Kapitel 18

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Pov Julian

Natürlich war ich im Stadion bei Kais erstem Bundesligaeinsatz.
Genau wie die Eltern und die Schwester von Kai die neben Jannis und mir am Tisch des VIP Bereiches saßen.
Ich wusste, dass sie Kais Eltern waren aber nur von Fotos sonst hatte ich sie zuvor noch nie getroffen.
Und eigentlich wäre nichts dabei gewesen wenn ich zu ihnen rüber gegangen wäre um mich vorzustellen doch ich traute mich bloß flüchtige Blicke rüber zu werfen.
Doch das Thema erledigte sich von selbst als plötzlich die Mutter aufstand und zielstrebig auf unseren Tisch zukam.
Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
Ich war eindeutig noch nicht bereit mit ihr zu reden, doch ne Wahl hatte ich nicht, denn da stand sie schon gegenüber von mir am Tisch und fragte mich mit einem Freundlichen Lächeln ob sie sich dazu setzen dürfte.
Natürlich sagte ich nichts dazu und im nächsten Moment saß sie schon gegenüber von mir und ich war ihren interessiert musternden Blicken ausgeliefert.
„Du bist Julian oder?"
„Ja genau" um nicht unhöflich zu wirken streckte ich ihr meine Hand entgegen, die sie sofort mit einem festen Griff schüttelte.
„Ich bin Kais Mutter, ich hab von ihm gehört, dass du ihn hier ganz gut integriert hast und auch viel zusammen in der Freizeit macht?!"
Irgendwie fühlte ich mich wie in einem Verhör, bisschen wie damals als ich meine erste Freundin hatte und mich da bei ihren Eltern vorstellen musste, das war grausam.
17 Jahre eigentlich nur das eine im Kopf und total unerfahren, traurig aber wahr.
„Ja so kann man es ausdrücken, wir verstehen uns auf dem Platz sowie neben dem Platz relativ gut"
Ein stechender Blick von meinem Bruder lag augenblicklich auf mir nachdem ich diese Aussage getätigt hatte.
Er wollte mir durch seinen Blick quasi sagen, dass 'relativ gut' die Untertreibung des Jahres war, doch ich ignorierte ihn gekonnte und erwiderte das freundliche Lächeln von Kais Mutter lieber.
„Ich bin froh, dass er hier so gut aufgenommen wurde, ist für mich nicht so leicht, dass Kai schon so früh ausgezogen und vieles alleine schaffen musst" gestand die Frau mittleren Alters die ihrem Sohn ehrlich gesagt nicht wirklich ähnlichsah.
„Ja ich weiß ja auch so ein bisschen wie das ist, ich habe hier ja auch mit 17 angefangen zu spielen, aber der Verein ist echt gut um langsam an den ganzen Bundeslieger Wahnsinn heran geführt zu werden"
Bis kurz vor dem Anpfiff beantwortete ich ihr noch einige Frage, die sich wohl über die Zeit angestaut hatten.
Es wirkte so als ob Kai im Moment nicht viel über sein Leben seiner Mutter erzählen würde, was mich ebenfalls an mich erinnerte.
Man hält es manchmal einfach nicht für notwendig oder ist ab und zu einfach auch nur überreizt von den ganzen Erlebnissen, dass man gar kein Kopf dafür hat das passierte in Worte zu fassen.
Aber so wie ich sie jetzt kennen gelernt habe, war sie sehr rücksichtsvoll und versuchte Kai zu verstehen.
Wahrscheinlich würden sich unsere Mütter ziemlich gut verstehen wenn ich die beiden Mal einander vorstelle.
Meine Mutter konnte sich wahrscheinlich ziemlich perfekt in Kais Mutter hinein versetzen immerhin musste sie ja das gleiche durchmachen, hat mich auch schon früh gehen lassen und hat zugesehen wie ich größten Teils alleine meinen Weg zum Profifußballer mir gesucht habe.
Irgendwie belastete mich das Gespräch im Nachhinein noch ein bisschen.
Mit der Zeit war mir schon klar geworden, dass es damals für meine Mutter keine leichte Zeit war, aber nie habe ich mit ihr da wirklich drüber geredet.
Und jetzt mal die Sichtweise von einer Mutter so mitzubekommen ließ ihn mir Schuldgefühle aufkommen.
Wenn ich gewollt hätte wäre es sicherlich möglich gewesen mich öfter zu melden oder nach Hause zu fahren aber genau das war oft mals zu kurz gekommen weil ich mehr mit mir beschäftigt war.

Auf den ersten Blick- bravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt