Kapitel 6: Sternenhimmel

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Ich wollte schon aufstehen, als ich bemerkte, wie er sich neben mir niederließ. »Ist er in der Zukunft nicht mehr so klar?«

»Nein.«, seufzte ich und rückte etwas dichter an ihn. Er strahlte Wärme aus. Ob Dämonen eine höhere Körpertemperatur so wie Tiere hatten? »Durch die Abgase der Autos und der Fabriken, wie auch den ganzen Lichtern, sieht man sie nicht mehr so klar. In meiner Zeit sind die Städte meist heller als der Himmel.«

Er sah nach oben, er strahlte regelrecht im Mond. Seine Musterung im Gesicht und sein silbrig leuchtendes Haar schenkten ihm eine besondere Aura. So schien er eher wie ein heiliger als wie ein massenmordender Dämon.

»Gibt es wenig Natur?«

»Es geht... Aber es ist deutlich weniger. Ich besorg dir auch darüber Bücher. Wir bauen Häuser und Wolkenkratzer.«

»Wolkenkratzer?«, fragte er interessiert neben mir, während ich noch ein Stück näher gerobbt war und in den Himmel deutete.

»Sie heißen so, da sie an die Wolken heranreichen. Natürlich ist es eher metaphorisch, auch wenn es meine ich so große gibt. Auf ihnen kann man die ganze Gegend überblicken.«, erklärte ich ihm. »In meiner Welt kann man nicht so einfach fliegen, nur mit einem Flugzeug, aber das fühlt sich anders an.«

»Gibt es keine mystischen Wesen?«

Ich sah leicht traurig zu ihm. »Nein, ich habe keins gesehen, außer einmal einen Seelenfänger und vielleicht mal ein paar Geister...«

Er schien nachdenklich zu werden, bevor er in den Himmel aufblickte. Erst zu spät verstand ich ihn. Es würde eine Welt sein, in der er wahrscheinlich nicht mehr lebte. Leicht bedrückt sah ich ihn an, bis er zu mir runter sah.

»Vielleicht gibt es dich ja.«, meinte ich ernst und sah ihn besorgt an. »Du bist bestimmt nur beschäftigt.«

»Auch Dämonen leben nicht ewig.«, meinte er nur kalt, bevor er wieder hochsah. »Also lass die mitleidigen Blicke.«, knurrte er etwas, während ich schnell wegsah. »Ich lebe noch und das zählt.«

»Stimmt, da hast du Recht.«, seufzte ich. Er hatte ja Recht. Nur weil er in einigen Hundert Jahren nicht mehr lebte, musste ich jetzt doch nicht um seinen Tod trauern... warte, was dachte ich da? Ich sah ihn an. Wollte mir mein Kopf klar machen, dass ich traurig wäre, wenn er nicht mehr da wäre? Dabei würde ich vor ihm sterben, wenn ich hierblieb.

Ein Arm schlang sich um mich, bevor er mich an sich zog. »Lass das.« Ich starrte dicht in sein Gesicht. Mein Kopf glühte, während wir so dicht aneinander saßen. Ich schluckte etwas verlegen. Er hatte mit mir geschimpft, ich solle mich nicht so zweideutig verhalten doch er war noch viel schlimmer. Hatte er denn gar keine Ahnung davon, dass nur Liebespaare so dicht an einander saßen? Mein Herz schlug schneller, während er mich weiter anstarrte. »Besser.«

Ich blinzelte, während sein Arm lockerer wurde und mich frei ließ. Die Kälte erfasste mich. War das Absicht gewesen, damit ich nicht mehr daran dachte?

Seufzend blickte ich wieder in den Himmel, bevor ich mich mit dem Rücken gegen seinen lehnte. Es war mir zu peinlich ihm jetzt noch ins Gesicht zu starren. »Sollten wir nicht bald heim?«

»Heim?«

»Ich meine zu Kaede und Rin...«, fragte ich nach einiger Zeit. »Sie machen sich bestimmt Sorgen und Inu Yasha könnte ausflippen, wenn er hört, dass du mich entführt hast.«

Es raschelte hinter mir, bevor der wärmende Rücken verschwand. Schwerfällig erhob ich mich. »Ich bringe dich heim.«, meinte er nur und deutete auf das Rad. »Wag es nicht, etwas zu erzählen.«

Isshun no Shunkan - Flüchtige MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt