BRONWYN STEHT AM Herd und flucht laut, weil das Essen fast verbrannt wäre, wenn sie weiterhin nachdenklich Löcher in die Luft gestarrt hätte. Ich beobachte währenddessen das Szenario, das sich mir bietet. Sie fuchtelt hektisch mit der Pfanne herum und dreht gleichzeitig die Hitze nach unten, was bei ihr ziemlich schwer aussieht. Als sie das Essen gerettet hat, stellt sie mir einfach die Pfanne vor die Nase und drückt mir einen großen Löffel in die Hand, als wäre ich ein kleines Kind.
»Für Teller bin ich jetzt zu aufgewühlt«, erklärt sie verteidigend und schnappt sich ebenfalls einen Löffel, bevor sie in ihrer ziemlich lecker aussehenden Gemüsepfanne herumstochert.
Ich räuspere mich. »So verkratzt du die arme Pfanne.«
Ihr Blick zeigt mir eindeutig, dass ihr das gerade völlig egal ist. »Hast du etwas von Dean gehört?«
»Du sagst das so, als willst du nicht neugierig klingen, dabei weiß ich ganz genau, dass du neugierig bist«, antworte ich lächelnd. »Er hat kein Handy, schon vergessen? Die Polizei würde es orten. Er kann mir also leider keine Nachricht schicken, in der steht, dass es ihm gut geht, aber dafür hat Gavin mir die ganze Woche gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Wie genau soll ich mir keine Sorgen machen, wenn mein Freund von der Polizei und von drei vollkommen Verrückten, zu denen unter anderem mein Exfreund gehört, verfolgt werden kann?«
Bronwyn prustet plötzlich los und legt dabei ihre Hand auf den Mund, um ihr gekautes Essen nicht auf mich zu spucken. Ihre dunklen Haare wippen mit, als sie plötzlich so laut lacht, dass ich mich ernsthaft frage, ob es ihr gut geht.
»Hab ich irgendetwas Falsches gesagt?«, frage ich.
Sie beruhigt sich ein wenig. »Du hast Dean gerade als ›deinen Freund‹ bezeichnet.«
»Das habe ich nicht so gemeint. Wir sind nur Freunde, okay? Freunde, die füreinander da sind und sich gegenseitig helfen und ─«
»Und die in einem Bett schlafen und die ganze Nacht miteinander verbringen und sagen, dass sie sich unbedingt küssen wollen.«
Ja, ich hätte meiner Mitbewohnerin definitiv nicht jedes kleinste Detail von dieser Nacht erzählen sollen, aber für mich behalten konnte ich es in diesem Moment auch nicht. »Okay, okay. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ihn nicht mag.«
»Erzähl weiter«, fordert sie mich kauend auf.
»Und ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wissen will, was genau das zwischen uns ist und wie weit es gehen würde, wenn wir den nächsten Schritt wagen. Aber ...«
Sie schmollt. »Ich mag dein Aber jetzt schon nicht.«
»Aber Fakt ist, dass wir nicht den nächsten Schritt wagen können, weil er in einer beschissenen Situation steckt, die es ja nicht einmal möglich macht, dass er bei Tageslicht vor die Tür kann.«
Bronwyn seufzt, weil sie ganz genau weiß, dass ich Recht habe. Sie wirkt wirklich überzeugt von Dean und mir und das freut mich irgendwie, weil ich mich noch gut daran erinnern kann, wie skeptisch sie anfangs gewesen ist. Aber Dean kann man ja nur mögen, auch wenn er ein nerviger und verrückter Idiot ist.
Meine Mitbewohnerin und ich essen die gesamte Gemüsepfanne auf, dann setzen wir uns auf die Couch. Zur Abwechslung schauen wir kein Netflix, sondern widmen uns unseren Laptops, weil wir beide das Glück haben, eine Hausarbeit schreiben zu müssen. Die Geschichte der Psychologie ist zwar superspannend, aber auch nervenaufreibend, weil ich leider nicht so wortgewandt wie Bronwyn bin, die sofort auf die Tasten haut, obwohl wir hier erst eine Minute lang sitzen.
Ich habe jetzt schon keine Lust mehr.
Zwei Stunden später habe ich noch weniger Lust und klappe den Laptop zu, weil mir dreitausend Wörter für heute reichen. Summend gehe ich ins Bad, steige in die Dusche und wasche die vergangene Woche von mir ab. Gavin verbringt viel Zeit mit Candice, von Dean höre ich nichts, Kolin nervt mich jede freie Sekunde und Bronwyn ist wahrscheinlich die Einzige, bei der ich nichts auszusetzen habe. Wir kennen uns mittlerweile fast fünf Monate und es tut gut jemanden zu haben, mit der man reden, lachen und manchmal auch weinen kann.
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Dean Walker | ✓
Romance»Flirtest du etwa gerade mit mir?« »Sydney, ich flirte mit dir, seit wir uns kennen, aber danke, dass du es endlich bemerkt hast.« Dean Walker ist ein Mörder, so heißt es. Er wird seit Monaten von der Polizei und einer Möchtegern-Bande ― die sogenan...