„Woher haben Sie diese Erinnerung?", fragte Harry nach.„Sie stammt von der Viertklässlerin. Sie liegt derzeit im Krankenflügel, ihr Gedächtnis wurde mit anderen Erinnerungen vorerst überschrieben. Sie hat offiziell einen falschen Zaubertrank gebraut und kuriert sich deshalb aus." McGonagall sprach die Worte präzise, aber ihre Sorge war nicht zu überhören. „Professor, haben Sie an Vielsafttrank gedacht? Eine Art Täuschung oder ähnliches?" Harry konnte sich die Antwort darauf bereits denken, die er auch prompt bekam:„Wenn das so wäre, hätte ich Sie kaum hierher holen lassen, Mister Potter" antwortete McGonagall energisch. Für einen Moment funkelte sie Harry an, dann beruhigte sie sich wieder. „Nein, mit ihr ist soweit alles in Ordnung. Sie hat keine Gestalt verändert oder ähnliches. Wir konnten auch keinen Fluch an ihr feststellen, der sie dazu gebracht haben könnte. Deshalb ist die Sache ja so brisant", beendete sie ihren Satz. Harry atmete tief durch, er brauchte einen Moment das zu verarbeiten. Eine tote Romilda Vane und eine schuldige Viertklässlerin, die aber von keiner bekannten Methode manipuliert worden war. Ihn überkam ein ungutes Gefühl. „Wer weiß alles davon, Professor?"
Statt McGonagalls Antwort ertönte die Antwort von Dumbledores Portrait: „Derzeit ich, Severus, Minerva und einige wenige im Ministerium. Und natürlich du, Harry". Harry drehte sich zu dem Bild um und sah Dumbledore an. Er erkannte die gewisse Ruhe, die Dumbledore schon immer ausgestrahlt hatte wieder, doch auch er blickte ernst zu den beiden herab. „Professor Dumbledore, haben Sie eine Idee?" Harry hoffte darauf, dass sein alter Mentor eine Erklärung haben könnte, doch er wurde enttäuscht. „Leider nicht, ich weiß ebenso wenig wie du, Harry. Doch du kannst diese schwierige Lage lösen, da bin ich sicher" sagte Dumbledore und blickte Harry ermutigend an. Dieser zwang sich ein Lächeln ab, dann wandte er sich wieder an McGonagall: „Okay Professor, ich helfe Ihnen natürlich. Nur weiß ich nicht wirklich, wo ich anfangen soll."McGonagall sah ihn eindringlich an: „Das weiß ich auch nicht. Ich bitte Sie aber um Folgendes: Solange Sie hier sind, haben Sie bitte ein Auge auf die Schüler und die Umgebung. Wenn es eine Bedrohung innerhalb des Schlosses gibt, müssen wir sie finden. Bis dahin folgen Sie bitte Ihren Vermutungen und bilden im Unterricht die Schüler aus. Gerade jetzt müssen sie wissen, wie man sich verteidigt." „In Ordnung, Professor", antwortete Harry. „Darf ich Hermine und Ron hierüber in Kenntnis..." Er hatte nicht ausgesprochen, da unterbrach McGonagall ihn. „Auf keinen Fall. Je weniger davon wissen, desto besser im Moment. Die Situation ist so schon schwierig geheimzuhalten, da verkompliziert so etwas die Lage nur." Harry wollte widersprechen, doch er erkannte, dass er nicht gegen McGonagall ankommen würde. „Ja, Professor", gab er zurück.McGonagall sah auf die Uhr: „Es ist schon spät, das Frühstück hat bereits begonnen. Kommen Sie, als Lehrer muss ich Sie noch der Schule vorstellen." Mit diesen Worten verließ sie das Büro. Harry bleib noch einen Moment stehen und sah zu Dumbledore, der ihm zunickte, dann folgte er ihr.
Der Jubel war groß, als McGonagall verkündete, dass Harry für einige Wochen das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen würde. Bis auf die Slytherins jubelten die anderen Häuser und riefen immer wieder „Potter, Potter, Potter!". Harry lächelte in die Menge und für einen Moment vergaß er, warum er eigentlich hier war. Der Mord war wirklich rätselhaft. Wie war es ohne Fremdeinwirkung möglich, dass eine Viertklässlerin einen solchen Mord begehen konnte? Er konnte es sich nicht erklären. Doch darüber musste er sich später Gedanken machen, jetzt war erst einmal Unterricht für ihn. Die ersten zwei Stunden verliefen völlig normal. Harry übte einmal mit einer Gruppe Drittklässler den Ridiculus-Zauber und einmal den Expelliarmus-Zauber mit Fünftklässlern. Es machte ihm Spaß, den Fortschritt der Schüler zu beobachten, und er arbeitete engagiert, bis ihm die Sache mit Romilda wieder einfiel. Gedankenverloren wartete er im Klassenzimmer und überlegte, bis eine sechste Klasse den Raum betrat. Einige Syltherins, viele Hufflepuffs und Rawenclaws und vereinzelte Gryffindors. Harry stand auf und begrüßte die Schüler: „Kann mir jemand sagen, welchen Zauberspruch wir heute trainieren?" Sofort schossen einige Hände nach oben. Harry überlegte kurz und nahm eine der Rawenclaws dran. „Den Stupor-Zauber, Professor" sagte sie strahlend und Harry sah ihr an, wie sehr sie sich freute, dass „der Auserwählte" hier unterrichtete. „Richtig", merkte er an. „Und was ist die Wirkung dieses Zaubers?" Ohne abzuwarten antwortete die Rawenclaw erneut: „Bei richtiger Anwendung kann man seinen Gegner in einen geschockten, kampfunfähigen Zustand versetzen". „Ebenfalls richtig, 10 Punkte für Ravenclaw". Die Ravenclaw und anderen lächelten sich zu, nur die Slytherins warfen sich genervte Blicke zu. „Okay, dann wollen wir einmal üben. Jeder sucht sich einen Partner und übt den Zauberspruch, die Anleitung dazu finden Sie in Ihren Büchern auf Seite 436. Während die Schüler ihre Zauberstäbe zückten und sich aufstellten, beobachtete Harry von der Balustrade aus das Training. Er musterte die Schüler vorsichtig und fragte sich bei jedem, ob er etwas übersah. Etwas, was einen normalen Schüler dazu bringen könnte, einen Mord zu begehen. Gerade als er überlegte, ob er Wahrheitsserum in Betracht ziehen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von zwei Schülern geweckt, die heftig miteinander stritten. Ein Ravenclaw und ein Syltherin. Harry trat von der Balustrade zu den Schülern.„Du bist eine miese Ratte, Fergensun" zischte der Ravenclaw hasserfüllt.„Und du bist ein Stiefellecker, Solit" keifte der Slytherin nicht weniger wütend zurück.Harry stellte sich neben die beiden. „Aufhören ihr beiden, sofort!" befahl er starr. Die beiden wandten sich zu ihm. Der Ravenclaw sah ihn einen Moment voll lodernem Hass an, dass Harry nach seinem Zauberstab tastete. Doch dann gab er widerwillig nach: „Ja, Professor", knurrte er. Auch der Slytherin ließ ab, nicht jedoch ohne seinem Gegner böse Blicke zuzuwerfen. Harry entfernte sich wieder und half einem Hufflepuff bei der Stabführung, als sein Blick nochmal auf den Ravenclaw fiel. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, das spürte Harry. Der Hass in seinen Augen...das war nicht normal. Harry entschied, ihm nach der Stunde mit seinem Tarnumhang zu folgen.
Nachdem die Klasse gegangen war, schlich Harry unter seinem Tarnumhang hinterher. Wegen der vielen Schüler in den Gängen musste er sich mehrmals an die Wände pressen, um nicht zusammenzuprallen. Der Ravenclaw ging zu seinem Gemeinschaftsraum. Mit einem „Rubina" schwang die Tür auf. Rasch glitt Harry ebenfalls hindurch und versteckte sich in einer Ecke. Solit, wie der Rawenclaw anscheinend mit Nachnamen hieß, zog gelangweilt ein Buch aus seiner Tasche und schlug es auf. Über Astronomie, las Harry und verdrehte instinktiv die Augen. Das Fach hatte er nie gemocht und war froh, es nicht mehr zu haben. Eine Weile saß er einfach nur da und las. Harry kniff die Augen zusammen. War da Hass in seinen Augen? Oder hatte er sich vorhin doch getäuscht? Er wollte gerade aus der Ecke treten, als ein Ruck durch den Körper von Solit ging. Harry erstarrte. Hatte man ihn gehört? Solit saß kerzengerade in seinem Sessel, dann öffnete sich sein Mund: „Ich habe vorhin verloren und darüber bin ich sauer". Er klang monoton, fast ausdruckslos. Als wären das nicht seine Worte. „Er muss dafür bezahlen. Ich weiß, wo er ist. Ich werde zu ihm gehen und ihn erledigen". Dann löste sich Solit aus seiner Starre. Hass flammte in seinen Augen auf, Harry konnte nahezu sehen, wie Flammen in den Augen glühten. Der Ravenclaw sprang auf und verließ das Zimmer. Harry eilte ihm nach und verließ gerade noch so den Gemeinschaftsraum. Der Ravenclaw schritt die Treppen hinab, zu den unteren Stockwerken. Harry überlegte fieberhaft. Sollte er McGonagall informieren? Nein, dafür war zu wenig Zeit. Er griff nach seinem Zauberstab und eilte so schnell er durch den Tarnumhang konnte die Korridore hinunter.
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Harry PotterxStar Wars I - Eine neue Dunkelheit
Bilim KurguEs sind zwei Jahre vergangen, seit Harry Potter Lord Voldemort und seine Anhänger besiegt hat. Doch in das nun geregelte Leben kommt ein Hilferuf aus Hogwarts, als dort unerklärliche Phänomene passieren. Als Harry zu ermitteln anfängt stellt er schn...