Kapitel 6

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Erschrocken, zuckte ich zusammen und drehte mich zu ihm um. Er war sauer.
Durch sein weißes Hemd konnte man sehen, dass er seine Muskeln anspannte. Er schaute mir tief in die Augen und machte mich so nur noch nervöser.
Wie lange stand er bitte schon da?
„I-ich ehm bin ins falsche Zimmer u-und hab mich wohl verirrt", stotterte ich.
Ich ging zurück, als er auf mich zu lief und als hätte es nicht noch schlimmer werden können, war genau hinter mir auch noch der Bücherschrank und ich hatte keinen Ausweg.
„Ich sollte jetzt gehen", meinte ich und wollte an ihm vorbei. Ruckartig drückte er mich mit voller Wucht gegen den Schrank und ich stöhnte vor Schmerz auf.
Das gibt sicher blaue Flecken.
Er drückte meinen Hals mit seiner Hand zusammen und stemmte sich gegen mich, dabei lies er mich keine Sekunde aus den Augen. Jetzt blickte ich nicht mehr in seine hell grünen, sondern in dunkle, fast schwarze Augen.
Mein Herz schlug wie wild und er drückte mir immer mehr die Luft weg.
„Du machst mich noch verrückt Kätzchen, wieso machst du immer das, was dir nicht erlaubt ist? Du musst nur das tun, was ich dir sage, dann passiert sowas auch nicht." sprach er, während sein heißer Atem auf meine Lippen prallte.
„Ich muss nichts machen, von dem was du sagst. Ich bin weder dein Leibeigenes noch dein Eigentum!", spuckte ich ihm entgegen. Er drückte meinen Hals fester zu und ich atmete erschrocken ein. „Oh und ob du das bist. Ich habe dich nicht ohne Grund ausgesucht aber wenn du mich weiter so sauer machst, muss ich dich bestrafen"
Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust aber er war so stark, dass ich keine Chance hatte. Er war so anders.. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände „Elio", säuselte ich und schaute direkt in seine Augen. „Was ist nur mit uns geworden?", flüsterte ich. Nachdenklich blickte er mich an, als würde er in mich hinein sehen.
Er nahm seine Hände von meinem Hals und fuhr sie langsam zu meiner Taille.
„Komm mit Bella", flüsterte er neben meinem Ohr und gab mir einen Kuss auf den Mundwinkel.
Wir Verliesen das Zimmer und ich folgte ihm stumm, während er seine Hand um meine umklammerte.
Es war einfach krass. Ich war erst zwei Tage hier und ich fühlte mich bei ihm so vertraut. Natürlich hatte er sich verändert aber ich wusste das er innerlich der gleiche war, ich spürte es.
Wir gingen raus in den Garten und sofort kam uns die warme Sommerluft entgegen. Ein Traum. Elio lief so schnell in Richtung Weinfelder, man könnte meinen er rannte und ich tapste wie eine dumme Ente hinterher.
Die Felder waren gigantisch, so viel grün und alles war locker doppelt so groß wie ich. Je mehr wir hinein liefen, desto mehr kam mir alles bekannter vor. Als wir rechts abbogen und er plötzlich stehen blieb, stieß ich gegen seinen Rücken. Als ich meine Augen wieder öffnete und mich um sah, traf es mich wie ein Schlag. Ich war hier schon einmal mit Elio gewesen, als wir Kinder waren. Es war unser geheim Versteck, an dem wir Tag und Nacht zusammen verbracht haben.

Vor mir war eine Art Sitzbank mit kleinem Tisch, auf diesem stand ein Wein und zwei Gläser

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Vor mir war eine Art Sitzbank mit kleinem Tisch, auf diesem stand ein Wein und zwei Gläser. Ich war wirklich überrascht, überrascht wie verdammt schnell er seine Art ändern konnte. Vorhin noch so kalt und aggressiv und jetzt so liebevoll und nett. Er hatte sich tatsächlich sehr verändert und ich musst wohl diese neue Seite kennenlernen, die er mir vorhin offenbart hatte.
Ich lief zu dem Sofa und setzte mich. Mit Blick zum Himmel, legte ich meinen Kopf in den Nacken und atmete tief ein. Ich entspannte mich, der Ort hier brachte mich immer dazu runter zu kommen. Elio öffnete den Wein und schenkte uns beiden etwas ein. Ich nahm es dankend entgegen aber hatte dennoch so viele Fragen, die ich Elio gerne stellen wollte. Mit fragendem Blick, sah ich ihn an als er sich neben mich setzte. „Was ist das nur.", säuselte ich und nahm einen Schluck vom Wein. Es war eine Weile still bis er antwortete. „Was meinst du?" fragte er mich und schloss seine Augen, um die Sonne zu genießen.
Ernsthaft? Das frägt er mich auch noch so dumm? Er weiß genau was ich meine.
„Das alles hier, ich habe unendliche Fragen und keine willst du mir beantworten. Was mach ich hier, ich verstehe nichts, ich bin so alleine, hilf mir doch bitte..", frustriert atmete ich aus.
Ich spürte wie unbemerkt, einzelne Tränen meine Wange hinunter liefen und ich mein Gesicht, in meinen Händen vergrub.
Ich hatte verdrängt, wie es mir eigentlich wirklich ging. In diesem Moment wurde mir einfach alles zu viel. An wen sollte ich mich wenden? Ich kannte hier keinen außer Elio aber er war so fremd zu mir und abweisend.

Elio's pov.:

Ich hörte wie Bella aufschluchzte und öffnete sofort meine Augen. Ich sah zu ihr, wie sie weinte und ich spürte, dass ich sauer wurde.
Nicht sauer auf sie, sondern auf mich.
Ich wollte nicht das sie weint, niemals.
Ihre Augen waren rötliche und gefüllt mit Tränen, ihre Lippen zitterten und sie versuchte ihr Gesicht zu verstecken.
Ich zog ihre Hände weg und legte meine auf ihre Wangen, um ihre Tränen aufzufangen. Sie sah mich mit ihren bildhübschen, großen Augen an und schniefte wie ein kleines Kind.
Mir war klar, wie ich sein kann aber ich wollte nicht, dass sie darunter leiden musste.
Ich zog sie in meine Arme und hielt sie fest bei mir, während ich ihren Rücken streichelte, damit sie sich beruhigt.
„Ich werde dich niemals alleine lassen, niemals", flüsterte ich ihr ins Ohr und küsste ihre Stirn.
„Ich weiß, dass das alles hier nicht leicht für dich ist aber ich werde nicht zulassen, dass du dich so fühlen musst. Du bist mein Kätzchen, und das wirst du immer sein." Ich sprach die Worte voller Ernst und ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen.

Ich konnte ihr nicht die Wahrheit sagen, das würde sie kaputt machen.
Nach außen war sie die stärkste Person die ich kannte aber ihr Verstand war so zerbrechlich wie ein Kartenhaus.
Sie war noch so hin und her gerissen, dass musste ich ändern. Sie soll wissen, wo sie hingehört. Sie gehört zu mir, von den anderen würde sie nur enttäuscht werden.

Die Sonne war bereits fast unter gegangen aber das war mir egal. Ich blieb die ganze Zeit bei ihr, auch nachdem sie eingeschlafen ist, ich wollte sie nicht alleine lassen oder wecken.
Sie sah so friedlich und süß aus, wenn sie schlief. Ich glaub ich starrte sie schon seit einer Ewigkeit an. Auch wenn ich sie gerne weiter beim schlafen anschauen wollte, musste sie ins Bett. Es war schon sehr spät.
Ich nahm sie von meinem Schoß und griff unter ihre Beine um sie hochzuheben und sie ins Schlafzimmer zutragen.
Leise öffnete ich die Zimmertür und setzte sie auf dem Bett ab, jedoch wurde sie wach und strich sich durch ihr Haar.
„Wieso bin ich in deinem Zimmer?", fragte sie mich mit müder Stimme.
„Du schläfst bei mir, ich weiß das du wieder Albträume hast, denk nicht ich merk das nicht".
„Keine Widerrede!", fiel ich ihr ins Wort als sie mich umstimmen wollte.

Bella's pov.:

Elio warf mir ein großes, weißes Shirt entgegen aber ich war so müde das es mir direkt ins Gesicht flog und ich mich müde aufs Bett fallen ließ.
„ Ich glaub nicht das du in dem Kleid schlafen willst, also entweder ziehst du mein Shirt an oder schläfst ohne, was ich natürlich bevorzugen würde", raunte er und ich merkte schon wie sich ein grinsen auf seinem Gesicht bildete.
„Lass mich einfach schlafen", murmelte ich und nahm genervt das Shirt und versteckte mich hinter der Schranktür. Ich schlüpfte aus dem Kleid und zog, nur mit meiner Unterhose bekleidet, das Shirt drüber, welches mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel ging.
Ich werde sicherlich nicht meinen Bh anlassen, auch nicht wenn Jesus neben mir schlafen würde, es ist einfach so unbequem.

Ich schlürfte zurück zum Bett und fand einen Oberkörperfreien Elio vor. Bei diesem Anblick musste ich schlucken aber um ehrlich zu sein war ich zu müde um mir einen genauen Überblick zu verschaffen.
Ich krabbelte aufs Bett und legte mich an den Rand des Bettes. Lange blieb ich aber nicht in der Position, da Elio seine Arme um mich schlug und seinen Kopf an meinem Hals vergrub. Er war so nah bei mir, das ich seinen Herzschlag spüren konnte. Unter seinem festen Griff würde ich niemals entkommen können also ließ ich es bleiben und schloss meine Augen.
Ich spürte noch, wie er kleine Kreise auf meinen Bauch malte und ich nach kurzer Zeit einschlief.

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