BRONWYN HAT ES heute aus irgendeinem Grund besonders eilig damit, ins Mary's Diner zu gehen, auch wenn es für ihre hektischen Bewegungen und ihre ständigen Blicke auf ihr Handy keine Erklärung gibt. Immerhin haben wir unsere letzten Prüfungen an der University of New Haven bestanden und sind auch nicht mit Peter oder Dean verabredet. Die beiden sind meines Erachtens nach nämlich nicht einmal in Connecticut.
Sie befinden sich auf einem Campingplatz in Massachusetts, weil Dean noch nie zelten gegangen ist und es unbedingt nach seinem Studium tun wollte. Ich muss lächeln, als er mir beinahe stolz seinen Wanderrucksack plus seine Campingausrüstung zeigte, die er sich dafür extra angeschafft hat. Peter ist ebenfalls sofort Feuer und Flamme gewesen, aber er macht sowieso jede verrückte Sache mit, die Dean durch den Kopf geht.
»Beeil dich doch mal, Syd.« Bronwyn tippt gestresst auf ihrem Display herum und streicht sich die dunkelbraunen langen Haare aus dem Gesicht. »Ich hoffe wirklich, du hast noch nicht zu Abend gegessen.«
Stirnrunzelnd binde ich mir die blonden widerspenstigen Locken nach hinten. »Ehrlich gesagt schon.«
Vehement schüttelt sie mit dem Kopf. »Cornflakes und Schokolade zählen nicht.«
»Auch wieder wahr.«
In den letzten Tagen bin ich wie ein Zombie durch die WG gelaufen, wenn ich zwischen meinen Lerneinheiten Hunger bekommen habe. Und da Bronwyn ebenfalls keine Zeit zum Kochen hatte, musste ich mich von diesen zwei Dingen ernähren. Vielleicht tut es mir wirklich mal gut essen zu gehen.
»Mit wem schreibst du eigentlich?«, frage ich sie. »Peter?«
»Was?« Beinahe ertappt hebt sie den Kopf. »Ach so, ja klar. Es ist nur Peter. Er füttert gerade irgendwelche Enten am See und versucht ihnen Tricks beizubringen. Sie hören nicht wirklich auf ihn.«
Irritiert blicke ich sie an.
»Du musst dich beeilen, Syd.« Wie eine Irre rennt Bronwyn in mein Zimmer und kramt in meinem Kleiderschrank herum. »Und wir müssen unbedingt wieder Klamotten einkaufen gehen. Oder ich nähe dir mal wieder etwas, du hast nämlich gar nichts zum Anziehen.«
Ich sehe an mir herunter und verstehe nicht, was an meiner stinknormalen Jeans und dem dunkelroten Pullover falsch ist. Es gehen doch nur Bronwyn und ich essen, oder?
»Hier.« Sie drückt mir ein aufreizendes, silbernes Kleid in die Hände, bei dem man quasi meinen kompletten Rücken sehen würde. Ich weiß nicht, warum ich mich schließlich in dieses Kleid zwänge ─ vielleicht, weil Bronwyn ebenfalls eines trägt und sie so aussieht, als wäre ihr dieser Abend sehr wichtig. Soweit ich weiß, braucht sie mich und sich selbst nur aufgetakelt, wenn sie und Peter sich streiten, aber nicht einmal dann ist sie so hektisch.
Zum Glück haben die beiden so gut wie nie irgendwelche Auseinandersetzungen, denn ich habe gehörig genug von irgendwelchen College-Partys.
Stirnrunzelnd zupfe ich mein Kleid zurecht. »Hast du dich wieder mit Pee in die Haare gekriegt, Bron?«, frage ich trotz allem zur Sicherheit nach.
»Nein«, entgegnet sie lächelnd, als sie meine Haare hinten zusammenbindet. »Ich will nur, dass du heute den schönsten Abend überhaupt erleben wirst. Zwischen Peter und mir ist wirklich alles in Ordnung.«
Das will ich auch hoffen, immerhin sind die beiden ─ genau wie Dean und ich ─ seit über vier Jahren zusammen. Wenn ich daran denke, wie schnell die Zeit und das Studium vergangen sind, könnte ich beinahe das Weinen anfangen. Gleichzeitig weiß ich aber, dass bald ein neuer Lebensabschnitt auf Dean und mich zukommt, denn wir haben bereits nach Häusern in der Nähe von Bronwyn und Peter gesucht. Deans Ansprüche sind bloß furchtbar hoch und sein Drang, das perfekte Zuhause zu kaufen, ziemlich stark ausgeprägt.
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Dean Walker | ✓
Romance»Flirtest du etwa gerade mit mir?« »Sydney, ich flirte mit dir, seit wir uns kennen, aber danke, dass du es endlich bemerkt hast.« Dean Walker ist ein Mörder, so heißt es. Er wird seit Monaten von der Polizei und einer Möchtegern-Bande ― die sogenan...