𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒.𝟏: 𝐁𝐥𝐚𝐮𝐞𝐬 𝐁𝐥𝐮𝐭

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»Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.«

- Jean Paul Sartre

»Erhebt Euch, Sir Cedric«, schallte die tiefe Stimme des Königs die Halle entlang

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»Erhebt Euch, Sir Cedric«, schallte die tiefe Stimme des Königs die Halle entlang. Zuvor hatte er dem vor sich knienden, jungen Ritter das Schwert auf beide Schultern gelegt. Der schlanke, aber dennoch kraftstrotzende Ritter sah zu seinem König empor, der mit einer flüssigen Handbewegung sein Schwert wieder in die goldfarbene Scheide glitten ließ. Zugleich kam Cedric der Aufforderung nach, stand auf, verbeugte sich und auf ein Nicken des Königs hin trat er erhobenen Hauptes zur Seite, wo weitere Ritter in einer Reihe nebeneinander standen. Begleitet wurde das Spektakel von jubelndem Geklatsche.

Stolz erfüllte Cedric und ließ seine aus Metall gepanzerte Brust weiter anschwellen. Wie alle Ritter trug er sonst einen pechschwarzen Helm mit Visier, den er aber aufgrund der Zeremonie in seinem Zimmer gelassen hatte. So war der Blick auf seine hellblonden Haare frei, die seitlich gekürzt waren und einen Wirbel darstellten. Lediglich die mittigen Haarsträhnen durften lang wachsen und waren in einem über die Schulter langen Zopf geflochten.

Seine blaugrauen Augen sprühten Funken vor Glück, als er sich in der prachtvollen Halle umsah. Überall am Rand standen Ritter, gekennzeichnet durch eine aus glänzenden Metallplatten bestehende Rüstung, der Plattenharnisch, zu der Harnisch, Halsberge, Arm- und Beinschienen, Panzerhandschuhe sowie Eisenschuhe zählten. Dazu trugen sie alle einen schwarzen Umhang. Schutzkleidung und Überwurf wiesen jeweils beide das Wappen Elidors auf. Der von dem goldenen Schildemblem umrahmte, angreifende, kreischende Rabe mit dem glänzenden Andradit als Auge zeichnete sich auf dem Brustpanzer ab und war in der Mitte des Stoffstückes genäht.

Letzter genannter war das Zeichen, welches Außenstehenden signalisierte, das sie vor einem Ritter standen. Der Umhang war die Ehre und der Stolz eines Ritters und symbolisierte die ritterlichen Tugenden, die Werte und Normen, nach denen sich ein guter, wahrer Ritter zu richten hatte: Demut, Würde, Tapferkeit, Großzügigkeit und Treue waren nur ein paar von ihnen.

Jetzt gehörte auch er, Cedric Trahern, zu der wohl ehrenhaftesten Elite, die man in Elidor zu finden vermochte. Schließlich war es ein Privileg, in den Ritterstand aufgenommen zu werden. Abgesehen davon, konnte es nur der Adel schaffen, denn dieser beherbergt die aristokratischsten und ansehnlichsten Familien.

Cedric selbst stammte glücklicherweise aus dem Hochadel und nicht aus dem Klerus oder gar noch schlimmer: Aus dem Bauernstand. Diese Nichtsnutze von Menschen waren seiner bescheidenen Meinung nach viel zu faul um ein Landgut zu bestellen. Sie hatten doch keine Ahnung, was es bedeutete, hart zu arbeiten, für den Schutz in Elidor verantwortlich zu sein, urteilte er.

»Sir Cedric«, wurde er von dem Oberritter, einem sehnigen, breitschultrigen Mann mit grauen Haaren, angesprochen. Die Falten um seine blaugrauen Augen verliehen ihm eine gewisse Würde. »Euer Umhang. Tragt ihn mit Stolz und Ehre, denn Ihr habt den Eid geschworen«, beendete Sir Colin seinen Satz, als er Cedric erreichte. Oh ja. Den Eid des Ritterkodex verließen erst vor wenigen Minuten Cedrics Mund.

Der Bund der RabenmaskenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt