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Nico P.O.V

Naja, jetzt stand ich hier. Neben mir eine Schaufel, die noch immer neben dem Haus gelegen hatte. Louis hatte sie wohl nie weggeräumt. Ich hatte all meine letzte Kraft gesammelt und ein Loch in den Boden gegraben, damit ich Jurias beerdigen kann. "Wir beide hatten uns nie perfekt verstanden und doch hab ich dich immer bewundert, Bruder. Mir wurde immer gesagt, wie viel Kraft ich habe, aber eigentlich bist du der Starke von uns beiden. Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun als das hier." flüsterte ich und strich Jurias ein letztes mal über die kalte Stirn.

Sein Körper, so leblos wie er war, sackte einfach in sich zusammen, als ich ihn vom Boden hochhob. Der Kopf fiel nach hinten und seine Arme und Beine schlackerten völlig bewegungslos. Durch seine Brust ging ein Loch, ein Loch welches ich verursacht hatte. "Du hast das richtige getan, Nicrolas." Schwarze Gestalten stellten sich neben mich. "Bitte nennen sie mich nicht so. Ich bin es nicht mehr Wert, diesen Namen zu tragen, wenn ich das denn jemals war." murmelte ich trostlos. "Dies zu entscheiden liegt nicht in meiner Hand, doch ich würde dennoch behaupten, dass du ihn, nach alle dem was du geleistet hast, absolut verdient hast."

"Wieso sagt ihr das? Ich hab meinen Bruder umgebracht." flüsterte ich, nicht wissend, ob mein Gegenüber mich überhaupt verstehen konnte. "Weil du für die Liebe gekämpft hast. Damit meine ich nicht nur die Beschützung deines menschlichen Freundes, sondern auch die Erlösung desjenigen, der sein Leben lang dazu verdammt war, Hass zu empfinden. Durch deine Liebe hast du ihn von seinen eigenen Gefühlen, die er doch nicht kontrollieren konnte befreit. Für einige wirst du als ein Mörder zurückkehren, das ist wahr, doch für alle anderen wirst du ein Held sein, ihr Held." Seine Stimme war fest und hatte dennoch etwas beruhigendes an sich.

"Doch wie ich mitbekommen habe, liegt es dir gar nicht im Sinn, zurück in deine Welt zu kehren?" Ich nickte. "Ihr müsst verstehen, das hier, dieser Ort, das ist meine Welt. Hier fühle ich mich zuhause. Ich will in die Schule gehen, mich mit Freunden treffen, gut oder auch schlechte Noten schreiben, meinen Abschluss machen und all das. Ich will nicht regieren. Ich will nicht wie ihr eingesperrt in der anderen Welt sein." Seine Aura wurde stärker, als er neben mich trat und ein wenig von der Erde, die ich auf gegraben hatte in die Hand nahm. 

Er ließ die Erde zwischen seinen Fingern in das Loch rieseln. "Wird ein Vampir geboren gibt es in seinem Leben nur zwei Ding, die ihm wichtig sind, seine Ehre und Blut vergießen. Uns ist es wichtig, einen ehrenvollen Tod zu sterben, während eines Kampfes gegen gleichaltrige oder schwächere zu verlieren ist ein schand voller Tod. Diese Lebensweise ist sehr alt, sogar noch um einiges älter als ich es selbst bin. Nicht jeder schafft es, sich diesen Regeln anzupassen. Nicht jeder schafft es, sich dieser Welt anzupassen. Du hast Glück Nicrolas, denn deine Mutter, die das Blut der Menschen in sich trägt, hat dir ermöglicht, deine Welt verlassen zu können."

Ich nickte verstehend. "Eine Verwandlung von einem Vampiren zum Menschen gibt es nicht oft. Sie bringt große Schmerzen, so stark, dass man den Tode anfleht, einen zu holen. Du wirst drei Nächte lang Schmerzen ertragen müssen, die du noch nie gefühlt hast. Danach wirst du schwach sein, sehr schwach. Doch solltest du diese drei Nächte überleben, werden sich dir neue Türen ebnen. Eine Welt, in der du kein Blut trinken musst oder um dein Überleben kämpfen musst." Wieder nickte ich nur. "Nun gut, lass uns dies zu einem anderen Zeitpunkt besprechen." 

Er nahm mir Jurias ab und legte ihn so behutsam wie möglich in das Loch. Stumm sah ich ihm zu, wie er sich aufrichtete und zu singen begann. Er sang ein Lied vom Tod, wie er die Seele aus dem Körper befreit und mit sich nimmt, in eine andere Welt, jenseits unserer Vorstellungskraft. Als das Lied vorbei war kniete er sich zu Boden, legte den Kopf auf die Erde und sprach "Ich, Großmeister der Welt der Vampire, Graf von Elster der Achte bitte dich Herrn Jurias von Tronn um Verzeihung. Ich versagte bei deiner Entwicklung und achtete nicht auf sämtliche Zeichen, die dich hätten retten können. Mögest du ihn Frieden ruhen können, wissend, dass du einen heldenhaften Tod gestorben bist." 



Just one more bite | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt