Kapitel 37

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Pov Kai

Ich hatte lange noch mit dem unbekannten vom Forum geschrieben.
Es tat so gut einer neutralen Person alles zu erzählen oder überhaupt jemanden obwohl es mir nicht ganz leicht viel mich so zu öffnen bei einer nicht vertrauten Person.
Naja was soll ich sagen, dass ganze bringt schon ne neue Sichtweis auf das ganze Dilemma was ich mir selber eingebrockt habe.
Im Endeffekt war es eigentlich ziemlich leicht, entweder ich leugnete das Ganze und tat so als wäre nichts passiert und musste das bis zum Ende durchziehen oder ich sah dem ins Auge und gab uns eine Chance.
Und naja der bekannt, unbekannte hatte mir klar gemacht, dass ich höchstwahrscheinlich dran kaputt gehen würde wenn ich meine Zuneigung zu Julian leugnen würde.
Das Geheimhalten würde uns auch viel abverlangen aber es wäre immer noch besser als mich selber zu leugnen.
Ich wusste zwar immer noch nicht was das Ganze für meine Sexualität zu bedeuten hatte aber vorerst musste ich es ja auch noch nicht Bennen, fakt war das ich im Moment offensichtlich auf nen Typen stand und ihn nicht mehr aus dem Kopf bekam ob das nun falsch war oder nicht.
Aber es tat gut zu wissen, dass ich nicht der einzige in dieser Situation bin, denn auch wenn der Typ aus dem Forum andere Beweggründe hatte sich zu verstecken hatte er doch schon alles durchgemacht was ich gerade durchmachte.
Seine Familie war sehr gläubig, ging jeden Sonntag in die Kirche und nahm nie Bibel ziemlich ernst.
Natürlich passte da ein schwuler Sohn nicht rein, besonders wenn dieser sich bei dem Firmungsvorbereitungskurs in den Gruppenleiter verliebte.
Also war er 16 als er genauso verwirrt und verzweifelt war wie ich jetzt, denn er wollte selbstverständlich nicht aus seiner Familie verstoßen werden, außerdem wurde ihm ja alle Jahre eingeredet das der Mann nur ne Frau liebt.
So lebte er bis er 21 Jahre war versteckt und hatte lange gegen seine Gefühle angekämpft bis er einen Mann kennen gelernt hat dem er nicht mehr wiederstehen konnte mit dem er jetzt immer noch zusammen ist und ihm den Mut gegeben hat sich vor seiner Familie zu outen.
Naja ist vielleicht nicht ganz so gut ausgegangen, denn die Familie redet nicht mehr wirklich mit ihm aber er ist Glücklich, weil er frei lieben kann sowohl seine Familie obwohl sie sich nicht gut verhalten hat als auch den Mann der ihm so viel Kraft gibt und der ihm sei Herz geklaut hat.
Und ich wollte auch glücklich sein und im Moment war ich alles andere als glücklich aber ich wusste in wessen Anwesenheit ich mehr als glücklich war, nämlich in Julians.
Und deshalb hatte ich mich dazu entschlossen Julian und mir ne Chance zu geben.
Dazu musste ich mich wahrscheinlich auch für mein Verhalten entschuldigen, ihm gegenüber, denn ich war echt scheiße zu ihm, ohne Grund.
Er hatte das nicht verdient immerhin hatte er mich nie eingeschränkt oder so, ganz im Gegenteil, er hatte mich immer die Geschwindigkeit bestimmen lassen und ich war ja auch immer wieder auf ihn eingegangen um ihn dann wieder von mir zu stoßen.
Wahrscheinlich war unsere Situation noch etwas verstrickter und schwerer, weil unser beiden Karrieren davon abhingen aber das rechtfertigte mein verhalten nicht.
Außerdem hatte er ja nichts falsch gemacht.
Ich war derjenige der Falsch gehandelte aber auch aus dem Grund weil ich es einfach nicht besser wusste, ich war einfach überfordert aber jetzt war ich endlich etwas klarer und konnte einigermaßen vernünftige Entscheidungen treffen.
Zumindest fühlte es sich so an.

Auf den ersten Blick- bravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt