte ihnen, ein teuflisches Grinsen im Gesicht.
Melanie ging hinterher.
Gina griff sich sogleich zwei Champagner Gläser und reichte sie den Jungen.
Die beiden nahmen sie zögerlich entgegen.
„Cheers Leute, auf einen amüsanten Abend", Gina erhob ihr Glas.
Die anderen taten es ihr nach.
Melanie war froh, den prickelnden Alkohol auf ihrer Zunge zu spüren. Sie hatte zuvor schon zwei Gläser getrunken, während sie sich schick gemacht hatte. Der Champagner machte das Ganze zu etwas besonderem.
Gina zog den dunkelhäutigen Jungen sogleich aufs Bett um ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
„Schön das ihr gekommen seit", wandte sich Melanie  lächelnd an den anderen Jungen.
Er sah aus, als wäre er gerade mal aus dem Teenageralter raus. Doch er besass wunderschöne strahlend blaue Augen, die Melanie an Julian erinnerten.
Er nickte verhalten und sah verlegen zu Boden:" Du siehst toll aus."
Melanie lächelte. Die Tatsache, dass er offensichtlich überall lieber hinsah nur nicht auf ihren Körper, ignorierte sie.
„Danke, du aber auch", sie trat nah an ihn heran und legte selbstbewusst eine Hand auf seine Brust. Unter seinem T-Shirt konnte die sein Laut pochendes Herz spüren.
Er wich vor ihr zurück:" Weisst du, ich und mein Kumpel wir wollten eigentlich gleich wieder gehen. Wir glauben, dass das hier keine so gute Idee ist..." er brach abrupt ab und starrte entsetzt über ihre Schultern zum Bett.
Melanie drehte sich um und sah, wie sich Gina und der dunkelhäutige Junge heftig küssen.
Grinsend drehte sie sich zu ihrem Typen zurück:" Ihr wolltet also gleich wieder gehen?"
Er kratzte sich ratlos am Kopf:" Ja, eigentlich schon."
Melanie war verunsichert von seinem Verhalten. Doch sie war fest entschlossen sich das nicht anmerken zu lassen. Dies war ihr Abend, den würde ihr niemand kaputt machen, auch kein verkorkster Typ.
Entschlossen griff sie nach seiner Hand:" Wir haben noch ein zweites Zimmer nebenan. Was hältst du davon wenn wir die beiden allein lassen und uns dorthin verziehen?", sie zog ihn hinter sich her noch bevor er geantwortet hatte.
Im Flur riss er sich jedoch los.
„Nein, ich möchte..."
„Gibt es ein Problem?"
Der Junge zuckte zusammen, als Gina plötzlich hinter ihm stand.
Er schluckte und meinte dann:" Ja, eigentlich wollte ich..."
„Mit meiner Freundin rummachen?", fiel ihm Gina ins Wort und sah ihn dabei scharf an.
„Ich weiss nicht...ich glaube...", stammelte er verwirrt.
„Denn du stehst total auf sie und würdest alles tun was sie möchte, nicht wahr?", Gina liess nicht locker.
Melanie stand verwirrt daneben.
Gina wies mit einem Kopfnicken zu ihr hin und als der Junge sie nun ansah war es, als würde er sie zum absolut ersten Mal sehen.
Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Er stürmte auf sie zu und drückte sie gegen die Tür, als er sie unvermutet leidenschaftlich küsste.
Melanie wusste gar nicht, wie ihr geschah. Doch sie überlegte nicht lange und gab sich seinem streben hin. So war sie noch nie geküsst worden.
Der Junge wollte schnell mehr und seine Hände fuhren ihren Körper hinab.
„Warte", hielt sie ihn zurück:" Lass uns in das andere Zimmer gehen."
Er sah sie bedröppelt an und nickte bloss.
Sie nahm seine Hand und führte ihn hinaus auf den Flur. Mit fahrigen Händen öffnete sie die Tür des Zimmers gegenüber.
Und jetzt", fragte der Junge, als sich die Tür hinter ihnen schloss.
Sie atmete tief durch. Nun war sie vollkommen allein mit ihm.
Sie drehte sich zu ihm um. Er stand vor ihr, die Haare zerzaust und sah sie mit seinen blauen Augen erwartungsvoll an.
Sie zögerte und meinte dann:" Zieh dein T-Shirt aus."
Er tat wie geheissen.
Er musste im Sommer in der Sonne gewesen sein, denn seine Haut war gebräunt. Er war zwar etwas schmächtig, doch das störte sie nur wenig.
„Und jetzt", fragte er erneut.
Sie lächelte. Er schien wirklich bereit alles zu tun, was sie wollte.
Sie trat an ihn heran und strich ihm behutsam über die Wange:" Leg dich aufs Bett."
Er tat auch das.
Als er auf dem Rücken lag, beugte sie sich über ihn und flüsterte ihm ins Ohr.
„Und jetzt küss mich", flüsterte sie.
Er liess sich nicht lange bitten. Bald waren sie in einen innigen Kuss vertieft. Ihre Körper schienen vollkommen ineinander verschlungen. Ihre Hände erforschten den Leib es anderen.
Sie spürte wie seine Finger zu dem Verschluss ihres Bh's glitten und versuchte ihn zu öffnen.
Ihr war nicht ganz klar, weshalb das in diesem Moment relevant für sie war, doch sie fragte ihn unvermittelt:" Wie alt bist du eigentlich?"
„Das hab ich dir doch schon gesagt", meinte er verwirrt und wollte sie weiter küssen.
Doch sie liess nicht locker:" Aber nicht dein wahres Alter."
„Ich bin sechzehn", antwortete er schüchtern und fuhr fort ihren Hals zu küssen.
Sechzehn? Sie hatte so etwas zwar erwartet, doch trotzdem schockierte es sie. Wie konnten er und sein Freund bloss leichtsinnig sein und sich von zwei fremden Mädchen in ein Hotel einladen lassen.
„Bist du dir sicher, dass du das hier wirklich willst", fragte sie ihn ernst.
Er blinzelte kurz und sagte dann überzeugt:" Ja, ich liebe dich doch", erneut begann er seine Lippen auf ihre zu pressen.
Melanie jedoch löste sie sich aus dem Kuss und sah in seine blauen Augen, die glasig und abweisend schienen und so gar nichts mit den tiefgründigen,mysteriösen Augen von Julian gemein hatten.
Sie hob den Kopf und ihr Blick fiel in den Spiegel, der über dem Bett befestigt war. Was für eine blöde Idee an dieser Stelle einen Spiegel anzubringen, dachte sie, als sie sich selbst darin sah.
Ihr Haar war nun zerzaust und die Schminke verschmiert. Sie sah nicht mehr länger aus, wie ein unschuldiges, kleines Mädchen sondern wie eine bemitleidenswerte Prostituierte.
Tränen traten in Melanies Augen als sie erkannte was sie gerade im Begriff war zu tun. Was würde bloss ihre Mutter sagen, wenn sie das wüsste?
Dabei hatte Melanie doch nur einmal besser sein wollen, als Emily.
Doch dieser Junge war nicht Julian sondern irgendein Fremder, den sie im Einkaufszentrum aufgelesen hatte und der ziemlich neben der Spur zu stehen schien. Wahrscheinlich hatten er und sein Freund zuvor irgendetwas geraucht.
Hastig löste sie sich von ihrem Verehrer.
„Was ist denn? Hab ich etwas falsch gemacht", er richtete sich verunsichert auf.
Melanie stieg vom Bett auf und hob abwehrend die Hände:" Nein, alles gut. Ich...warte kurz."
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verliess fluchtartig das Zimmer.
Dann klopfte sie verzweifelt an die Tür gegenüber. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie kam sich so schmutzig und gebraucht vor, wie sie da in Unterwäsche auf dem Flur stand.
Es dauerte eine Ewigkeit bis sich die Tür endlich öffnete.
Gina stand da und sah sie genervt an:"Melanie, was ist denn?"
Melanie schluckte und meine dann:" Gina, ich möchte nach Hause."

Gina blickte sie eine ganze Weile einfach nur an, dann wurden ihre Gesichtszüge plötzlich weich:" Oh Liebes, komm erst mal rein."
Melanie trat erleichtert zu ihrer Freundin ins Zimmer.
„Was ist denn passiert?", fragte Gina, während sie sie ins Bad schleuste.
Melanie wollte ihrer Freundin gerade alles erzählen, als sie in Gina's Augen sah und von ihnen völlig gefesselt wurde.
„Keine Ahnung was genau dein Problem ist, aber ich habe hier gerade eine Menge Spass und den wist du mir nicht versauen. Deshalb wirst du jetzt brav schlafen und erst wieder aufwachen, wenn ich es dir sage, kapiert?"
Melanie nickte automatisch. Gina's Stimme war so einschläfernd.
Sie merkte wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Dann wurde alles schwarz.

The devil is a dreamer * Episode 2: Vermisst*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt