Kapitel 3: Badeanzug

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Verzweifelt und verkatert spähte ich in das Häuschen von mir und meinem nervigen Freund. Bestimmt tobte er sich noch immer aus. Schon gestern Abend war er nicht da gewesen, was mir wirklich Recht war. Geschwind zog ich meinen Badeanzug unter die Miko Kleidung, schnappte mir ein Handtuch und machte mich auf den Weg.

Unbedingt brauchte ich ein kühles Bad um diese Nacht von mir abzuwaschen. Ich hatte tatsächlich auf Sesshomarus Schoß genächtigt und das vor Rin und Kaede, die mich nicht von ihm runterbekommen hatten. Nicht nur, dass ich mit Inu Yasha stritt, nein ich schlief auch noch auf dem Schoß seines Bruders, nachdem ich mich anscheinend selbst abgefüllt hatte. Naja, es war ja noch besser, wenn ich bedachte, dass ich indirekt Sesshomaru die Schuld zuschustern wollte, der sogar ein richtiger Gentleman war, obwohl er mit mir alles hätte tun können.

Gänsehaut rann meinen Rücken hinab. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Miroku hätte so eine Situation schamlos ausgenutzt! Warum hatte ich nur so viel getrunken? Vielleicht, weil es gutgetan hatte und es meine Sinne vernebelt hatte? Wahrscheinlich... Ich war so wütend gewesen und so frustriert... Mein Magen rebellierte leise, wenn ich daran dachte, wie der Abend verlaufen war. Sesshomaru hatte schon Recht mit der Aussage, dass ich mich in die Arme eines Fremden gestürzt hatte. Am Besten fragte ich ihn, ob er noch etwas haben wollte, um meine Schulden bei ihm zu tilgen. Es würde mich einiges kosten, um diese Geschichte geheim zu halten oder würde er dichthalten? Wer wusste, wie unangenehm es für ihn gewesen war, dass ein Mensch auf seinem Schoß gelegen hatte?

Von mir selbst angeekelt biss ich mir auf die Unterlippe. Wie konnte ich das bitte gut machen? Ich wollte den Gedanken gar nicht zu Ende denken, was wenn der Worst Case eingetroffen wäre? Dieser bestand darin, dass Inu Yasha nach mir gesucht hätte und unweigerlich auf Sesshomaru getroffen hätte mit mir mit dem Gesicht auf dessen Schoß... Mein Kopf brummte. Ich musste wirklich mehr darauf Acht geben, was ich tat... So ein Fehler durfte mir nicht unterlaufen, wenn ... ja wenn was? Grübelnd schritt ich über den leichten Kies an dem kleinen See entlang und presste das Handtuch an meine Brust. Warum musste nur die Beziehung mit Inu Yasha zurzeit so kompliziert sein? Wenn er nur etwas rücksichtsvoller und dankbarer wäre, wäre es nie zu dieser Szene gekommen! Genau! Alles seine Schuld.

Leicht wütend zog ich an dem Gürtel und riss ihn mir vom Leib, als eine Stimme hinter mir erklang, die mich rot anlaufen ließ.

»Kagome.«

Dieses eine Wort war beherrscht von soviel Nachdruck, dass ich mich kaum traute einen Blick nach hinten zu werfen. Diese tiefe Stimme gehörte dem weißhaarigen Mann, auf dessen Schoß ich verbracht hatte, Sesshomaru.

»Ah... Sesshomaru...«, flüsterte ich heiser und schielte etwas zu ihm. »Gibt es etwas?« Hoffentlich bemerkte er nicht, wie sehr er mich schon wieder aus dem Konzept brachte. Eben noch wütend und jetzt schon wieder rot. Es war so, als hätte er mich bei etwas Verbotenen ertappt. Langsam drehte ich mich mit meinem gelösten Gürtel in einer Hand zu ihm um. Immer mehr eröffnete mein Gewand ihm, bis er auf einmal sich wegdrehte.

Verwundert legte ich den Kopf schief, während ich ihn jetzt wohl übertölpelt hatte: »Zieh dich an...«

Knallrot starrte ich an mir runter und musste an damals denken, als Inu Yasha und ich noch nicht lange beieinander gewesen waren. Es war genau hier gewesen, als ich mir die Mikokleidung angezogen hatte. Er hatte damals gesagt: ›Zieh dich aus!‹ Ich grinste etwas. Auch wenn Inu Yasha seine Gründe gehabt hatte, waren die beide wie zwei Seiten einer Medaille. Es schien, als würde Sesshomaru das komplette Gegenteil verkörpern. Er sah sogar weg, als meine Kleidung runterrutschte. »Alles gut.«, meinte ich und ließ die Kleidung komplett runterrutschen und grinste. »Ich trage einen Badeanzug aus meiner Zeit.«

Isshun no Shunkan - Flüchtige MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt