Nico P.O.V
Keine zwei Tage später stand ich vor einer kleinen Buchhandlung. Den letzten Durst hatte ich mir mit einem Mittelklassigen Studenten gestillt, aber die Sehnsucht nach diesem Mann, oder zumindest seinem Blut, blieb weiterhin. Seinen Arbeitsplatz zu finden war nicht allzu schwer. Facebook bedankt sich für die persönlichen Daten und meine zwanzig Mäuse, die ich dafür ausgeben musste. Dieser Louis arbeitet in dieser Buchhandlung als Aushilfe. Nebenher schreibt er Bücher und verkauft die auch. Ziemlich langweilig, aber wem es Spaß macht. Ich setzte mich auf den Müllcontainer an der Seite des Gebäudes und wartete da, bis er endlich die Buchhandlung abschließen und nachhause gehen würde.
Stunden, die sich wie Jahre anfühlten, später kam er endlich raus. Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte und roch wieder dieses verführerische Blut. Lautlos sprang ich von dem Container und wartete, bis ich seine Schritt in die andere Richtung gehen hörte. Geräuschlos schlich ich hinter ihm her. Bis er irgendwann an einer roten Ampel stehen blieb. Ich stellte mich neben ihn, wartete, bis er mich bemerkte. Als er endlich zur Seite sah verschnellerte sich sein Herzschlag wieder schlagartig. "Es ist grün, willst du nicht loslaufen?" fragte ich. "Willst du wieder mein Blut?"
"Was sollte ich sonst von dir wollen? Fan von deinen Büchern bin ich sicher nicht." erwiderte ich. "Dann bring es schnell hinter dich." bat er. Die äußere Ruhe täuschte völlig. Sein Herz flehte förmlich, ihn wegrennen zu lassen. "Oh nein, du verstehst mich falsch. Ich will nicht einmal alle zwei oder drei Tage an deinem Blut saugen, ich will dein Blut besitzen!" meinte ich. Bubum, Bubum. Wie ein dramatisches Orchester schlug sein Herz immer schneller. "Wovon sprichst du?" Sein Blick ging zur Seite. Ein Fluchtweg? Den findest du hier nicht. "Um dein Blut zu besitzen brauche ich dich. Logisch, oder?"
"Also willst du mich entführen?" In seinem Unterton lag die kalte Angst. "100 Punkte. Aber ich lass dir die Wahl. Du kannst mitlaufen, dich auf dem Weg noch von Frauchen verabschieden oder ich reiß dich mit und sie darf auf Ewig nach dir suchen." antwortete ich. "Du bist ein Monster." Leise lachte ich. "Das hat deine Frau auch gesagt." Er zögerte, sah sich noch einmal um, während das Licht der Lampe wieder auf Rot sprang. Schließlich seufzte er tief und holte zitternd sein Handy aus der Tasche. "Ich warte drüben auf dich, du willst sicher ein wenig Privatsphäre." meinte ich und überquerte die Straße, bevor ein LKW darüber rasen konnte.
Natürlich rannte Louis nicht davon. Er wusste, dass ich seine Familie jederzeit angreifen könnte und noch dazu eindeutig schneller war als er. Als die Ampel zum zweiten Mal auf Grün schaltete kam er auf mich zu, den Blick niedergeschlagen und vor allem ängstlich. Die wenigen Menschen um uns herum beachteten uns nicht. Sie liefen an uns vorbei, warfen ab und zu einen kurzen besorgten Blick zu Louis, entschieden sich dann aber dazu, einfach weiter zu laufen. Hätte einer dieser Person uns beide in dieser Nacht angesprochen wäre Louis vielleicht noch nachhause gekommen, aber nun lief er mit mir zu meinem Heim.
Er war langsam, deswegen dauerte es etwas länger, bis wir das kleine Waldhäuschen erreicht hatten. "Ich weiß nicht, wie dein Zuhause aussieht, aber das hier ist zumindest meins. Nicht groß, bisher hab ich ja auch immer alleine gelebt." erklärte ich kurz und ließ ihn rein. Das Häuschen bestand aus drei Zimmern. Ein großes mit Mini-Küche, ein Badezimmer und ein Schlafzimmer. "Und was hast du jetzt mit mir vor? Saugst du mir Blut aus, bis ich sterbe oder hältst du mich jetzt wie einen Hund?" fragte Louis und sah sich um.
"Eine Mischung aus beidem. Du kannst immer noch hingehen, wo du willst, wohnst aber ab sofort hier und bist sowas wie meine Blutquelle." antwortete ich. "Was? Aber, wenn ich nach wie vor frei rumlaufen kann, warum sollte ich mich dann von meiner Frau verabschieden?" fragte er überrascht. "Dramatischer Effekt, außerdem wusste ich, dass ich irgendeinen Trick einsetzen musste, damit du mitkommst." antwortete ich amüsiert. "Und was macht dich so sicher, dass ich wirklich hier wieder herkomme?" fragte er weiter. "Ganz einfach, du bist ein Mensch. Ihr Menschen fühlt euch Dingen immer verpflichtet. Wenn ich dir also sage, du bist dazu verpflichtet, mich am Leben zu halten, bleibt dieser Gedanke in deinem Kopf hängen. Was du mit diesem Gedanken machst ist deine Entscheidung."
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Just one more bite | ManXMan
VampireDas Gefühl, wie sich die Reißzähne langsam in die Haut graben, wie das Blut seinen Weg in den Mund sucht. Nico ist Blutdurstig, doch er hat keinen Wirt. Zumindest, bis er eines Abends dem Mensch Louis über den Weg läuft.