Kapitel 1: Zartbitterschokolade

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Da war ich wieder in meiner Zeit und schnappte mir die Sprossen der Strickleiter, die in den Brunnen hing. Hier schien alles auf einmal so düster, während ich nach oben kletterte, den Rand überwand und die Treppen hinaufstieg. Zum Schluss riss ich die Tür des Schuppens auf, in dem der Brunnen sich in dieser Zeit befand. Unter gewissen Umständen blieb das Tor zwischen den Welten bestehen. Auch wenn ich da drüben jetzt lebte, würde ich es echt vermissen, das moderne Japan mit all seinen Annehmlichkeiten, die ich teilweise in die andere Zeit schleppte.

Zu meinem Glück hielten wir es vor anderen Geheim, sodass es keine Auswirkungen auf die Zeit hatte. Bestimmt war auch meine moderne Epoche dafür verantwortlich gewesen, dass ich nie die Hoffnung im Kampf gegen Naraku verloren hatten. Denn hier hatte ich über die ganze Zeit keine Veränderungen gesehen, die darauf hindeuteten, dass Naraku die Macht übernommen hatte.

Verspannt streckte ich mich der Sonne entgegen. Es waren vielleicht 2 Stunden vergangen, seit ich zu Inu Yasha zurückgekehrt gewesen war... Hmm... vorsichtig schielte ich nach links und rechts. Zum Glück fegte mein Opa nicht den Tempelhof. Es wäre peinlich, denn sie würden bestimmt fragen, warum ich schon wieder hier wäre...

Was sollte ich dann sagen? Ich hatte etwas vergessen und deswegen Streit gehabt? Etwas errötend sah ich meinen Finger an und spitzte die Lippen zu einem schmollen. Ich würde erstmal die Wunde behandeln... Mein Herz schlug wieder schneller, als ich an seine weichen Lippen dachte. Wer hätte das bitte gedacht? Gut, er sah schon sehr gut aus, aber so weiche gepflegte Lippen? Inu Yashas waren rau... Diese Szene war so falsch gewesen... So ungewohnt. Inu Yasha hätte mit mir Geschimpft das war gewiss, aber hätte er den Splitter auch mit seinen Lippen aus meinem Finger gezogen?

Genervt trottete ich nach Hause und schlich mich schnell rein, um mein Finger mit einem kleinen Pflaster zu versehen. Ein Blick in den Spiegel des Alliberts verriet mir, dass ich immer noch gerötete Wangen hatte. Das war einfach nur die Frau, die sich öfters nach solchen Momenten sehnte. Egal wie flüchtig sie auch waren, sollten solche das Leben einer Frau schmücken, aber es war mit dem falschen Mann gewesen und ich wusste einfach nicht wieso...

Wollte er nur nett sein? War nett überhaupt in seinem Wörterbuch zu finden? Er hatte so lieb zur Seite geschaut, als er nach meinem Finger gefragt hatte... Erst hatte ich gedacht, er wollte sich nach dem Sturz erkundigen, aber es ging ihm um den Finger, dessen Verletzung er wahrscheinlich gerochen hatte. Doch auch wie er mich gefangen hatte, ging mir nicht aus dem Kopf. Ein Arm hatte meine Hand umgriffen und die andere meine Hüfte. Es war einen Moment so gewesen, als würde ich schweben oder war es nur die Angst gewesen?

Verzweifelt drehte ich den Wasserhahn mit dem blauen Streifen auf und schleuderte mir etwas Wasser mit der rechten Hand ins Gesicht. Hör auf Kagome. Ich interpretierte in die Situation viel zu viel hinein. Sesshomaru hatte uns vielleicht nur etwas wegen der Situation vorgespielt. Zumindest war er ein mächtiger Dämon, der einen Ruf zu verlieren hatte. Jetzt aber, wo die Gefahr gebannt war und die Dämonen ehrfürchtig vor den anderen auf Abstand blieben, konnte er eine andere Seite zeigen. Wir hatten uns lange nicht gesehen... und bisher hatten wir auch nur gekämpft. Vielleicht sollte ich ihm einfach eine Chance geben und ihn nicht verurteilen...

Ich frage heute Abend Rin-chan aus. Sie hatte da bestimmt den Überblick, so vernarrt wie sie in ihn war. Rin hatte sich gemacht, auch wenn sie noch jung war, half sie Kaede tatkräftig und verdrehte den Jungs bestimmt den Kopf. Sie musste es einfach wissen... bestimmt!

Neuen Mut fassend verkrümelte ich mich geschickt in mein Zimmer, zog mich um und steckte das Portemonnaie ein. Dann wollen wir mal. Wir besorgen jetzt Inu Yasha etwas und vielleicht... Sesshomaru auch. Als Dankeschön. Er hatte mir Kopfschmerzen erspart, auch wenn die Situation mir eine andere Art von Kopfschmerz aufbrummte.

Isshun no Shunkan - Flüchtige MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt