Louis P.O.V
Die ganze Nacht über verbrachte Nico über der Kloschüssel. Nachdem er den kleinen Mülleimer bis zur Hälfte gefüllt hatte, hatte er sich selbst aufs Klo gezwungen und dort dann die ganze Nacht verbracht. Ich fühlte mich so nutzlos, weil ich nichts anderes tun konnte, als ihm beruhigend über den Rücken zu streichen. "Das war ne scheiß Idee du Idiot." murmelte ich. "Das ist ein gutes Zeichen." Erschöpft lehnte Nico den Kopf gegen die Klobrille. "Ich kotz den Vampir in mir aus, so kannst du dein nächstes Buch nennen." scherzte er, ehe er sich ein weiteres mal übergeben musste.
"Ich hab, alles ich kurz davor war aufzugeben, deine Stimme gehört Louis." murmelte er. "Du hast zu mir gesprochen." Lächelnd strich ich ihm durch die Haare. "Ja, der Graf meinte, ich soll bei dir sein und an dich glauben, das habe ich getan." lächelte ich. "Ich hab sehr oft geweint und irgendwann sind meine Tränen dann weiß geworden." Er hob kurz den Kopf, um mich anlächeln zu können. "Das ist gut." murmelte ich. "Was ist los?" fragte Nico. "Du guckst so traurig." Ich seufzte und kniete mich zu ihm runter. "Ich hatte einfach nur ein bisschen Angst, kleiner." antwortete ich.
Nico sah mich weiterhin leicht unschlüssig an. Ich biss mir auf die Lippe und sah kurz zur Seite. "Ich dachte, ich dachte du würdest in diesem Zustand sterben. Du hast so geschrien und geweint. Ich hatte Angst, du würdest nicht mehr aus dem Zustand rauskommen. Dir geht es ja jetzt immer noch schlecht und ich würde dir so gerne helfen." flüsterte ich und legte meine Hand an seine Wange. "Louis." murmelte Nico und stützte seine Hände an meiner Brust ab. "Bitte wein nicht." Mir war überhaupt nicht aufgefallen, dass ich angefangen hatte zu weinen. "Entschuldige, ich bin einfach nur froh, wenn das alles vorbei ist."
"Aber, wenn ich all meine Kräfte verliere, bin ich dann überhaupt noch interessant für dich?" fragte Nico. "Natürlich bist du das! Ich hab dir das schon einmal gesagt, du kleiner Troll. Für mich warst du noch nie ein Monster. Ich hab dich wirklich lieb, ja?" Sanft drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Die ganze Nacht über saßen wir gemeinsam im Bad. Ich kann nicht viel tun, aber ich kann für Nico da sein. "Wie lange, wird das noch anhalten?" hatte ich nach einer Weile gefragt. "Naja, wenn ich erstmal das ganze Blut, was ich all die Jahrhunderte geschluckt habe wieder ausgekotzt habe, dann ist eigentlich das meiste rum."
Verstehend nickte ich. "Ich werde morgen zum Amt gehen und dich da anmelden, aber ich weiß noch nicht genau, was ich sagen soll. Schließlich taucht ja nicht mal eben so ein 17 jähriger aus dem nichts auf." meinte ich. "Sag doch einfach, ich bin auf der Straße aufgewachsen und du hast mich vor circa zwei Monaten gefunden, aber ich konnte dir nichts über mich selbst sagen außer meinen Namen." schlug Nico vor. "Hast du das aus einem Buch?" fragte ich leicht amüsiert. "Bestimmt, ich hatte viel Zeit, als du weg warst."
Nico musste sich noch oft übergeben. Bis in die frühen Morgenstunden hatte er sich übers Klo gebeugt. "Schaffst du es später alleine ins Bett oder soll ich noch bleiben?" fragte ich. "Nein, du musst doch bestimmt bald zur Arbeit." antwortete Nico. "Die Arbeit kann auch warten. Du bist wichtiger." meinte ich. "Mir geht's gut, keine Sorge. Ich krieg das schon hin." Er schenkte mir ein kleines, beruhigendes Lächeln. Ich nickte und klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter, ehe ich aufstand. "Falls du Hunger hast, im Kühlschrank ist alles was du brauchst, den Rest kennst du ja." So ganz wohl war mir dabei nicht, aber ich kam nicht auf ewig mit der Ausrede, ich fühl mich nicht gut davon.
"Ich hab dich lieb, kleiner und ruf mich bitte an, falls was sein sollte." meinte ich noch, bevor ich ins Schlafzimmer ging, mich schnell umzog und schließlich das Haus verließ. Meinen Handyklingelton hatte ich, auch wenn es bei uns drinnen sicher nicht erlaubt war, auf laut gestellt. Ich wollte ihn nicht einfach so alleine lassen, aber wenn das alles endlich vorbei ist und Nico auch offiziell registriert ist kann ich mir so viel Zeit wie nur möglich für ihn nehmen.
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Just one more bite | ManXMan
VampireDas Gefühl, wie sich die Reißzähne langsam in die Haut graben, wie das Blut seinen Weg in den Mund sucht. Nico ist Blutdurstig, doch er hat keinen Wirt. Zumindest, bis er eines Abends dem Mensch Louis über den Weg läuft.