PETER ERINNERT MICH ein bisschen an einen Highschool-Streber, aber das hat absolut nichts mit seinem Aussehen zu tun. Eigentlich sieht er sogar mir ein wenig ähnlich. Dass ich ihn für einen Highschool-Streber halte, hat etwas mit seinem etwas unsicheren Verhalten zu tun. Wenn er lacht, dann bloß nicht zu laut, wenn er über etwas redet, kommen mehr Fachwörter vor, als ich kenne ─ und ich habe Psychologie studiert, auch wenn ich damit noch nicht fertig war ─ und wenn er aus Versehen flucht, wird er so rot wie eine Tomate.
Trotzdem mag ich ihn, auch wenn ich ihn gerade einmal seit zwei Tagen kenne. Er hat mich seit Tag eins nicht verurteilt und sich erst meine Seite der Geschichte angehört. Natürlich war er quasi live dabei, als Hollyn ermordet wurde, aber trotzdem scheint er mir der Typ zu sein, der nie über jemanden urteilt.
Anders wüsste ich nicht, wie er es mit Candice so lange auf engem Raum ausgehalten hat.
Anfangs dachte ich noch, die beiden hätten etwas miteinander und würden sich nur deshalb mögen, aber mir ist ziemlich schnell klargeworden, dass sie sich einfach gut verstehen. Auch wenn ich mir zuerst nicht denken konnte, wie das bei so unterschiedlichen Menschen möglich ist.
Als Peter Sydney und mir die Tür öffnet, lächelt er uns sofort an und lässt uns herein. Er kann seinen fast schon stolzen Gesichtsausdruck kaum verbergen. »Ich wusste, du versteckst dich auf dem Friedhof.«
»Wie hast du das eigentlich aus eurem Gespräch herausgefunden?«, fragt Sydney neugierig, während sie ihre Schuhe auszieht.
Das würde ich auch ganz gern wissen.
Peter sieht mich an. »Als ich dich gefragt habe, hast du ›Ich schlafe bei den Toten‹ geantwortet und auch wenn es nur ein Scherz sein sollte, war ich mir sicher, dass es ernst gemeint ist.«
»Ja, aber wie viele Friedhöfe hat New Haven? Zehn?«, frage ich gespielt unbeeindruckt.
Doch Peter lässt sich nicht beirren. »Der Grove Street Cemetery ist der einzige Friedhof, der in der Nähe ist und zu dem man ohne öffentliche Verkehrsmittel gelangt.«
»Du bist echt ein Genie, Pee«, entgegne ich jetzt ebenfalls grinsend.
»Ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen, Dee.«
»Ich will euch wirklich nicht unterbrechen, zumal eure Spitznamen echt super sind«, wirft Sydney mit einem Schmunzeln ein, »aber wir müssen uns alle mal unterhalten. Bronwyn habe ich schon geschrieben und sie sagt, sie kommt gleich. Ich hoffe, das ist in Ordnung, Peter. Oder kennt ihr euch zufällig?«
»Bronwyn Leigh?« Sein Gesicht wird plötzlich blass und er schluckt schwer. »Äh, ja, ich kenne sie. Sozusagen.«
Mit anderen Worten: Er steht auf sie.
Sydney scheint darauf nicht zu kommen, denn sie blickt verwirrt drein, sieht mich an und zuckt dann mit den Schultern. Als es wenige Sekunden später klopft, fährt sich Peter fast schon panisch durch die Haare, um sie irgendwie zu richten und sieht mich dann fragend an. Ich strecke ihm meinen Daumen hin und nicke, obwohl er eigentlich so aussieht wie ein ... Pinsel. Aber jetzt ist es sowieso schon zu spät.
Bronwyn erscheint im Türrahmen und hält mir sofort eine Gettofaust entgegen, die ich leise lachend erwidere. Daraufhin wirft sie ihren langen dunklen Pferdeschwanz über die Schulter und sieht zuerst Sydney und dann Peter an. In ihrem Blick ist klar zu erkennen, dass sie keine Ahnung hat, wer er ist.
»Hi«, bringt Peter nur hervor und sogar bei diesem kleinen Wort stammelt er.
Er braucht definitiv meine Hilfe.
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Dean Walker | ✓
Romance»Flirtest du etwa gerade mit mir?« »Sydney, ich flirte mit dir, seit wir uns kennen, aber danke, dass du es endlich bemerkt hast.« Dean Walker ist ein Mörder, so heißt es. Er wird seit Monaten von der Polizei und einer Möchtegern-Bande ― die sogenan...