Louis P.O.V
Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis ich wieder zuhause war. Ich hatte selbst gar nicht mitbekommen, wie schnell ich gelaufen war. Nico erwartete mich bereits an der Tür. "Du bist blass." stellte er fest. Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln. "Entschuldige." lächelte ich und ging ins Wohnzimmer. "Sie wollten noch einmal mit mir sprechen?" fragte ich. Frau Ulrich, die total steif auf dem Sofa saß, drehte sich zu mir um. Nico war mir gefolgt und legte seine Hand auf meinen Rücken. "Auch dieses Gespräch sollte unter vier Augen ablaufen." meinte sie und richtete ihren Blick für einen kurzen Moment auf Nico.
"Warum?" fragte Nico. "Um mir keine Chance zu lassen, dich in irgendeiner Weise manipulieren zu können. Die Frau hat Angst, was ich sage könnte dich beeinflussen." antwortete ich und legte meine Hand auf seine Schulter. "Du kannst, wenn du möchtest schonmal Schulen hier in der Nähe im Internet suchen. Kannst schließlich nicht den ganzen Tag zuhause bleiben." Nico nickt und schenkte mir einen letzten besorgten Blick, bevor er ins Schlafzimmer ging. "Sie sehen etwas erschöpft aus." bemerkte Frau Ulrich, als ich mich neben sie setzte. "Ein Spaziergang ist in den Regelfällen eher beruhigend." fügte sie hinzu. "Dann gehöre ich wohl nicht zum Regelfall."
Sie seufzte und schlug eine weitere Seite in ihren ewig langen Ordner auf. "Sagen sie, was sollen ihnen diese Notizen eigentlich nützen? Alles mitschreiben, was ich sage ist doch nur hilfreich, wenn ich ein Geständnis anlegen würde, aber so machen sie sich selbst einfach nur viel zu viel Arbeit." meinte ich. Sie stoppte für einen Moment. "Sie mögen zu viel Arbeit anscheinend nicht." antwortete sie schließlich auf meine Aussage. "Ich arbeite lieber produktiv und dafür etwas weniger als total im Stress und dann viel zu viel." Sie fühlte sich von meinen Worten eindeutig beleidigt.
"Wollen wir dann beginnen oder gibt es sonst noch etwas, was Sie von sich geben möchten?" fragte sie schnippisch. "Ich dachte wir hätten schon lange begonnen." Seufzend klappte Frau Ulrich ihren Ordner zu. "Mir ist es wichtig, dass Nico ein Vorbild hat. Er soll jemanden haben, zu dem er aufblicken kann." meinte sie endlich etwas ruhiger als vorhin. "Ob ich das bin oder nicht ist aber nicht ihre oder meine Entscheidung. Nico muss sich sein Vorbild selbst aussuchen und wenn ich das bin, werde ich alles geben, um ein gutes Vorbild zu sein. Er ist 17, bald schon 18. Die meisten Entscheidungen, die er trifft liegen nicht in meiner Hand."
Frau Ulrich nickte. Ihre Haltung hatte sich etwas entspannt. "Ich möchte dem Jungen ein Zuhause, Zuneigung und die Chance auf Bildung ermöglichen. Wenn sie denken, er ist hier nicht gut aufgehoben wird das nicht viel an der Situation ändern, weil er ist glücklich. Sie können mich einen Manipilatör nennen oder naiv, aber ich bin überzeugt, dass wenn Nico 18 ist, er sowieso hier sein möchte. Verzeihen Sie mir, aber ich sehe in diesem Gespräch absolut keinen Sinn." Es tat gut, das endlich mal ausgesprochen zu haben. Schon wieder stutzte Frau Ulrich.
Nach einer knappen Minute schüttelte sie den Kopf und räumte ihre Sachen zusammen. "Was tun sie?" fragte ich. "Ich mache diesen Job seit vielen Jahren, sehr vielen! Aber mir ist bisher noch nie einer wie sie begegnet. Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, Nico in diesem Haus zu lassen, aber sie sind ein guter Mensch. Ihre direkte, auch wenn manchmal etwas grobe Art ist etwas, was nicht viele Menschen haben, zumindest kenne ich nicht viele. Sie haben Recht, dieses Gespräch zu führen würde die Thematik nicht zu einem Ergebnis bringen." meinte sie und schulterte ihre riesen Tasche, ehe sie zur Tür ging.
Leicht verwirrt folgte ich ihr. "Ein Kollege wird in einigen Wochen noch einmal auf sie zurückkommen und mit ihnen über den Stand der Dinge sprechen, sowie die schulischen Umstände etwas genauer betrachten. Bis dahin bleiben wir, falls es etwas geben sollte, weiterhin über Email in Kontakt." Sie schaute mir inzwischen nichtmal mehr ins Gesicht. Erst beim letzten Satz hob sie den Kopf. "Viel Glück mit ihrer Scheidung und dem Jungen. Sollten sie einen Fehler begehen oder das Kind nicht ordnungsgemäß behandeln, werde ich nicht davor zurückschrecken einen Richter einzuschalten und dafür zu sorgen, dass sie ihn nie wieder sehen. Merken sie sich das!"
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Just one more bite | ManXMan
VampirgeschichtenDas Gefühl, wie sich die Reißzähne langsam in die Haut graben, wie das Blut seinen Weg in den Mund sucht. Nico ist Blutdurstig, doch er hat keinen Wirt. Zumindest, bis er eines Abends dem Mensch Louis über den Weg läuft.