»ICH WERDE BRONWYN heute ansprechen.«
Argwöhnisch sehe ich zu Peter, der sich sein blau kariertes Hemd glattstreicht und sich währenddessen von allen Winkeln im Spiegel betrachtet. Seine dunklen Haare sitzen ordentlich, weil er ungefähr eine Tonne Gel verwendet hat, und sein Gesichtsausdruck ist nervös und glücklich zugleich. Er scheint sich wirklich auf die Party heute Abend zu freuen.
Im Gegensatz zu mir.
Der einzige Grund, wieso ich überhaupt hingehe, ist Sydney, die mich fast schon angefleht hat, sie zu begleiten. Bei den letzten zwei Partys hat es immer so gewirkt, als wäre sie am liebsten ganz woanders, aber dieses Mal scheint es ihr wichtig zu sein. Und damit ist es irgendwie automatisch auch mir wichtig.
Die Videokamera, die ich seit einer Stunde in den Händen halte, lege ich auf Peters Schreibtisch, erst dann drehe ich mich zu ihm um und kneife ein wenig die Augen zusammen. »Und was willst du ihr sagen?«
»Ich bin mir noch nicht sicher«, murmelt er, während er seinen Hemdkragen richtet. »Vielleicht so etwas wie ein ›Na, wie geht's‹, das ist locker und flockig.«
Grinsend schüttele ich den Kopf. »Ich flehe dich an, es nicht zu tun. Frag sie eher, ob sie öfter auf Partys geht und fang dann ein richtiges Gespräch an. Auf ein ›Na, wie geht's‹ wird sie nur ›Gut, und dir‹, woraufhin du ›Auch gut‹ sagst. Und damit wird das Gespräch vorbei sein und ihr werdet noch für ein paar Sekunden unwohl nebeneinanderstehen, bis einer von euch den Abgang macht.«
»Wie hast du Sydney denn angesprochen?« Er kneift die Augen zusammen. »Lass mich raten. Nicht mit einem ›Na, wie geht's‹?«
»Stimmt. Ich habe an ihre Tür gehämmert, bis sie mich hereingelassen hat, und wenn ich mich recht erinnere, dann waren meine ersten Worte auf das Nudelholz in ihren Händen gerichtet.«
Er lacht. »Na, dann kann ich ja eigentlich gar nicht viel falsch machen.«
In dem Moment kommt Candice in Peters Zimmer gestürmt und hält zwei Kleider in unsere Gesichter. Sie sieht ein wenig hektisch und gestresst aus, als ihr Blick ständig zwischen Peter und mir wechselt. »Ihr müsst mir helfen. Welches Kleid würde euch dazu bringen wollen, mich heute Abend flachzulegen?«
»Das war direkt ausgedrückt.« Peter blinzelt ein paar Mal perplex.
Mein Blick wandert zwischen dem roten und dem dunkelgrünen Kleid hin und her, bis ich irritiert die Augenbrauen zusammenziehe. »Du willst flachgelegt werden?«
»Das war nicht meine Frage«, zischt Candice.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« Candice ist nämlich sogar für ihre Verhältnisse extrem launisch. Und jemanden auf einer Party aufzugabeln, den sie kaum kennt, macht sie nur dann, wenn es ihr wirklich mies geht.
Sie schüttelt heftig mit dem Kopf. »Das geht dich nichts an. Wieso komme ich überhaupt zu euch damit? Wo sind Sydney und Bronwyn, wenn man sie einmal im Leben braucht?«
»Ich glaube kaum, dass sie dir gerne helfen würden«, entgegne ich, bevor ich mich zurückhalten kann.
Candice gibt einen undefinierbaren Laut von sich, dann zeigt sie auf die Videokamera. »War da wenigstens irgendetwas Nützliches zu sehen?«
Peter schüttelt den Kopf. »Wir haben bereits alle Bilder durchsucht und nichts gefunden. Entweder war das alles ein Scherz von Kolin oder wir übersehen irgendetwas.«
»Dann würde ich mal sagen, ihr solltet richtig hinschauen.« Damit macht Candice den Abgang, natürlich nicht, ohne dramatisch die Tür zuzuknallen.
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Dean Walker | ✓
Romance»Flirtest du etwa gerade mit mir?« »Sydney, ich flirte mit dir, seit wir uns kennen, aber danke, dass du es endlich bemerkt hast.« Dean Walker ist ein Mörder, so heißt es. Er wird seit Monaten von der Polizei und einer Möchtegern-Bande ― die sogenan...