KAPITEL 13 | DEAN

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»SYD?«, IST DAS Einzige, das Jeremy herausbekommt, nachdem er die Tür geöffnet hat.

Sydney schluckt merklich. »Hey, Jer.«

Jeremy ist ungefähr genauso groß wie ich, was schon bemerkenswert ist. Gerade streicht er sich gedankenverloren über seinen Drei-Tage-Bart, während er seine Schwester von oben bis unten mustert. Mir fällt auf, wie ähnlich sie sich sehen ─ von den hellblonden Haaren bis zu den blauen Augen ist alles identisch, nur ist Jeremy bei den Sommersprossen leer ausgegangen. Als er sich jetzt perplex durch die Haare fährt, stehen sie in alle Richtungen ab, was mich so sehr an Sydney erinnert, dass ich es am liebsten laut ausgesprochen hätte.

Sydneys Bruder ist leider weder klein noch dünn noch harmlos, eher wirkt er so, als wäre mindestens so durchtrainiert wie ich. Auch wenn ich natürlich in erster Linie nicht vorhabe den Bruder von Sydney zu vermöbeln, so bin ich jetzt doch ein bisschen nervöser als noch gerade eben.

Plötzlich fällt sein Blick fällt auf mich. »Was zur Hölle, Syd?«

Ja, diese Reaktion ist wohl angemessen.

Sydney seufzt. »Beruhige dich, okay? Das hier ist ─«

»Dean Walker.« Jeremy sieht mich so an, als wäre ich buchstäblich die Pest. »Ich weiß genau, wer er ist. Muss ich mir Sorgen um dich machen? Hast du irgendetwas angestellt, Sydney?«

»Nein, Dean ist wirklich völlig in Ordnung«, sagt sie schnell, während ich mich frage, wie wir ihren Bruder bloß überzeugen sollen, dass ich ihn nicht gleich ermorden werde. »Bitte lass uns erst einmal rein.«

»Dich lasse ich rein, aber ihn nicht«, entgegnet mein Bruder sofort.

»Dean ist völlig in Ordnung«, sagt sie erneut, woraufhin es kurz still wird.

»Ich bin wirklich nicht so übel«, werfe ich unpassend hinein.

Jeremy schüttelt fassungslos den Kopf. »Vor einer Stunde wurdest du noch in den Nachrichten als freilaufender Mörder bezeichnet.«

»Mordverdächtiger«, verbessere ich ihn.

Jeremy wendet sich seiner Schwester mehr als wütend zu. »Ich weiß nicht, in was du dich hier reingeritten hast, aber das ist gar nicht gut, Syd. Mom und Dad wollten uns wegen solchen Sachen immer in ihrer Nähe wissen und jetzt hängst du mit einem Mordverdächtigen herum?«

»Er ist unschuldig«, entgegnet sie mit stoischer Miene. »Zieh den Stock aus deinem Arsch, den unsere Eltern dir reinbefördert haben und vertrau mir, wenn ich sage, dass Dean unschuldig ist.«

Jeremy lässt uns nicht sofort rein. Er steht einfach nur da, sein Blick wechselt von Sydney zu mir und dann wieder zurück. Dann seufzt er laut. »Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt wirklich mache. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen, Syd, und ich mache mir Sorgen um dich.«

Er lässt uns wirklich ins Haus. Ich sehe mich ausgiebig um und behalte Sydneys Bruder noch mehr im Auge, denn falls er jetzt doch die Polizei ruft, dann bin ich wirklich am Arsch. Sydney bemerkt meine Unsicherheit und drückt beruhigend meine Hand. Na ja, eigentlich zerquetscht sie sie eher.

Jeremy lotst uns in die Küche, wo Sydney und ich uns hinsetzen. Er holt drei Tassen aus dem Schrank und greift nach einer Kakao-Mischung, woraufhin sich Sydneys Gesicht erhellt. Da hat sie ihre heiße Schokolade und die Dusche zu zweit bekommt sie auch noch.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, widmet sie ihre Aufmerksamkeit mir zu und wird prompt rot, weil ich sie angeschaut habe. Trotzdem sieht sie nicht weg.

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir und sprinte alarmiert vom Stuhl auf. Vor mir steht eine Frau im Schlafanzug, die sich gerade müde über die Augen reibt und mich verwirrt ansieht. »Was zum ...?«

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt