Kapitel 27

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Pov Kai

Wir saßen nebeneinander während uns eine unangenehme Stille umgab.
Kein traute sich etwas zu sagen und erst recht nicht anzugucken, weil wir wohl beide nicht wollten, dass das gleiche wie gestern passiert.
Musste ja nun auch wirklich nicht sein auch wenn ich immer noch zu gerne wüsste wie es sich anfühlt wenn Julians Lippen länger auf meinen Lagen als nur 2 Sekunden.
Aber das gab ich natürlich nicht zu, der kurze Kuss von gestern hatte schon dazu geführt, dass wir nicht mehr normal miteinander umgehen konnten, dass musste ich ja dann nicht noch schlimmer machen.
Vor meinem zu Hause angekommen hatten wir immer noch kein Wort gewechselt, es war einfach zu komisch.
„Na dann bis morgen oder?" verabschiedete ich mich unsicher von meinem besten Freund oder sollte ich sagen ehemaligen besten Freund? Ich weiß es nicht.
„Jap selber Ort, selbe Zeit" bestätigte mir der Blondschopf, bevor ich dann mit Schwung die Tür zu schlug und ihm nochmal kurz zum Abschied zu nickte.
Am liebsten hätte ich mich nochmal umgedreht bevor ich die Haustür hinter mir schloss, denn ich wusste genau, dass Jule noch nicht weg gefahren war aber ich wollte nicht, dass er sah wie ich ihm nachsah.
Mit einem mulmigen Gefühl lief ich die Treppen hoch zu meinem Zimmer um meine Sachen abzustellen bevor ich dann wieder runter lief um mir etwas zu Essen zu machen.
Zum Glück war ich komplett alleine zu Hause, denn ich fühlte mich gar nicht in der Stimmung mich mit anderen zu unterhalten.
Ich wollte einfach meine Ruhe haben und nachdenken.
Doch leider war diese mir nicht lange vergönnt denn kaum saß ich am Küchentisch mit meinem Essen vor der Nase rief Sophia an.
Gequält blickte ich auf meinen Bildschirm, ich wollte sie eigentlich nicht ignorieren aber ich hatte quasi gar keine andere Wahl.
Ich konnte ihr gerade nicht ins Gesicht gucken während ich mit ihr redete dafür schämte ich mich zu sehr für meine Gedanken die ich in letzter Zeit hatte.
Wie sollte ich ihr auch in die Augen schauen während ich über eine mögliche Trennung nachdachte?
Verzweifelt rieb ich mir mit meinen Händen übers Gesicht.
Als ich die Benachrichtigung bekam, dass ich auch mit den Profis mit trainieren darf hatte ich ja schon damit gerechnet, dass sich viel verändern würde aber garantiert nicht in diese Richtung.
Auch wenn ich es nicht wollte merkte ich wie ein Träne sich aus meinem Augenwinkel löste und sich seinen Weg über meine Wange suchte.
Zum ersten Mal seit dem ich von zu Hause ausgezogen war fühlte ich mich total planlos und verzweifelt.
Aber selbst wenn ich zu Hause wäre würde mir keiner helfen können.
Eigentlich war die Sache auch glasklar, es durfte keine schwulen Fußballer geben wenn man in dem Sport etwas erreichen will und damit währen eigentlich alle Sachen geklärt aber so einfach war es nicht.
Ich war eben auch kein Roboter ohne Gefühle.
Als ich hörte wie die Haustür aufgeschlossen wurde wischte ich mir hektisch über die Augen in der Hoffnung, dass man nicht sieht, dass ich geflennt hatte.
Als ich nicht nur die Stimme von Ulli, bei dem ich wohnte, vernahm sondern auch die von einem kleinen, zierlichen Mädchen mit braunen Haaren, versteifte ich mich.
Scheiße was machte sie denn jetzt hier?
„Guck mal wen ich dir mit gebracht habe Kai Lukas" er nannte mich immer bei meinem Doppelnamen was sonst keiner Tat, nicht mal meine Eltern.
Im nächsten Moment kam Sophia mit ihrem typischen fröhlichen Lächeln auf den Lippen.
„Hey" quetschte ich gequält fröhlich heraus, während ich aufstand
„Sollen wir hoch gehen?" fragte ich sie ohne eine Antwort zu erwarten.
Mit dem Teller voller Nudeln lief ich die Treppen voraus hoch in die dritte Etage.
Und dann saßen wir da, auf meinem Bett, gegenüber voneinander und wussten beide worauf dieses Gespräch hinaus laufen würde.
Es tat mir so unendlich weh Sophia zu verletzten aber ich konnte sie nicht weiter anlügen, wo sie eh schon selber gemerkt hat, dass sich was verändert hatte.
Wenn mir heute Morgen jemand gesagt hätte was heute alles passiert hätte ich ihm sowas von den Vogel gezeigt, aber manchmal passierten Dinge unversehens und aus einer scheinbar normalen Situation raus.

Auf den ersten Blick- bravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt