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Louis P.O.V

Nicos Schreie wurden lauter und für einen Moment sah es fast so aus, als würde er aufspringen wollen.  "Herr Graf?" fragte ich und sah besorgt zu Nico. Während alle im Raum völlig besorgt und geschockt zu Nico sahen, lächelte dieser nur ruhig und strich die Narben auf Nicos Körper entlang. "Ihr wollt ihn auf eine Schule schicken, richtig?" lächelte er. Ich nickte, auch wenn ich nicht mal wusste, ob er mich überhaupt ansah. "Er ist ein kluger Junge, die fehlenden Jahre werden ihm nichts ausmachen. Er wird wahrscheinlich Bestnoten hervorbringen, vielleicht sogar eine Klasse überspringen, wer weiß." lächelte er. 

Nico schrie inzwischen erneut schmerzvoll auf. "Wir können ihn nicht länger in diesem Zustand lassen! Sie müssen ihn aufwecken!" rief einer der Vampire hinter ihm. "Das kann ich nicht." Die anderen Vampire schienen genauso verwirrt wie ich. Ich packte seine Kleidung und presste ihn gegen die nächste Wand. "Sie haben ihn in diesen Zustand gebracht, ohne zu wissen, wie man ihn da wieder rausholt?" rief ich aufgebracht. Noch immer war der Graf völlig ruhig. "Man kann niemanden vor seinen Erinnerungen retten. Selbst ich kann das nicht. Ich konnte ihn in einen Ruhezustand bringen, indem er sich an all jenes erinnert, aber ihn das alles vergessen lassen, nein, das ist unmöglich."

Ich wurde von dem alten weggezogen. "Die Liebe ist ein Segen und ein Fluch, nicht wahr? Verliert man sie, dann hat man das Gefühl, nie wieder so glücklich wie zuvor zu werden und hat man sie, dann fühlt man sich stärker als jeder andere. Nico verlor vor einigen Jahrzehnten seine erste Liebe. Wir Vampire werden nicht geboren, um zu lieben, deswegen ist es auch so schwer für Nico dies zu verstehen. Er ist ein gefühlvoller Junge, jedoch hat er einen Vorteil. Nico weiß, dass wenn er aufwacht, die Liebe ihn nicht verlassen wird."

Ich wollte diesem alten Sack gerade wirklich so gerne ins Gesicht schlagen, aber ich beherrschte mich. "Seine Mutter bat mich darum, ein Auge auf ihn zu werfen und das habe ich getan. Seit über 112 Jahren habe ich darauf geachtet, dass er sich nicht zwischen beiden Welten verliert. Es scheint, als hätte ich dabei schon vor langer Zeit versagt, verzeiht mir. Meine Zeit ist bald abgelaufen, aber Nicos Uhr läuft weiter." Ich verstand vielleicht maximal die Hälfte, was er sagte, aber das reichte mir, um mich wieder ein wenig zu beruhigen. "Verliert nicht den Glauben an ihn, er ist ein starker Junge."

Nico hatte wieder angefangen zu weinen. Es tat weh, ihn in dieser beschissenen Situation nicht unterstützen zu können. "Verzeiht mir bitte ebenfalls, sie in dem Glauben gelassen zu haben, es gäbe eine Möglichkeit ihn aufzuwecken. Es war der Wunsch Nicos. Er weiß, dass dieses Aufwecken nicht möglich ist, wusste aber, dass sie ihn nie gewähren lassen könnten, wenn sie wüssten, dass dieses Vorhaben einzig Risiken beinhaltet." fügte der Graf hinzu. "Also wird er entweder sterben oder wacht von selbst auf?" fragte ich und ging zu Nico, um meine Hand an seine Wange legen zu können. "Richtig, ihr Glaube wird ihn dabei unterstützen."

Klang ja fast schon religiös. "Es wird Zeit, mein Graf." meldete sich schließlich einer der Vampire. "Ah, ja. Die Zeit vergeht doch schneller als man glaubt in dieser Welt." Fragend sah ich zum Grafen. "Nun, ein Tag wäre rein rechnerisch ungefähr eine Woche in unserer Welt. Unsere Zeiten laufen verschieden und wir sind schon zu lange von unserer eigenen Welt getrennt worden. Es wird Zeit für uns, zurückzukehren." erklärte mir der Graf. "Und Nico?" fragte ich. "Es gibt nichts, was ich tun kann, um ihm diesen Weg leichter zu machen. Aber ihr könnt es." lächelte er und warf sich seinen Umhang um.

"Was heißt das?" fragte ich weiterhin mehr als verwirrt. "Liebt ihn, Louis. Eure Liebe lässt ihn kämpfen. Er wird wieder aufwachen und er wird als ein Mensch aufwachen, denn das ist der innerste Wunsch, den er in seinem Herzen seit Jahren pflegt." Und mit diesen Worten war er weg. Ich war wieder alleine mit Nico. Ich zog einen Stuhl an den Tisch heran, setzte mich hin und legte meinen Kopf auf seine Brust, damit ich seinem Herzschlag lauschen konnte. "Keine Sorge, ich geh nicht weg. Ich bleib bei dir, mein kleiner Vampir." flüsterte ich, obwohl er das wahrscheinlich nicht einmal hörte.

Just one more bite | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt