KAPITEL 37 | DEAN

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MIT EINEM BREITEN Lächeln öffne ich die Augen, was schon einmal völlig untypisch für mich ist. Ich wache normalerweise nicht glücklich und zufrieden auf. Eher verfluche ich den Tag, bevor er überhaupt angefangen hat.

Grund für meine gute Laune ist wohl das Mädchen neben mir. Sydney schlummert noch tief und fest und gibt dabei seufzende Geräusche von sich. Albern lächelnd beobachte ich, wie ihre Augenlider ein wenig zucken und wie sich ihre hellblonden Locken auf dem Kissen wie Sonnenstrahlen verteilen.

Nachdem ich sie so lange angestarrt habe, dass es schon gruselig ist, stehe ich leise auf, um sie nicht aufzuwecken. Ich mache mir nicht die Mühe und ziehe mich an, weil ich sowieso gleich zu ihr zurückkomme. Innerhalb von zehn Minuten stelle ich ein kleines Frühstück zusammen, das zwar mit den bereitgestellten Lebensmitteln, die im Kühlschrank liegen, nicht unglaublich spektakulär ist, aber trotzdem etwas hermacht. Keine Ahnung, wer für mich einkaufen gewesen ist und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht wissen. Ich weiß nur, dass die Lebensmittel noch nicht abgelaufen sind.

Mit einem großen Teller voll mit geschnittenem Obst, ein paar Käsewürfel, Brot und Marmelade kehre ich in das Schlafzimmer zurück. Sydney ist gerade dabei sich die müden Augen zu reiben, als ihr Blick auf mich fällt und ihr Gesichtsausdruck plötzlich hellwach wird.

»Du hast nackt Frühstück gemacht?«, platzt es aus ihr heraus. Sie hält sich die Decke über ihren Brüsten fest, um sich zu bedecken, während sie hungrig nach einer Traube greift.

Ich setze mich ihr grinsend gegenüber. »Dir auch einen guten Morgen, Curly.«

Sie schiebt sich einen Käsewürfel in den Mund, während ihr Blick immer noch hungrig über meinen Körper schweift. Gestern Nacht hat sie das auch immer gemacht, wenn ich über ihr war. Oder sie auf mir. Oder wir beide ─

»Hey, weißt du eigentlich, was du tun solltest?«, fragt Sydney plötzlich.

»Nein, was?«

»Herkommen und mich küssen.«

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Nicht mehr. Ich hatte eigentlich vor, Sydney nur kurz zu küssen, aber dann verlieren wir uns irgendwie in uns und aus einem ›kurzen Kuss‹ wird ein ›heftiges Rummachen‹. Schließlich löse ich mich nur so weit von ihr, dass ich ihr ins Gesicht sehen kann. »Weißt du, was du unbedingt tun solltest?«

»Nein, was?«, erwidert sie grinsend.

Ich streiche ihr mit einem kleinen Lächeln über die nackte Schulter. »Mit mir duschen.«

Ihr klappt der Mund auf. »Mit dir duschen?«, wiederholt sie und hebt dann verstehend die Augenbrauen. »Stimmt, das hattest du schon seit der Nacht, die wir bei Jeremy verbracht haben, vor, nicht wahr?«

Ich nicke und bin der Meinung, dass ich auf diese gemeinsame Dusche jetzt lange genug gewartet habe. Außerdem sieht Sydney von der Idee so begeistert aus, dass sich meine Freude gleich noch einmal verdoppelt. Ich weiß nicht, wie schnell wir es geschafft haben, vom Schlafzimmer ins Bad zu kommen. Ich weiß nur noch, dass Sydney sich zuerst die Decke um den Körper schlingen wollte, ich sie ihr jedoch weggerissen und kurzerhand einfach ins Badezimmer getragen habe.

Sie hat auch nur ein ganz kleines bisschen protestiert.

Jetzt stehen wir hier an derselben Stelle, an der wir gestern Abend schon standen ─ nackt und hungrig. Nackt, weil wir jetzt sowieso gleich duschen und hungrig, weil wir das Frühstück kaum angerührt haben. Oder sind wir auf den jeweils anderen hungrig? Richtig einschätzen kann ich es erst, als Sydney mich in die Dusche schiebt. Buchstäblich.

»So ungeduldig«, murmle ich.

»Bronwyn und Peter fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben«, argumentiert sie lahm. »Ich sorge nur dafür, dass wir uns beeilen, damit sie sich keine Sorgen machen.« Sie grinst so sehr, dass sie sich auf die Lippe beißen muss.

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt