Kapitel 15: Wellen

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Was machte ich jetzt nur? Konnte ich einfach aus diesem Brunnen klettern? Was war, wenn auch dieser Sesshomaru so stark auf mich reagierte? Wusste er von Inu Yasha, dass Sesshomaru und ich auf dem Platz gestanden hatten? Würde er mich ausfragen? Oder wusste er es, dass er mich beschützt hatte? Mein Herz schlug heftig. Wenn ich jetzt hochsteige, würde er dort sein, das spürte ich einfach, aber wie sollte ich mit ihm nur reden? Ich meine... wie konnte ich überhaupt noch klar denken, wenn er mir auch so nahekäme?
Etwas grummelnd sah ich noch einmal auf und dann zu meinen Händen. Zumindest müsste ich es alleine schaffen. Schmerzen hin oder her, es wäre nicht gut für mein Herz, wenn er mich holen würde und zurück wollte ich auch nicht. Ich konnte mir Neuzeit Sesshomaru schon vorstellen, wie er vor dem Brunnen rumtigerte... Meine Unschuld schien wirklich gefährdet zu sein, seit ich Sesshomaru so nahe kam...
Unsicher erklomm ich das Efeu und musste feststellen, dass der Schmerz schon um einiges nachgelassen hatte. Mein Herz schlug mit jedem Griff ein bisschen lauter. Er wäre da, das wusste ich, das spürte ich. Inu Yasha war es nicht, er musste es sein. Da war dieses kleine Gefühl und Sesshomaru hätte mich auch sonst nicht hineingestoßen. Er würde mich nie einer Gefahr aussetzen, da war ich mir sicher. Schon fast sehnsüchtig streckte ich die Hand nach dem Rand aus, bevor ich mich den letzten Meter hochzog und mein Ziel erreichte. Leicht erschöpft atmete ich schnell ein und aus. Mein Blick erkundete die Gegend nach dem einen Geschöpf, was ich jetzt sehen wollte, doch ich fand ihn nicht.
Unsicher stellte ich mich auf und suchte weiter. Wo war er denn? Sesshomaru? Ich fühlte mich auf einmal so einsam und allein gelassen, während das Gras leise raschelte. Schnell drehte ich mich zum Geräusch, doch es war nur ein wildes Kaninchen gewesen, das so schnell es ging wieder im Dickicht verschwand. Von Abstand hatte ich gefaselt, doch jetzt wünschte ich mir seine Arme herbei, die den Abstand verringerten. Sesshomaru, wo warst du nur?
Ein lautes Knirschen und Bersten von Bäumen ließ mich aufschrecken. Meine Augen wurden groß und mein Herz setzte aus. Inu Yasha hatte ihn gesehen. Er war wütend gewesen, auch wenn er abgezogen war. Würde hier seine Wut ihm entgegenschwappen? Meine Augen suchten schnell nach dem Ort. Wieder ein Bersten von Bäumen. Der Boden bebte und es waren nicht meine Knie, die anfingen zu zittern. Sesshomaru. Schnell lief ich los, als ich den Schauplatz ausmachte. Immer schneller lief ich. Schiere Angst packte mich. Er hatte das schlimmste verhindert, waren das jetzt die Wellen die daraus resultierten? Ich sprang über Wurzeln und ignorierte, dass mein Körper schrammen von Ästen und Zweigen bekam. Die Angst war zu groß, doch hätte Sesshomaru nicht etwas gesagt? Nein... die Welle hatte ihn wenn noch nicht erreicht oder wusste er, das alles gut gehen würde?
Zu wenig wusste ich, was so richtig war und was sich veränderte. Auch wussten wir nichts von den Auswirkungen auf die Zukunft. Ich wollte keine Gefahr eingehen und rannte zum Ort des Grauens. Immer schneller schlug mein Herz aus Angst und Schuldgefühlen, bevor ich aus dem Gestrüpp preschte und in die Arme der beiden kämpfenden Männer lief. Ich kam genau zwischen ihnen raus und sah nur noch, wie Inu Yashas Blutkrallen auf mich zu rasten. Panisch riss ich die Augen auf, wie auch Inu Yasha. Würde es so enden? Ich kniff die Augen zusammen und hörte, wie die Attacke mich traf. Es war ein ekliges Geräusch. Ich stand da wie gelähmt und wartete auf den Schmerz, doch er blieb aus.
Angsterfüllt riss ich die Augen auf und musste mit ansehen, wie ein Körper vor mir zu Boden sackte. Erschrocken sah ich auf die weißen langen Haare, wie auch die weiße Kleidung, welche leicht zerfetzt war. Die Kleidung verfärbte sich rot, was mein Herz aussetzen ließ. „Sesshomaru!"
Ich musste nur Inu Yasha ansehen, bevor er verstand, dass hier Schluss war. Man konnte nicht mal sehen, wie schnell er weg war. Sesshomaru hatte sich ins Schussfeld begeben, nur damit ich nicht verletzt wurde.
„Geht es dir gut?" Sein Keuchen erklang furchteinflößend, während ich um ihn rumlief und mich vor ihn kniete. Sein Gesicht war leicht schmerzerfüllt und blass. Die Krallen hatten ihn getroffen. Tiefe Schnitte zierten seinen Oberkörper und hatten auch den Rest der Kleidung zerrissen. Sogar seine Rüstung am Oberkörper war vollkommen zerstört. War sie vorher so gewesen oder jetzt von den Krallen? Wie tief waren nur die Wunden? „Rede mit mir." Meine Bitte klang so verzweifelt, während der Mann am Boden die Lippen fest aufeinanderpresste. Hier war sein Stolz wirklich fehl am Platz. „Sesshomaru, verdammt noch mal..."
Sein Kopf drehte sich zur Seite. „Das bringt mich nicht um." Er versuchte taff und kühl zu klingen, aber das misslang ihm, nachdem er Blut dazwischen spuckte. Leicht verzweifelt stiegen die Tränen in mir auf.
„DU IDIOT!", schimpfte ich ihn und hätte ihm am liebsten eine gepfeffert. „Du bist verletzt! Jetzt vergiss doch mal deinen dummen Stolz und lass dir helfen!" Mein Herz bebte, wie auch mein Körper.
Leicht wütend sah ich auf, nur um zu sehen, wie sich seine Augen schlossen und er nach vorne fiel. Geschickt fing ich ihn. Sein Kopf prallte auf meine Schulter. Sesshomaru... Ängstlich presste ich mein Ohr an seine Lippen, nur um beruhigt festzustellen, dass er noch atmete, auch wenn es eher ein Keuchen war. Wieso musste er nur so stolz sein? Leicht unsicher blickte ich mich um, bevor ich seine Schultern nahm und ihn so gut es ging ins Gras legte. Sein Körper sah so schlimm aus, aber was konnte ich nur tun? Die Verzweiflung übermannte mich und entriss mir ein paar Tränen, bevor ich ein mir bekanntes Fauchen vernahm.
Kiara? Ich riss den Kopf in die Höhe und rief mit einer sehr zittrigen Stimme: „Hier!" Erst hatte ich Sorge, sie hätte mich überhört, doch Kiara setzte schon zum Sinkflug an. Sango ritt auf ihr und sprang geschickt von ihren Rücken, bevor sie zu mir angerannt kam.
„Alles in Ordnung Kagome? Inu Yasha war wutentbrannt. Als ich ihn fragte, sagte er, ich solle herkommen, er hätte es übertrieben... Danach ist er auf und davon. Geht es dir gut?"
Ich schluckte. „Mir ja... aber..." ich deutete auf Sesshomaru, welcher alle viere von sich gestreckt hatte. Seine Brust bebte, seine Lippen verschmiert mit Blut und erst sein Brustkorb. Ein normaler Mensch würde sterben, aber auch wenn er ein Dämon war, brach der Anblick mein Herz.

Isshun no Shunkan - Flüchtige MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt