Nico P.O.V
Ich war voller Wut und Hass. Ich weiß nicht einmal, worauf ich wütend war, aber ich konnte diesen Hass nicht unterdrücken. Mein gesamter Körper fühlte sich wahnsinnig schwer an. Es war, als wäre ich wieder in dieser Trance, aber diesmal konnte ich mich nicht bewegen und ich hatte auch keine einzelnen Bilder vor. Es war wie ein Film den ich sah, während ich an den Stuhl gefesselt war. Ich sah vor mir, wie jemand seine Zähne in Louis Nacken grub, wie Louis berührt wurde, wie er verletzt wurde. Der Film wiederholte sich wieder und wieder und mit jedem mal wurde ich noch wütender.
Ich will nicht, dass jemand ihm weh tun kann. Ich will nicht, dass Louis jemals traurig sein muss. Ich muss ihn doch beschützen! Ich muss, Louis vor jeder Gefahr beschützen. "Nico?" Sofort als ich diese Stimme hörte legte sich etwas Gewicht von meinem Körper. "Papa?" fragte ich und der Film schaltete sich ab. "Papa, wo bin ich? Warum sehe ich schon wieder sowas?" fragte ich. "Beruhige dich. Du bist zu ängstlich." Ich sah die Silhouette meines Vaters vor mir. "Ich hab dir doch beigebracht, was vampirische Träume sind." fügte er hinzu. "Illusionen im Schlaf, in denen einem seine Gefühle vorgezeigt werden." murmelte ich.
"Korrekt, du hast Angst und bist wütend, sehr wütend. In dir brennt ein Feuer, ein großes Feuer, kaum zu bändigen." Ich konnte mich immer noch nicht bewegen, wegen diesem Gewicht auf meinem Körper und wegen meiner eigenen Angst. "Wir haben wenig Zeit, um der Ursache deiner Probleme auf den Grund zu gehen. Also, wovor hast du Angst?" fragte er. "Dass Louis verletzt wird." antwortete ich. "Nein, das ist es nicht, da ist mehr." widersprach mein Vater. "Ich... Ich will ein Mensch sein, ein ganzer Mensch, ohne Kräfte und Fähigkeiten." "Das ist unmöglich." "Ich weiß!"
"Es muss ja auch gar nicht Hundert Prozent Mensch sein, aber ich will wie einer Leben können und mich wie einer fühlen können, ohne das andere Angst vor mir haben müssen." murmelte ich. "Und Louis?" fragte mein Vater. "Er ist mein Freund. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn tun sollte." murmelte ich. "Macht dir das auch Angst?" Zustimmend brummte ich. "Ich hab schon einmal jemanden verloren, der mir wichtig war und bei Louis ist diese Wichtigkeit noch größer als bei..." Ich stoppte. "Louis ist nicht Anna, Nico und es herrscht nicht mehr dieselbe Zeit wie damals." Ich nickte leicht.
"Hey, sag mal du Allwissender. Wie bin ich überhaupt in diesen Zustand gekommen und warum bist gerade du hier, um mir zu erklären, was mit mir falsch ist?" fragte ich. "Keine Ahnung." Super. "Du musst dich mit der Realität abfinden, deine Freundin zu verlieren war sicherlich sehr schwer für dich, aber es wird dadurch nicht besser, dass du alle Menschen, die dir irgendwas bedeuten von dir stößt. Denkst du Anna hätte das gewollt?" "Keiner von euch konnte Anna jemals leiden! Und mit Louis ist es nicht anders, du hast ihn einmal fast umgebracht!" zischte ich. "Versteckst du dich jetzt hinter meinen Fehlern?"
Langsam verschwand seine Silhouette vor mir. "Lass mich dir noch einen letzten Rat geben. Du wirst nicht glücklich, wenn du alles in dich rein frisst , es täte dir gut, auch mal mit anderen zu reden."Als ob das so einfach wäre! Langsam wurde alles um mich herum heller. Dieses Gespräch mit meinem Vater hatte meiner Wut nicht im geringsten geholfen, es war eigentlich sogar noch schlimmer geworden. "Du kannst nicht einfach plötzlich auftauchen, mir Ratschläge geben und dann wieder verschwinden!" Mir war warm und ich spürte ein erneutes Gewicht, dass sich gegen meinen Körper lehnte. "Nico, ich bin hier! Alles wird gut!"
Ich war nicht mehr in der Dunkelheit, ich war in einem Krankenzimmer und vor mir stand nicht mehr mein Vater. Louis hatte seine Arme um mich gelegt und presste seinen Körper gegen meinen. Wieder war mein Blick durch einen roten Schleier getränkt, aber trotzdem erkannte ich, wie Louis das Gesicht vor Schmerz verzerrte und ich wusste auch wieso. Ich versuchte ihn ohne viel Berührung von mir wegzustoßen, aber erklammerte sich völlig an mich. "Louis! Geh weg von mir! Ich tu dir nur weh!" meinte ich und versuchte erneut ihn wegzudrücken. "Ich lass nicht los, bevor du dich nicht beruhigt hast!"
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Just one more bite | ManXMan
VampirosDas Gefühl, wie sich die Reißzähne langsam in die Haut graben, wie das Blut seinen Weg in den Mund sucht. Nico ist Blutdurstig, doch er hat keinen Wirt. Zumindest, bis er eines Abends dem Mensch Louis über den Weg läuft.