WENN ICH PETER nicht kennengelernt hätte, würde in meinem Leben irgendetwas Entscheidendes fehlen. Das wusste ich jedoch noch nicht, als ich mit unzähligen Kerlen ─ darunter leider auch Gavin und Hunter ─ ausgegangen bin und Peter noch gar nicht kannte. Ich habe es erst gewusst, als er mich auf der Party, bei der Dean festgenommen wurde, in Sydneys und meine Wohnung gebracht hat und keine Anstalten machte, mich zu küssen.
Denn jeder andere Typ hätte die Situation ausgenutzt.
Ich bin traurig gewesen, weil Dean abgeführt wurde und die Polizei Sydney zur Vernehmung mitgenommen hat. Noch nie habe ich mich hilfloser gefühlt als in diesem Moment. Mal abgesehen davon, dass ich eine miserable Autofahrerin bin, konnte ich ja schlecht in mein Auto steigen, zum New Haven Police Department fahren und das Gebäude stürmen.
Ich weiß noch ganz genau, was Peter zu mir damals gesagt hat. »Sydney und Dean sind stark, Bronwyn. Sie werden mit so ziemlich allem fertig.«
»Du hast Recht, das sind sie«, habe ich leise entgegnet, während ich die Wohnungstür hinter mir als Stütze benutzen musste, um nicht gleich umzukippen.
Sydney und Dean sind wahrlich die stärksten Menschen, die ich kenne. Sie haben so viel durchgemacht und trotzdem scheinen sie all der Wahnsinn, der durch Kolin, Xander, Gavin und Hunter verursacht wurde, nur noch enger zusammenzubringen. Sie sind so verliebt ineinander, dass ich in ihrer Nähe immer die Augen verdrehen müsste, wenn ich mich nicht dermaßen für sie freuen würde, dass ich sogar in diesem Moment Luftsprünge machen könnte.
Ich weiß noch haargenau, wie schnell mein Herz plötzlich geklopft hat, als Peter mir in der Nacht, in der Dean abgeführt wurde, nähergekommen ist. Ich musste mich an meiner Wohnungstür abstützen, um nicht gleich umzukippen und diese Reaktion ist wirklich völlig untypisch für mich. Ich glaube nicht, dass es ein Mann jemals geschafft hat, sie bei mir auszulösen.
Peter hat mir sanft mit dem Daumen eine verirrte Träne von der Wange gewischt und mich dabei nicht aus den Augen gelassen. »Du bist auch stark, Bronwyn.«
Ich wusste genau, von was er redete. Die einzigen Personen, die von meiner Knieverletzung wissen, sind Sydney, Dean und Peter. Als kleines Kind habe ich so gerne getanzt ─ es war mein Leben. Obwohl meine Eltern mich mit den Unterrichtsstunden und den Essensplänen so unter Druck gesetzt haben, war es mein Hobby, meine absolute Leidenschaft. Nach meiner Verletzung, die ich mir bei meinem letzten Auftritt zugezogen habe, waren sich die Ärzte sicher, dass ich nie wieder tanzen kann, wenn ich mein Knie nicht endgültig ruinieren will.
Und so entstand meine Liebe zur Mode, auch wenn Mom und Dad jedes Mal missbilligend den Kopf schütteln, wenn ich ihnen von meinem Studium erzähle. »Hättest du besser geübt, wärst du nicht verletzt worden und dann müsstest du auch nicht mit dieser ... Notlösung von Modemanagement leben.«
Bei diesen Gedanken bekomme ich den Drang, meinen Eltern irgendetwas ins Gesicht zu klatschen. Nichts, was ihnen wehtun würde, sondern bloß etwas, das deren ernsten Gesichter bedeckt. Wie zum Beispiel eine Sahnetorte oder ─
»Will ich wissen, woran du gerade denkst? Du lächelst nämlich ein wenig unheimlich ...«
Peter Wardwell sitzt neben mir auf der kleinen Bank, über der ein bunter Laubbaum ragt, von dem im Sekundentakt rote, braune und gelbe Blätter abfallen. Sein dunkles Haar ist wirr und hängt ihm in die Stirn, was ihn ein wenig verspielt wirken lässt. Die braunen Augen liegen geduldig auf mir und inspizieren jede Regung in meinem Gesicht. Dann wird er rot und wendet schnell den Blick ab.
Lächelnd rutsche ich ein wenig näher an ihn ran und blende dabei die Schreie und die Musik des Freizeitparks vor uns aus. Der Lake Compounce ist einer der Orte, die Dean unbedingt sehen wollte. Er und Sydney sind auf einer der riesigen Achterbahnen, vor denen sie sich zwar fürchtet, aber Dean zuliebe trotzdem mit ihm gegangen ist. Die beiden genießen ihre Freiheit wirklich in vollen Zügen.
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Dean Walker | ✓
Romance»Flirtest du etwa gerade mit mir?« »Sydney, ich flirte mit dir, seit wir uns kennen, aber danke, dass du es endlich bemerkt hast.« Dean Walker ist ein Mörder, so heißt es. Er wird seit Monaten von der Polizei und einer Möchtegern-Bande ― die sogenan...