Kapitel 16

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Pov Julian

Am nächsten Morgen wurde ich viel zu früh geweckt, dafür dass ich heute frei hatte und gestern erst so spät ins Bett gegangen war.
Der einzige Grund weshalb ich mit der Person Gnade walten ließ, die es wagte mich zu wecken, war dass es Kai war.
Allein sein unschuldiger Blick den ich sah als ich mein Augen aufschlug ließen mich alles verzeihen.
Außerdem stand schon das Frühstück auf dem Tisch als ich mich unter der Bettdecke hervor gekämpfte und aus dem Bett gequält hatte.
So konnte von mir aus jeder Morgen starten, nur vielleicht mit ein bisschen mehr schlaf.
Obwohl ich wusste, dass meine Verletzung die ich mir zu gezogen hatte alles andere als gut war für mich und meine Mannschaft war, genoss ich einfach den Moment mit meinem Cousin und Kai gemütlich am Tisch zu sitzen und zu frühstücken.
Vielleicht wurde dabei ausnahmsweise auch mal der Ernährungsplan außer Acht gelassen den ich eh viel zu oft ignorierte.
Ich wusste, dass sich das irgendwann rechen würde und ich das Ganze mit Zusatz Training wieder ausgleichen musste, aber Essen war manchmal einfach zu verlockend.
„Was machen wir heute?" fragte ich den Lockenkopf der mir gegenüber am reichlich gedeckten Tisch saß.
„Ich muss nach Hause, Bernd wird eh alles andere als begeistert sein, dass ich mich gestern nicht abgemeldet hab und erst recht wo ich eigentlich krankgeschrieben bin."
Augenblicklich stieg in mir eine unglaubliche Enttäuschung auf, die ich zwar versuchte sofort zu unterdrücken, doch ich scheiterte kläglich.
Ich hatte gar keinen Grund das zu empfinden, er war gestern vorbei gekommen nur um nach mir zu schauen, war über Nacht geblieben und hat wegen mir Ärger riskiert, weil er natürlich noch nicht machen durfte was er wollte.
Er wohnte immerhin immer noch bei seinem Betreuer und stand eigentlich auch in seiner Freizeit ständig unter Beobachtung.
Von früher wusste ich selbst noch wie scheiße das war und, dass man da einfach nicht so viele Freiheiten hat, weil man eigentlich nur für den Fußball da ist.
„Ja, dann fahr ich dich nach dem Essen nach Hause muss eh noch mal zum Doc"
Das mit dem Doc war vielleicht nicht ganz die Wahrheit aber ich wollte unbedingt, dass es sich möglichst belanglos anhörte.
Wenn mein Körper schon meinte aus irgendeinem Grund in seiner Nähe verrückt zu spielen musste ich das ja zumindest nicht öffentlich machen und mich noch mit Worten auffällig verhalten.
Und auch wenn der Doc meinte ich sollte die nächsten Tage mal vorbei kommen könnte ich das ja auch schon heute tun.
Gute 1 ½ Stunden später saßen wir beide im Auto um nach Leverkusen zu fahren.
Durch Kais etwas ausgeprägtere Zeit im Bad waren wir etwas später los gekommen als geplant aber war ja nicht so als ob uns jemand besonders im Nacken hängen würde.
Während der Autofahrt war es irgendwie merkwürdig still, keiner sagte irgendwas, nur das Radio plärrte im Hintergrund.
Das was gestern bzw. diese Nacht passiert war hing immer noch schwer über uns, dabei war streng genommen nichts passiert.
Aber wir beide wussten auch wenn es diese Nacht nicht zu einem Kuss gekommen war, wäre es fast passiert.
Die Frage war wie weit würde es beim nächsten Mal gehen und wieso war es überhaupt diese Nacht soweit gekommen.
Besonders mich beschäftigte die letztere Frage von beiden, denn es war offensichtlich, dass ich daran Schuld hatte, weil ich mich nicht im Griff habe.
Total in Gedanken fuhr ich fast an Kais zu Hause dran vorbei und machte fast ne Vollbremsung als ich merkte, dass ich schon fast vorbei war.
Der jüngere taxierte mich zwar mit einem komischen Blick sagte aber nichts dazu.
„Danke fürs fahren Bro, wäre aber echt nicht nötig gewesen"
„Kein Ding musste ja eh hier her, wir hören uns"
Kai schlug noch bei mir ein bevor er ausstieg und ohne sich noch einmal umzudrehen ins Haus verschwand.

Auf den ersten Blick- bravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt