Kapitel 4: Zu Pferd

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Das hatte gut angefangen. Sesshomaru gab mir jetzt sogar Ratschläge, wie ich mich verhalten sollte. Einerseits hatte es mich erst wütend gemacht, doch im Nachhinein, wenn ich genauer darüber nachdachte...

Er hatte sowas von Recht. Ich gab es ungern zu. Bisher hatte ich mir in meinem Leben wohl nicht genug Gedanken darum gemacht, was andere dachten. Als Teenager hatte ich sogar darauf bestanden, immer meine Schuluniform in dieser Welt zu tragen. Nie hatte ich überlegt mich anzupassen. Es war ja schon fast so, als hätte ich darauf gegiert, aufzufallen... Sesshomaru war wirklich erwachsen in dem Sinne und war ehrlich zu mir, auch wenn seine Worte hart gewesen waren...

Vielleicht sollte ich mich von ihm indirekt unterrichten lassen, um zu erfahren, wie ich mich in dieser Zeit verhalten sollte. Es war alles so neu. Während wir Splitter gesammelt hatten, hatte es keinen interessiert. Inu Yasha liebte mich wohl auch so, aber ... ach Mist.

Leicht niedergeschlagen brachte ich das Handtuch und den Badeanzug in unser Haus. Er war immer noch nicht da... Gut ich war auch nur kurz schwimmen, weil mir alles so peinlich gewesen war. Sollte ich Miroku vielleicht fragen, wo Inu Yasha steckte? Doch andererseits war es eigentlich seine Aufgabe, sich bei mir zu entschuldigen. Ich war doch nicht seine Dienerin. Etwas ändern könnte ich mich, aber ein wenig Kagome würde dableiben.

Eingeschnappt hängte ich die Kleidung auf. Sollte ich doch noch mal schauen, ob ich die Chips bekomme? ... NEIN KAGOME! Schimpfte ich mich selbst aus. Das durfte ich nicht! Dann würde Inu Yasha nur noch mehr wollen und meinen, er täte gut daran, mich so zu triezen.

Innerlich fluchend wanderte ich ein wenig umher, bis ich schon wieder bei dem Brunnen stand und schmollend hineinblickte. Meine Füße hatten mich einfach hierhergebracht. Seufzend drehte ich mich um und sah mir die Umgebung an, bevor ich etwas entdeckte. Da an dem Baum gelehnt... das war doch...

Vorsichtig schlich ich auf die vermeintlich schlafende Person zu. Sesshomaru lag dort mit seinem weißen Kampfanzug und seiner schwarzen Rüstung unter einem Baum. Das Fell um ihn herum drapiert und mit den Lichtstrahlen, die durch den Baum fielen und sein Gesicht an verschiedenen Stellen berührten... Wow... Dann noch dieses fast schon sanfte Gesicht... Mein Herz schlug schneller. Es hatte was ganz Anderes, wenn er hier so lag und anscheinend etwas schlief. Ich verstand nicht, warum er nicht bei Kaede... doch ich verstand es. Gestern Nacht hatte er nicht schlafen können. Mein Herz ging noch etwas schneller, als ich einen Meter vor ihm stand. Meine Wangen brannten. So wie er schlief, schien er gar nicht mehr so dämonisch, eher wie ein Märchenprinz oder eine Prinzessin? Ich grinste leicht und musste an das Märchen von Dornröschen denken, wo ein Prinz kam und sie wachküsste. Ich presste die Hand schnell auf meine Lippen und schluckte. Jetzt fühlte ich mich wie eine Tomate. Was dachte ich denn da bitte?

Spielten meine Hormone verrückt oder warum stellte ich mir eine Szene vor, wo er Dornröschen spielte? Es tat meiner Beziehung mit Inu Yasha gar nicht gut. Es war einfach nur verwirrend. Unsicher setzte ich mich vor ihn und betrachtete ihn noch ein wenig lächelnd. Aber es war beruhigend, dass die beiden sich nicht mehr die Köpfe einrannten und auch Sesshomaru anscheinend ein Herz hatte. Schon bei Rin hatte ich vermutet, dass er nicht so böse sein konnte und so wie er hier gerade lag... »Hach.«, machte ich seufzend. Inu Yasha sah im Schlaf eher wie ein kleines Kind aus, aber Sesshomaru... Er war einfach ein ganz anderes Kaliber. Wie alt er wohl war? Bestimmt um weiten älter als Inu Yasha. Sollte ich ihn fragen? Bestimmt würde ich nie miterleben, wie aus Inu Yasha ein richtiger Mann wurde und ob das etwas an seinem Charakter ändern würde? Ich bezweifelte es.

Ein wenig betrachtete ich noch den schlafenden Mann, bevor mich ein Trappeln aus meinem Tagtraum riss. Geschwind stand ich auf und sah zum Waldrand, aus dem ein Pferd galoppierte. Darauf saß Kaede, welche keuchend neben mir halt machte. »Da bist du ja Kagome!«

Isshun no Shunkan - Flüchtige MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt