KAPITEL 27 | DEAN

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VIELLEICHT BEREUE ICH es ein bisschen, dass ich auf Hunters Worte einen feuchten Dreck gegeben habe.

Denn hier stehe ich, inmitten von tanzenden und betrunkenen Studenten, und nippe an meinem Bier, das Peter mir in die Hand gedrückt hat. Er selbst trinkt bereits sein zweites. Zu sagen, dass er aufgeregt wegen Bronwyn ist, wäre also noch untertrieben. Er zappelt mehr herum als sonst, sein Blick schweift ununterbrochen über die Leute und er führt die ganze Zeit Selbstgespräche, die die Konversation zwischen ihm und Bronwyn wohl vormachen sollen.

»Du bist wirklich der coolste Typ, den ich je getroffen habe, Peter!«, ruft er mit einer extrem hohen Stimme, die so gar nicht wie Bronwyn klingt.

»Das habe ich heute nur dreimal von jemandem gehört«, ist der nächste Satz, den er mit seiner normalen Stimme sagt.

Schon bevor ein Wort seinen Mund verlässt, weiß ich, dass er wieder die helle Bronwyn-Stimme einsetzt. »Wow, und lustig bist du auch noch!«

Ich werfe ihm einen langen irritierten Blick zu.

»Was?«, fragt Peter jetzt normal. »Ich kann lustig sein.«

Mir entfährt tatsächlich ein kleines Lachen. »Hat Sydney dir schon geschrieben, wann sie kommt?«

»Mal sehen«, murmelt er, während er sein Handy aus seiner Jeanstasche herausfischt und darauf herumscrollt. »Sie hat vor zehn Minuten geschrieben, dass sie und Bronwyn in zehn Minuten da sind. Oh Mann, ich kann das Handy kaum halten, weil meine Hände so schwitzen.«

»Wisch dir die Hände einfach unauffällig an der Jeans ab, wenn du mit ihr redest, dann geht das schon.«

»Wow, danke, die Idee wäre mir jetzt gar nicht in den Sinn gekommen.« Halb grinsend steckt er sein Handy wieder ein. »Hast du vor, es Sydney zu sagen?«

Ich weiß sofort, dass er von Hunters unangekündigtem Besuch spricht und bin, was das angeht, völlig unentschlossen. Ich weiß, dass ich Sydney versprochen habe, sie nicht mehr auszuschließen, aber ich will einfach nicht, dass sie sich unnötig Sorgen macht. Sie hat sich so auf diese Party gefreut und soll sie nicht damit verbringen, auf mich aufpassen zu müssen.

Die leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich einen Fehler mache, wenn ich es ihr verheimliche. Ich hoffe wirklich, diese Stimme gewinnt, sobald ich sie sehe.

Peter zieht die Brauen in die Höhe, als ich ihm nicht antworte. »Du wirst es ihr nicht sagen.«

»Ich bin mir selber noch nicht sicher.«

»Das solltest du aber sein. Du sagst selbst, dass sie die Einzige ist, der du zu hundert Prozent vertraust. Wie kannst du dann noch zögern?«

»Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, aber die letzte Person, der ich so sehr vertraut habe, hat mich verraten. Keine Ahnung, ob es mich für immer prägen wird, was Gavin getan hat. Vielleicht bin ich ab jetzt aber auch einfach nur vertrauensunfähig.«

»Bist du nicht. Du brauchst wahrscheinlich nur noch ein bisschen Zeit.«

Das bezweifle ich. Was ich brauche, ist meine verdammte Freiheit, damit ich hier nicht mit meiner Kapuze über dem Kopf stehen und den Kopf senken muss. Andererseits ist es meine Idee gewesen, damit zu warten mich auszuliefern. Bin ich undankbar, wenn mir meine Freunde und Sydney allein nicht reichen? Irgendwie bereue ich es, dass ich Hunter keine reingehauen habe. Ich hätte ruhig ein wenig Dampf ablassen können. Peter atmet neben mir plötzlich scharf ein, woraufhin ich zögernd den Kopf hebe.

Und dann sehe ich sie.

Es kommt mir auf jeder Party wie ein Déjà-vu vor, wenn ich Sydney erspähe. Sie ist und bleibt das wohl hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe, und es verschlägt mir wie jedes Mal die Sprache. Sie bahnt sich vor Bronwyn einen Weg durch die tanzende Menge und scheint mich noch nicht bemerkt zu haben, was es umso einfacher macht, sie unverwandt zu beobachten.

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt