Kapitel 16

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Ich rannte förmlich zum Ballsaal zurück und brannte vor Wut. Wie ich Elio dafür hasste. Er würde sich nie ändern und die Seite, die er angeblich hat, kann er sich ganz tief in seinen Arsch schieben. Ich hatte mich die ganze Zeit veraschen lassen, mal wieder. Soll er machen was er will. Das einzige, was mich daran stört war, dass ich nicht von ihm weg konnte. Ich bin für immer an ihn gebunden, ob ich will oder nicht.
Ich fasste mir frustriert an den Nacken und drückte meine Nägel fest in die Haut. Ich bins echt satt, so behandelt zu werden.
Plötzlich kam mir ein Gedanke auf, der mir mehr als nur Gerecht erschien.
Wenn Elio machen kann, was er will, dann kann ich das auch.
„Fick dich Elio", flüsterte ich leise zu mir selbst und begab mich zur Bar.
Es hatte nicht lang gedauert, bis einer der Männer hier zu mir kam und mich zum Tanzen aufführte.
Ich trank noch schnell leer und legte meine Hand in seine.
Er war sehr groß gebaut und hatte hell braunes Haar. Seine braunen Augen sahen mich an und sein Zahnpasta Lächeln, war perfekt aufgesetzt.
Ist okay so.
„Endlich lernt man sich kennen, Miss, ich bin Henry", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Hand.
„Bringen wirs hinter uns", presste ich nur hervor und zog ihn zur Tanzfläche, wo sich schon viele versammelt hatten.
Er legte seine Hände an meine Taille und ich meine auf seine Schultern. Es war ein langsames Lied und ich bewege leicht meine Hüfte dazu. Ich sah kurz zum Tisch von Elios Mutter, welche meine Wut anscheinend bemerkt hatte und mich besorgt ansah aber ich ignorierte alles und konzentriert mich aufs Tanzen.
„Ich kann verstehen, wieso Elio Sie wollte", kam es plötzlich von Henry und ich sah wie er seine Blicke über mich schweifen ließ.
Ich zwang mir ein halbherziges Lächeln auf und starrte ziellos auf die Wände.
„Kein trauriges Gesicht an so einem schönen Tag. Vor allem nicht Sie", kommentierte er und ich sah zu ihm auf.
„Ich kann mir schon denken, was vorgefallen ist aber niemand sagt, dass Sie nicht auch Spaß haben können", kam es prompt und ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen.
Was wollte er mir sagen?
„Was meinst du?", fragte ich und er kam näher zu meinem Ohr, um mir etwas zu zuflüstern.
„Elio ist gerade wieder in den Saal gekommen und hatte seine Augen nur bei uns. Ich sehe ihm an, wie sauer er ist. Also treiben wir es noch ein bisschen in die Höhe.", erklärte er und lachte dabei auf.
„Ich werde nicht mit Ihnen rum machen, falls sie das meinen", zickte ich empört.
„Elio kennt mich genauso wenig, wie Sie. Auch wenn ihre Vorstellung mehr als schmeichelnd ist, bin ich Schwul.", betonte er und ich sah ihn kurz schweigend an, bis wir beide in Gelächter ausbrachen. Der Tag wurde gerade echt noch gerettet.
„Das war gut, Elio beobachtet uns und ich bin ein guter Tänzer. Mein Mann hat mir vieles gezeigt und das werden wir jetzt mal probieren. Mal schauen, wie weit man ihn treiben kann", grinste er und schon wurde das Lied schneller.
Mein Bein war zwischen seinen und wir bewegten unsere Hüften im Gleichtakt, während seine Hand mich fester zu ihm zog und es so intensiver wurde.
„Und 1, 2, 3", zählte er und drehte mich einmal. 
Ich lachte auf und erzog mich wieder zu sich.
„Keine Sorge, für den körnenden Abschluss, hab ich mir schon etwas überlegt", sagte er und ich ließ mich einfach von ihm leiten.
Ich wusste, dass das hier eine gute Freundschaft werden würde und grinste schadenfroh vor mich hin.
Henry beugte sich mit mir im Arm leicht nach hinten und ich legte meinen Kopf in den Nacken, als er mich langsam wieder zu sich zog. Eine letzte Drehung und er lehnte mich mit seiner Hand an meinem Rücken nach hinten, während seine andere mein Bein hielt, welches leicht nach oben gebeugt war.
Er zog mich wieder zu sich hoch und lachte.
„Bingo", flüsterte er und schön hörten wir das Geklatsche der anderen, die uns zugeschaut haben. Wir umarmten uns ein letztes Mal und trennten unsere Wege.
Das hatte wirklich Spaß gemacht.
Ich sah wie wütend Elio am Tisch saß und die Tischdecke förmlich in seiner Hand zerknitterte aber ich ignorierte ihn kalt und setzte mich neben ihn.
Ich spürte seinen Blick auf mir aber meiner war stets geradeaus gerichtet. Er wird schon sehen, was er davon hat.
„Was sollte die scheiße", flüsterte er wütend aber das ignorierte ich gekonnt.

Nach einiger Zeit stellte sich ein Mann auf die Bühne und begrüßte uns alle.
„Ich bedanke mich herzlich, dass ihr alle gekommen seid und wünsche euch einen schönen Abend", rief er durch die Menge und wir klatschten alle.
„Wie immer gibt es eine besondere Ankündigung zu machen. Heute, für ein ganz besonderes Paar, ein ganz besonderes Geschenk.", berichtete er und alle Augen lagen auf uns.
Ich blickte unsicher in die Menge und sah fragend den Mann auf der Bühne an.
„Wie ihr alle wisst, heiraten König Elio und Königin Bella morgen und für die anstehenden Flitterwochen", er wackelte mit den Augenbrauen, „haben wir uns einen ganz besonderen Ort ausgesucht. Wir haben es für due zwei bauen lassen und überreichen ihnen jetzt als Geschenk, den Schlüssel zu ihrem Liebeshaus", rief er begeistert und man hörte Gejubel.
Oh und wie das ein Liebeshaus sein wird, ich erstickte Elio im Schlaf.
Ein großes Bild erschien auf einer Leinwand, wo sich die Abbildung des Hauses befand.
Es war riesig und anscheinend war ich nicht die einzige, die vor staunen den Mund offen hatte.
Ich bin mal gespannt, wie es innen aussehen wird. Das wir mein Urlaub, mir egal ob Elio da ist oder nicht.
Eine Frau überreichte uns den Schlüssel und Elio nahm ihn entgegen und griff nach meiner Hand. Schließlich sollte man nicht sehen, wie sauer wir aufeinander waren.
Ich lächelte Falsch und wir bedankten uns.
Der restliche Abend verging schnell und ehe ich mich versah, saßen wir wieder in der Kutsche, auf dem Weg nachhause. Dieses Mal nicht nebeneinander sonder gegenüber und um seinen Blicken auszuweichen, schloss ich meine Augen.
„Du kannst mich nicht ewig ignorieren", sagte Elio.
„Oh glaub mir das kann ich", antwortete ich.

Daheim angekommen, stieg ich aus und ließ Elio hinter mir zurück. Ich eilte ins Schlafzimmer, zog mich aus, sprang noch kurz unter die Dusche und legte mich ins Bett.
Ich merkte, wie Elio nicht ins Schlafzimmer kam aber das war auch besser so.
Er sollte mich jetzt in Ruhe lassen.
Ich werde die Hochzeit morgen einfach über mich ergehen lassen und die Flitterwochen auch.
Frustriert schloss ich meine Augen und zwang mich in den Schlaf.

The King | Timothée Chalamet     WIRD BEARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt