Auf den ersten Blick- bravertz

Kapitel 36

Pov Julian

Ich hatte mir lange darüber Gedanken gemacht wie ich mich verhalten sollte und war immer noch zu keinem Endschluss gekommen, ob ich nun Kai wie gewohnt abholen sollte oder nicht.
Seit dem Vorfall hatten sich sowohl Kai als auch ich nicht mehr bei dem anderen gemeldet, ich weil ich ihn nicht bedrängen wollte.
Er wahrscheinlich weil er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.
Ich hoffte immer noch, dass Kai sich nicht alt zu viel von mir distanzieren würde aber das war Wunschdenken und das war mir leider sehr bewusst.
Ehrlich gesagt wollte ich gar nicht zum Training, viel lieber würde ich hier bleiben und mich ne Runde verstecken, denn ich wollte nicht erleben wie Kai mir die ganze Zeit aus dem Weg gehen würde.
Ich wollte mir weiterhin einreden, dass wir nur ein bisschen Gras über die Sache wachsen lassen müssen und es dann wieder alles gut war.
Aber natürlich wird es nicht so sein, dafür war viel zu viel passiert.
Doch ich hatte keine Wahl ich musste zum Training und ich musste dadurch, egal ob ich wollte oder nicht.
Also stand ich paar Minuten später mit meinen Sachen am Auto, bereit mich auf den Weg nach Leverkusen zu machen.
Doch bevor ich losfahren konnte bekam ich eine WhatsApp von der Person mit der ich als letztes gerechnet hätte.
>Holst du mich ab?< stand da als wäre nichts geschehen und die normalste Frage der Welt.
Ich las immer wieder aufs Neue die Nachricht aber das was da geschrieben stand blieb gleich.
Kai Havertz wollte, dass ich ihn abholte obwohl er vorgestern noch meinte es wäre Falsch was wir da taten.
Aber vielleicht wollte er mich auch nur verarschen, andererseits wieso sollte er und was würde ihm das bringen.
>Bin in ner halben Stunde da< schrieb ich zurück und fuhr mit einem aufgeregten Kribbeln im Bauch los, komplett ahnungslos was gleich auf mich zukommen würde.

Als ich vor Kai zu Hause anhielt war erst einmal keiner zu sehen und ich dachte wirklich er hatte mich verarscht und ich war umsonst den kleinen Umweg gefahren, doch als ich gerade wieder los fahren wollte kam er aus dem Haus gelaufen mit einem Pulli der mir ziemlich bekannt vorkam.
Er trug einen nachgekauften Pulli von mir, denn ich mit Kapuze hatte und er jetzt ohne.
Irgendwie ein komisches Bild mit dem Wissen, dass der jüngere am Dienstag nichts mit mir zu tun haben wollte.
Wie selbstverständlich stieg er auf meiner Beifahrerseite ein und grinste mich sogar schräg an.
Irgendwie fühlte ich mich wie in einem falschen Film, nie im Leben war das gerade real was hier passierte.
Er hatte sich nicht einmal seit dem er gegangen war gemeldet und jetzt tat er so als wäre nichts passiert als wären diese letzten Annäherungen nie passiert.
Eigentlich sollte ich froh drum sein, aber irgendwie konnte ich das nicht, zu sehr hatte ich Angst, dass das böse Erwachen noch kommen würde.
„Hast du Lust nach dem Training mit mir was essen zu gehen, es kommt zwar noch ein anderer Freund mit aber ihr würdet euch sicher gut verstehen" fing der Braunhaarige das Gespräch an und ich konnte schon wieder nicht glauben wie sich der Junge verhielt.
„Ja von mir aus gerne" antwortet ich etwas zögerlich aber anstatt, dass er mich jetzt auslachte oder so grinste er mich nur wieder an und murmelte „sehr gut".
Ich verstand echt die Welt nicht mehr.