Harry stand mit einem großen Koffer vor dem Eingangstor von Hogwarts. Gerade ging die Sonne auf und schickte ihre ersten Strahlen über das Schloss. Die Türme warfen lange Schatten auf die Wiesen, die von einer weißen Decke bedeckt waren. Ron stand neben ihm und grinste ihn von der Seite an. Ihn schien es regelrecht zu freuen, dass Harry einen Lehrer abgeben würde. Harry lächelte leicht, dann schwang das Portal auf. Mr Filch sah sie aus seinen eingefallenen Augen an, sein typisches Missfallen im Gesicht. „Ja?" „Mr Filch, ich habe einen Termin bei Professor McGonagall", sagte Harry so freundlich wie möglich. Der Hausmeister verzog einen Moment keine Miene, dann nickte er Harry zu und öffnete das Tor ein wenig weiter. „Kommen Sie, Mister Potter", sagte er knapp und winkte ihm an, ihm zu folgen. Harry nickte, verabschiedete sich noch von Ron und betrat das Schloss. Er stellte seinen Koffer am Eingang ab und sah sich um, während er Filch folgte. Seit dem Kampf damals gegen Voldemort hatte sich das Schloss wieder erholt. Von den Schäden war nichts mehr zu sehen, es war als wäre hier nie etwas vorgefallen. Dennoch stahl sich eine leichte Gänsehaut auf Harry, als er daran zurückdachte. Er folgte Filch bis zur großen Halle. Die Kerzen hingen wie gewohnt in der Luft, doch sie waren erloschen. Das Geschirr stand an seinem Platz auf den langen Tischen, doch kein Schüler war da. Lediglich Professor McGonagall saß auf dem Stuhl des Schuldirektors am Ende der Halle. Harry sah sie an und sogleich hellte sich seine Stimmung auf. McGonagall war zwar nicht Molly Weasley, doch auch sie war neben Dumbledore eine Mentorin für ihm gewesen. In ihrer Gegenwart ging es streng, aber fair zu. Er bemerkte, wie Filch sich wieder umdrehte und die Halle verließ. Rasch schritt er zum anderen Ende der Halle und blieb vor McGonagall stehen. „Mister Potter, es ist schön Sie zu sehen. Auch wenn die Umstände schöner sein könnten", begrüßte McGonagall ihn. „Richtig Professor, es freut mich ebenfalls", erwiderte Harry. „Für Ihren Aufenthalt werden Sie das Büro von Professor Slughorn bekommen. Er ist derzeit auf einer Forschungsreise und hat eingewilligt, Ihnen sein Büro zu überlassen. Richten Sie sich am besten gleich ein". „Danke Professor", entgegnete Harry und wollte bereits gehen, als McGonagall ihn zurückhielt. „Mister Potter, sobald Sie fertig sind kommen Sie bitte noch einmal in mein Büro. Das Passwort ist Schokofrosch." Kaum dass sie fertig war, verließ sie mit raschen Schritten die Halle.
Harry verließ ebenfalls die Halle und machte sich auf den Weg zu Slughorns Büro, doch etwas irritierte ihn. McGonagall hatte ernst ausgesehen, ebenso besorgt. Und was meinte sie mit „schöneren Umständen"? Ein Lehrerausfall war jedenfalls nichts allzu dramatisches. Er erreichte das Büro schließlich und trat ein. Sofort stach ihm der erhobene Luxus des Zimmers ins Auge. Slughorns Liebe für Geschenke war offenbar nicht verschwunden, eher im Gegenteil. Seit seinem letzten Besuch waren noch einige weitere Gegenstände dazugekommen, wie Harry bemerkte. Unter anderem auch ein kleiner, bläulicher Stein, der unter einem Gewirr aus Linsen und Beobachtungsgläsern auf einem Forschungstisch an der Wand neben dem Kamin stand. Harry trat interessiert näher und sah sich den Stein genauer an. Er strahlte ein starkes, aber nicht grelles Licht aus, seine Oberfläche zeigte, dass es sich um eine Art Kristall handelte. Harry lehnte sich vor und griff bereits nach dem Regulator der Linsen, doch dann ließ er es. Das hier war Slughorns Arbeit, und so sehr er Harry auch mochte, er würde sicher nicht erpicht darauf sein, wenn Harry in seinen Sachen wühlte. Harry wandte sich ab und setzte sich auf das weiche Sofa, wo sein Koffer vor ihm auf dem Tisch stand. Auch wenn McGonagall ihn nicht aufgefordert hatte, spürte er, dass er sich lieber beeilen sollte.
Als er vor McGonagalls Büro ankam und mit einem „Schokofrosch" eingelassen wurde, fragte er sich was McGonagall mit ihm zu bereden hatte. Konnten es Lehrervorschriften sein? Oder der Inhalt der nächsten Wochen? Gut möglich, immerhin musste er hier nun nach Regeln unterrichten und nicht mehr praktisch wie noch bei Dumbledors Armee. Er trat ein und sah in die besorgten Augen von McGonagall. Sie stand auf der unteren Ebene des Schulleiterbüros, neben ihr das Denkarium. Harry nahm kurz das Büro in sich auf. Auch hier hatte sich fast nichts verändert. Lediglich Professor Snape hing in einem großen Rahmen an der Wand neben den anderen. Als er Harry entdeckte, verzog er kurz überrascht das Gesicht, dann wandte er sich ab. „Da bin ich Professor, Sie wollten mich sprechen?", fragte Harry. McGonagall trat einen Schritt näher, ihre Stimme war leise und bedacht: „Mister Potter, ich habe Sie nicht nur als Lehrer hergeholt, sondern weil wir hier ein ernsthaftes Problem haben." Sie hielt kurz inne, dann sprach sie weiter: „Wir haben einen Mordfall an der Schule. Romilda Vane." Harry zuckte zusammen, erschrak: Romilda? Tot? Wieso? „Bitte, Professor? Tot?" fragte er zurück, halb hoffnungsvoll, dass das alles ein übler Scherz war. „Nein, Mister Potter. Sie ist tot. Und das noch größere Problem ist: Wir können nicht erklären wie das möglich war". Sie winkte Harry zum Denkarium. „Sehen sie sich das an", sagte sie leise und deutete auf die silbrige Flüssigkeit, die in dem Becken leicht schimmerte. Harry nickte knapp und tauchte seinen Kopf in das Denkarium.
Die Welt um ihn herum verschwamm, silbrige Fäden schossen durch die Flüssigkeit, die sein gesamtes Sichtfeld ausfüllte. Erst langsam formten sich die Wellen zu einem klaren Bild. Er sah Romilda, die in der Bibliothek saß. Sie las, sah auf einmal auf. Blickte sich um. Dann räumte sie das Buch weg und ging durch die Bibliothek. Urplötzlich wurde sie entwaffnet und von den Füßen gerissen, hing in der Luft, zappelte, versuchte sich zu bewegen. Erst jetzt erkannte Harry eine zweite Person, die mit erhobenem Zauberstab auf Romilda zielte. Eine Viertklässlerin, Hufflepuff. Lange blonde Haare, ein Schulumhang, blaue Augen, die eiskalt auf Romilda starrten. Sie zischte: „Du bist die erste von vielen. Mal sehen, wieviele nötig sind."Die Worte hallten in Harrys Kopf wieder, unangenehm beißend klang die Stimme. „Was...was machst du da? Lass mich runter", entgegnete Romilda, halb verzweifelt. Anstatt einer Antwort zielte die Viertklässlerin auf ihre Brust und schrie zwei tödliche Worte: „Avada Kedavra!". Die Worte brannten wie Feuer in Harrys Kopf, er sah das grüne Licht, das immer größer wurde, auf Romilda zufliegen....
Harry keuchte auf. Er hatte seinen Kopf reflexartig hochgerissen und war aus dem Denkarium gekommen. Für einen Moment stand er still dar, die Welt um ihn schwankte noch leicht, während sich sein Blick klärte. Dann erkannte er McGonagall, die aufgrund seines Schreckens mehr Ernst in ihren Blick legte. „Wir haben eine ernsthafte Krise, Mister Potter."
DU LIEST GERADE
Harry PotterxStar Wars I - Eine neue Dunkelheit
Science FictionEs sind zwei Jahre vergangen, seit Harry Potter Lord Voldemort und seine Anhänger besiegt hat. Doch in das nun geregelte Leben kommt ein Hilferuf aus Hogwarts, als dort unerklärliche Phänomene passieren. Als Harry zu ermitteln anfängt stellt er schn...