Bedrohung

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Harry eilte die Treppen hinab, doch sein Tarnumhang machte ihn langsamer als den Rawenclaw. Dieser eilte tief in die Gewölbe des Schlosses und mit einem Mal war er weg. Harry sah sich um. Er war an einer Gabelung in einem der Kellergeschosse angelangt, doch von Solit war keine Spur. Harry fluchte. Er hatte ihn verloren. Wo war er? Er horchte, doch die Korridore waren leer. Er zog seinen Zauberstab und murmelte: Homo revellio. Er erkannte zwei Gestalten in einiger Entfernung im linken Korridor. Rasch eilte er dahin. Als er ein Krachen und einen Schrei vernahm, warf er den Umhang ab und rannte los.


Die Tür zu einem der unterirdischen langen Lagerräume stand offen. Harry sprang hinein. Solit stand in einem Gang zwischen zwei Regalen, auf denen alle möglichen Zutaten und Lebensmittel gelagert waren. Er hatte Harry den Rücken zugewandt. Sein Zauberstab deutete auf den in der Luft schwebenden Fergensun, der zappelnd versuchte sich dem magischen Griff zu entziehen.


„Du bist der Nächste. Mach dich bereit, deinen Zweck zu erfüllen". Solits Stimme klang kalt und monton, wie fremd. „Avada..." Harry reagierte blitzschnell. „Expelliarmus!" schrie er in Richtung Solit. Der rote Strahl schoss aus seinem Zauberstab und entwaffnete den Ravenclaw. Fergensun fiel hart auf den Boden und blieb liegen. Der Rawenclaw wandte sich um und starrte Harry an. Hasserfüllte Augen stachen ihn an, dann sprintete Solit auf ihn zu. Ein rasches „Petrificus Totalus!" stoppte seine Bewegung, er zog Arme und Beine an, kippte nach vorne und blieb liegen. Harry atmete auf. Rasch steckte er den Zauberstab ein und eilte zu Fergensun, der noch immer benommen am Boden lag. Harry prüfte kurz seinen Zustand, dann nahm er mit seinem Zauberstab Kontakt zu McGonagall auf: „Professor, kommen Sie bitte umgehend in die unteren Ebenen und bringen sie Madam Pomfrey mit."


McGonagall ging in Slughorns Büro unruhig auf und ab. Harry, der ihr bereits zweimal geschildert hatte, wie er den Rawenclaw beobachtet, ihn dann verfolgt und schließlich den Mord verhindert hatte, saß auf einem Stuhl am Kamin und sah gedankenverloren in die Flammen. Er hatte gerade das, was er vorher nur im Denkarium gesehen hatte, beobachtet: Schüler morden Schüler. Oder versuchten es. Doch auch hier war er ratlos. Nachdem sie Solit aus der Starre gelöst und mit allen möglichen Zaubern geprüft hatten, war auch er absolut ahnungslos. Er konnte sich nicht erklären, wieso er Fergensun aufgesucht hatte. Doch auch Fergensun konnte nicht erklären, warum er in den Kellergeschossen gewesen war.


„Das ist nicht möglich", sagte McGonagall halb zu sich selbst. „Das ist einfach nicht möglich". Harry kommentierte ihre Sätze nicht. Er dachte nun fieberhaft nach: Was konnte es sein? Und wer konnte ihm helfen? Ein Zauberspruch? Wohl weniger, das hatten sie mit einem Gegenzauber ermittelt. Oder Wahrheitsserum? Vielleicht logen die Schüler ja doch und konnten es irgendwie verbergen. Doch dazu bräuchte er Slughorn....Slughorn! Harry stand auf. McGonagall drehte sich zu ihm, sie sah ihn erwartungsvoll an. „Ich habe eine Idee, Professor. Wenn es kein Zauber ist, der hier wirkt, dann möglicherweise ein Zaubertrank, den wir noch nicht kennen. Ich muss mit Slughorn reden und mit Severus Snape. Vielleicht wissen die beiden von einem kaum bekannten Trank, der für die Geschehnisse verantwortlich ist." McGonagall sah ihn prüfend und fast schon ungläubig an. Harry sah, dass sie nicht wirklich überzeugt war: „Ich weiß, das ist eine wage Theorie, Professor. Aber derzeit ist es die plausibelste Erklärung, die wir haben." McGonagall nickte, sie wusste ebenfalls keine bessere Idee. „In Ordnung, Mister Potter. Sie nehmen Kontakt zu Professor Slughorn auf und sagen ihm, dass es dringend ist. Ich werde mit Professor Dumbledore und Professor Snape reden." Harry nickte und McGonagall verließ angespannt das Büro. Harry sah ihr nach. So unruhig war sie nur bei damals beim Basilisken gewesen, als sie ebenfalls keine Idee hatte, was der Grund für die Angriffe hätte sein können. Er schloss die Tür und setzte sich an den Schreibtisch und setzte einen Brief auf:


Sehr geehrter Professor Slughorn,aufgrund eines unerklärlichen Vorfalls in der Schule muss ich dringend mit Ihnen sprechen. Es geht um einen möglichen, uns nicht bekannten Zaubertrank, weswegen wir Ihre Hilfe benötigen. Ich schreibe im Namen von Minerva McGonagall und meiner selbst.

Er wollte schon den Gruß ansetzen, als sein Blick auf den kleinen blauen Stein fiel, der ihm schon bei seinem ersten Besuch aufgefallen war. Er war nach wie vor in der Apparatur aus Linsen eingesetzt und strahlte sein kräftiges Licht aus. Harry griff nach der Feder. 

Bei der Gelegenheit möchte ich Sie auch bitten, den blauen Stein in ihrem Labor einmal untersuchen zu dürfen. 

Grüße Harry Potter


Er schloss den Brief und legte ihn auf den Schreibtisch, wo er augenblicklich verschwand und auf dem Weg zu Slughorn war. Harry sah auf die Uhr. Inzwischen war es spät, doch er war nicht müde, die Anspannung saß ihm in den Gliedern. Er entschied sich in der Bibliothek nachzusehen. Vorzugweise in der Verbotenen Abteilung, vielleicht fand er dort einen Hinweis.Madam Pince war nicht gerade begeistert, als Harry sie bat, die Verbotene Abteilung aufzusuchen. Doch nachdem er ihr gesagt hatte, wie wichtig die Sache sei und dass er sorgsam umgehen werden, ließ sie ihn widerwillig ein. Harry öffnete die zwei Flügeltüren, die mit einem langen Knarzen aufschwangen. Es war dunkel in der Verbotenen Abteilung, was nicht nur daran lag, dass es spät war. Keine Kerze brannte in den Korridoren, es war totenstill. Harry erinnerte sich daran, wie er damals als Erstklässler mit seinem Tarnumhang schon einmal hier gewesen war. Damals hatte er eine höllische Angst bekommen, insbesondere nachdem das Buch ihn angebrüllt hatte. Und auch jetzt gefiel es ihm nicht sonderlich. Langsam schritt er mit gezogenem, leuchtendem Zauberstab voran und sah über die Regale. Flüche, Rituale, kosmische Erscheinungen...er harrte inne. Wonach sollte er eigentlich suchen? Nach Zaubertränken schien sinnvoll, nur wo sollte er anfangen. Er betrat den Seitengang zwischen zwei Regalen und sah über die Bücher. Nach kurzem Überlegen griff er nach einem Buch mit dem Titel „Manipulation". Er schlug es vorsichtig auf und für einen Moment erwartete er, das Buch würde ihn anschreien, doch nichts geschah. Er begann zu lesen.


Nach guten drei Stunden gab er auf. Er hatte neben dem Buch Manipulation noch vier weitere Bände über die Beeinflussen von Personen gelesen, doch keiner der Tränke hatte eine Wirkung, die derer entsprach, was die Schüler getan hatten. Er legte die Bücher resigniert zurück und verließ die Verbotene Abteilung.Auf dem Rückweg zum Büro versuchte er sich zu erinnern, was er wusste. Solit war erst aggressiv gewesen, dann wieder ruhig, im Gemeinschaftsraum...Ein leises Tapsen ließ ihn innehalten. Er horchte. Alles war ruhig. Nein, wieder leise Tapser. Harry schlich von der beweglichen Treppe, auf der er stand, auf die Plattform darunter und sah nach rechts in einen der Korridore. Er sah gerade noch einen schwarzen Umhang, der mit leisen Schritten um die Ecke verschwand. Harry zog seinen Zauberstab. „Homo revellio". Er sah die Gestalt durch die Wände durch. Diese schlich nicht mehr, sondern rannte und sprang in hohem Tempo durch die Korridore. Eilig rannte Harry los, versuchte der Gestalt zu folgen. Doch schon nach zwei Abzweigungen hatte er ihn verloren. Ein weiteres Homo revellio fand die Person, doch sie war deutlich weiter weg als Harry. Er fluchte. Wer auch immer das gewesen war, er war definitiv schneller als Harry. Als er schon wieder umdrehen wollte, sah er etwas Glänzendes am Boden. Eine runde, dünne Scheibe aus Metall. Sie besaß einen äußeren Ring, einige Knöpfe und eine gitterartige Zentralfläche. Verwirrt hob er sie auf und betrachtete sie. Hatte die unbekannte Person das verloren? Er drückte probehalber auf einen der Knöpfe, doch nichts tat sich. Er steckte sie ein und ging zurück zu seinem Büro. Gleich morgen musste er ermitteln, was das für eine Scheibe war. Denn für einen Zauberer sah das Ding eindeutig zu technisch aus.

Harry PotterxStar Wars I - Eine neue DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt