Kapitel 10

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Langsam blinzelte ich und öffnete mit noch verschwommener Sicht meine Augen. Ich fokussierte meine Umgebung und nahm sofort das Gesicht von Elio war und wie ich mit meinen Armen um ihn geklammert, wie ein Bär auf ihm lag. Er hatte mich fest im Griff und schlief dabei tief und fest. Anscheinend hatte er gestern Abend noch Alkohol getrunken denn auf dem Nachttisch lag ein halb leeres Glas mit einer dunklen Flüssigkeit und ich denk mal nicht, dass es Apfelsaft ist.
Ich schnappte mir ein Kissen und legte es vorsichtig zwischen uns, damit ich aufstehen konnte ohne das er wach wird.
Nach 10 Jahren hatte ich es dann auch mal geschafft und lief mit leisen Schritten ins Badezimmer.
Meine Haare wie immer zum Vogelnest frisiert und müde Augen die fast wieder zusammen fielen. Ich wusch mein Gesicht und und kämmte meine Haare als mir etwas eigenartiges auffiel.
Ich ließ die Bürste vor Schreck fallen und strich meine Haare bei Seite.
„Ohhhhhh nein nein nein nein nein", rief ich.
Er hatte mir KNUTSCHFLECKEN gemacht??!!
Ich wischte über sie, in der Hoffnung es würde verblassen, doch sie schmerzten bei jeder Berührung und so gab ich auf und stoß frustriert die Luft aus.

„Ich dachte mir schon das sie dir gefallen" kam es plötzlich von Elio, der am Türrahmen stand und anscheinend alles mit beobachtet hatte.
„Wie konntest du nur??", fragte ich frustriert, „weißt du wie riesig die sind?!"
„Ich hätte dir mehr machen sollen" sagte er grinsend und ich verdrehte meine Augen.
„Ich werde sie übermalen, ist dir klar oder?", gab ich genervt von mir.
„Dann bin ich aber leider gezwungen dir an Stellen welche zu machen, die du nicht abdecken kannst", provozierte er. Ich lief geschockt an ihm vorbei und warf mich aufs Bett.
Ich wollte ihn am liebsten mit meinem Kissen ersticken, also ging ich etwas auf Abstand.

Wir wurden durch ein klopfen unterbrochen, welches von einem Hausmädchen kam, sie brachte uns unser Frühstück zum Balkon, stellte alles zurecht und ging dann wieder.
Ich sah Elio fragend an.
„Frühstück im Schlafzimmer?".
„Heute ist ein besonderer Tag, schon vergessen?, wir haben Anprobe für die Hochzeit", antwortete er.
Ou.
Hatte ich tatsächlich vergessen und wollte ich auch.
Wie liefen zum Balkon und fingen dort an zu essen.
„Oh ja richtig", gab ich ironisch von mir.
„Hör auf dir ständig wegen allem Gedanken zu machen. Es ist halt so, du solltest langsam akzeptieren wie deine Zukunft für dich aussehen wird", zischte er und ich war wirklich geschockt wie schnell er sich wieder verändert hatte.
Ich versteh nicht, wieso er lieb und dann wieder so kaltherzig ist. Als hätte ich ihm jemals was getan, wenn dann sollte ich diejenige sein die wütend ist, immerhin werde ich in dieses Leben gezwungen und nicht er.
In genau solchen Momenten denke ich mir, dass er meine Lage einfach nur für Momente wie gestern ausnutzt, als wäre ich ein Spielzeug.
Ich verzog angewidert mein Gesicht und schob mein Essen weg. Mir war der Appetit vergangen.
„Du bist wirklich ein Arschloch, weißt du das? Und dumm noch dazu, wenn du denkst ich würde das alles hier einfach hinnehmen, wie es ist", giftete ich ihn an. Von ihm kam nur ein genervter Luft Ausstoß also schob ich den Tisch von mir weg und verließ das Zimmer. Ich zuckte vor Schreck auf, als ich hörte wie Glas zerbrach. Ich ließ mich davon aber nicht beirren und ging in mein altes Schlafzimmer, wo ich eine Angestellte vorfand, die gerade sauber machte.
„Bring mir bitte meine Sachen wieder ins Zimmer und tus am besten so, dass Er nichts davon mitbekommt", betonte ich. Sie nickte und verschwand aus meinen Augen.
Frustriert ließ ich mich aufs Bett fallen und spielte mit meinen Haaren.
Ich bins wirklich satt, immer rum geschubst zu werden. Hier oder früher daheim. Wenn Elio meint er kann das machen, dann kann ich das auch. Ich will nicht im Schatten leben und sicherlich nicht alles mit mir machen lassen, nur weil ich eine Frau bin.
Mein Vater kann zur Hölle fahren.

später am Nachmittag

Ich bin Elio schon die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und war stattdessen in meinem Zimmer. Nun war es aber an der Zeit für die Anprobe und würde mir mühe geben, ihn weiter nicht zu beachten.
Ich wurde in einen weiteren großen Saal im Schloss geführt, wo sich unzählige Kleider und Nähzeugs befanden. Dazu standen noch zwei Art Trennwände, die man fürs Umziehen aufgestellt hat. Langsam betritt ich den Raum und sah mir alles genau an. So viele Brautkleider und eins davon sollte für mich bestimmt sein. Ich kaute angespannt auf der innen Seite meiner Backe. Eine zweite Tür, die zum Saal führte, wurde geöffnet und zum Vorschein kam Elio und ein Typ mit ganz viele Anzügen in der Hand. Er sah mich an aber ich ignorierte ihn gewiss weiter.
„Ist heute nicht ein wundervoller Tag. Wir werden euch die perfekten Kleider und Anzüge heraussuchen. Sie werden eure Vorstellungen wahrhaftig übertreffen, glaubt mir", sagte der Typ mit französischem Akzent, der Anscheinend der Näher war.
Seine gute Laune, lockerte die angespannte Stimmung etwas und dafür war ich sehr dankbar.
„So als erstes müsst ihr vermessen werden, stellt euch bitte hier und hier auf", deutete er und zeigte neben die Trennwände. Ich stand jetzt direkt gegenüber von Elio aber versuchte es gut zu ignorieren spürte aber dennoch seinen Blick auf mir.
Der Näher kam zu mir, während einer seiner Helferinnen zu Elio ging. Wir sollten uns unseren lockeren Klamotten entlegen und so stand ich nur noch in schwarzem Langarmshirt und Shorts da. Elio hatte wiederum nur Shorts an. Ein langer, biegsamer Messstab wurde heraus geholt und jeweils um meine Taille und Größe angelegt. Bei Elio das gleiche, nur das bei ihm noch Schulterumfang und Becken vermessen wurde.
„So und jetzt noch kurz die Rundungen vermessen und dann sind wir fertig", erklärte der Näher. Mich störte es nicht, ich wusste das er nur seinen Job macht aber Elio schien das wirklich sauer zu machen, denn er ballte seine Hände zu Fäusten und tötete ihn mit Blicken.
Ich hob meine Arme, damit der Näher sein Messband um meine Oberweite legen konnte und danach noch um meinen Po herum.
„Madalin, änder die Schätzungen, sie sind doch größer als gedacht", rief er zur Frau, welche dann nickte und Notizen auf einem Block machte.
Etwas peinlich berührt räusperte ich mich und legte meine Arme umeinander.
„Keine Sorge Miss, Sie sind, wenn ich das anmerken darf, wahrhaftig eine Schönheit", ergänzt der Näher.
Als Antwort, lächelte ich ihn dankbar an.
Mein Blick fiel kurz auf Elio, welcher Oberkörperfrei mit dieser Madalin flirtete. Auch wenn man sah, dass er es nicht ernst meinte, war sie natürlich vollkommen hingerissen. Ich verdrehte bloß meine Augen und wippte genervt mit meinem Schuh.
„So jetzt schell hinter die Trennwände und umziehen, ich werde euch meine Meisterwerke überreichen", klatschte Tonio (Näher) in seine Hände. Nach ein paar Minuten wurde uns jeweils das Kleid bzw Anzug überreicht.
Ich atmete tief ein, das sollte also das Kleid sein, welches mein Leben verändert. Es war wirklich wunderschön, fast perfekt könnte man meinen, obwohl es mich an eine Schicksal bindet, das ich niemals haben wollte.
Ich schlüpfte hinein und merkte, wie es sich meinem Körper anpasste. Wie es an mir aussah wusste ich aber trotzdem noch nicht, da es nur einen gemeinsamen Spiegel gab.
„Tretet hervor, wenn ihr fertig seid, ich möchte meine Werke betrachten", rief Tonio freudig.
Mit wackeligen Beinen lief ich zum Spiegel und sah auf. Ich merkte wie alle leise wurden und auch Elio starrte mich tonlos an.
„Was ist los?", fragte ich unsicher. Ich schaute an mir herunter, ob etwas heraus schaute oder komisch war aber fand nichts.
„Ich bin sprachlos, Sie sind bis jetzt mein schönstes Werk", betonte Tonio und ich atmete erleichtert auf.

„Geht raus, alle", sagte Elio plötzlich und ich schaute ihn fragend an.
„Bella du nicht", hielt er mich zurück und wartete bis alle aus dem Zimmer gegangen sind.

„Elio, was ist los?".

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