Kapitel 32

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Seine Hand ergriff die meine und zog mich mit Leichtigkeit Richtung Esssaal.

Mit der anderen Hand zog er den Stuhl zu sich und nahm Platz. Nahm ich Platz.

Direkt auf seinem Schoß.

Breitbeinig saß er zum Tisch gerichtet, während sein linker Arm meinen Körper zu ihm drückt und mich gleichzeitig festhält. Ich spüre seinen Körper, seine Wärme.

Ich mochte es auf seinem Schoß zu sitzen.
Ich hasste die Person, dessen Schoß es war.

Vor uns lag ein Teller, welcher komplett vollgepackt war.
Auf Gabel und Messer wurde verzichtet, als Elios dürren Finger nach Trauben greifen und sie mir zu Munde führen.

Die Traube ist prall und riecht süß. Ich spüre ihre Haut an meiner Lippe, welche davor auf Einlass wartet.

„Mund auf", kribbelte Elios Stimme in meinem Ohr und langsam öffnete ich meinen Mund.

Ein Seufzer entwich mir und ich ließ meine steife Haltung locker in seinen Schoß ab.

„Braves Mädchen"

Mein Haar wird hinters Ohr geschoben und mein Mund weiterhin mit Essen gefüllt.

So war ich vor 5 Minuten also eine Nutte und jetzt ein Braves Mädchen.

Ich muss nicht mal beschreiben wie komisch das ist. Man merkte es auch so.

Da dies tatsächlich mein erstes Mahl war, machte sich der Alkohol von vorhin schneller bemerkbar als erwartet.

Betrunken keines Wegs, aber hemmungsloser aufjedenfall.

Meine Wangen erhitzten sich und mein Magen umhüllte eine Wärme, als würde man heißen Tee trinken.

Ich schmecke die Süße der Trauben auf meiner Zunge und den milden, salzigen Geschack, wenn meine Zunge seine Fingerspitzen berührte.

Geschaffen lehnte ich meinen Kopf an seinen Hals und atmete laut aus.

Elio griff nach einem Weinglas und entnahm sich mehrere Schlücke.
Ich spürte wie sein Adamsapfel auf und ab schlug.

Behutsam berührte ich diesen mit meinen Fingern und fahre seinen Hals entlang.

Aus leichten Berührungen wurde dann schnell ein gedämmtes Würgen, welche die Aufmerksamkeit seiner Augen, direkt zu mir führte.

So packte ich ihn also sanft am Hals und genoss es sehr.

Immerhin vergeht täglich nicht selten das Gefühl, ihn erwürgen zu wollen.
Selbst nach so einer liebevollen Geste.

Seine Hand verstärkte den Druck an meinem Bauch, was mich enger zu ihm brachte.

Elio schnippte mit dem Finger, was alle Angestellten dazu forderte, den riesigen Saal zu verlassen.

Auf seinem Schoß drehte ich mich nun vollkommen zu ihm und saß ihm sehr aufrecht gegenüber.

Seine Arme umschlingen meinen Körper, leicht auch wird meine Mitte gegen seine gedrückt.

Jetzt liegen beide meine Hände um seinen Hals und drücken stärker zu, was seinen Atmen kurz heißer werden ließ.

Selbst bei einer Nahtoderfahrung blieb er vollkommen ruhig.

Meine müden Augen schauen tief in seine, während unsere Stirne leicht aneinander treffen.

„Ich hasse dich" flüster ich schwach gegen seine Lippen und drücke fester zu.

Seine Mitte machte sich nun bemerkbar und drückte reizend wund gegen mich.

Ein leichtes wimmern entschleicht mir und lässt meinen Kopf gegen seine Brust fallen.

Im nächsten Moment habe ich eines der Messer zwischen meinen Fingern und halte es an seinen Hals. 

Die scharfe Klinge umschmeichelt seine weiche Haut und ist kurz davor, mir ihr Blut zu enthüllen.

Ein Blick in seine Augen genügte und schon sah ich den kleinen Elio vor mir. Sah ich uns und all die Jahre zusammen. Als würde dieses Bild immer verschleiern, welches Monster er sein konnte.

Meine Vision reflektierte wie ein Spiegel in seinen Augen.
Es waren die Augen eines Kindes, doch die Hände eines Mannes, die Stärke eines Mannes, die Lippen eines Mannes.

War ich stets das kleine Mädchen für ihn?
War ich überhaupt irgendwo?

Elios Finger beginnen mit meinen Haaren zu spielen und streichen sanft über meinen Rücken.
Ganz ruhig, als wäre die Situation nicht, wie sie ist.

Als würde er sagen: ist okay, tu was du tun musst.

Ich spüre wie er meine Haare beginnt zu flechten, mir dabei aber komplett konzentriert entgegenblickt.
Er verband etwas so liebevolles, mit schmerz und Hass.

Es würde nie eins geben.
Wir würden immer Licht und Dunkelheit sein.

Elio tat nichts gegen meine „Gewalt" gegen ihn. Noch antwortete er auf meine Worte.

So komisch es auch klingen mag, er ließ es zu, weil er wusste das ich es brauche und ja vielleicht auch irgendwo, weil er wusste, dass er es verdient.

Manchmal hatte ich das Gefühl er wolle sich selbst, mit mir bestrafen. Auf welche Art und Weise auch immer.

So umschmeichelte er also meine Haare mit seinen Finger und ließ sie über meine Schulter fallen.

Ich werfe energisch das Messer zu Boden und höre wie die Spitze, den Holzboden durchbohrt.

Seine Hände beruhen jetzt auf den Stuhllehnen, während seine Augen zu mir aufsahen.

Meine Finger beginnen ihm die Luft abzudrücken, bis sich seine Lippen langsam spalten und ein leichtes O formen.

„Wehr dich"

Meine Stimme liegt leicht flehend, seinen Lippen entgegen.

„Bitte"

Eine Ader bildet sich an seinem Hals und immer wieder, stieß ihm stockend der Atem aus.

Ich beuge mich tief zu ihm runter und gebe einen fast zu zarten Kuss auf seine aufgeplumpten Lippen.

„Bella", gab er mit schwacher Tonlage zurück,

Als er sich mir wieder entgegenbeugt, um den Kuss zu wiederholen.

Ich höre das Schnurren in seinen strapazierten Stimmbändern.

Nach langem Tanzen unserer Augen, greifen seine Hände plötzlich meine und lösen das Würgen ab.

Ich höre wie seine Lungen sich wieder mit Luft füllen und sein Griff sich mit steigender Stärke tränkt.

„Du verschweigst mir was", sagt Elio plötzlich.

Meine Mimik verändert sich abrupt.

„Ich sehe es in deinen Augen. Spüre es an deiner Haut".

Sofort entziehe ich meine Hände aus seinen und versuche vergebens aufzustehen.

„Und du? Hast du etwa keine Geheimnisse Elio?"

Seine Augen verdrehen sich und ein genervtes Schnaupen überkommt ihn.

„Ich beschütze dich. Das ist mein Geheimnis", gibt er zurück.

„Und ich beschütze mich".

„Bella", sagt er warnend und hebt seinen Finger vor meinem Gesicht.

„Wenn ich herrausfinde, dass du Dinge tust, die mir nicht gefallen,"

Er hebt uns beide aus dem Stuhl und stellt sich über mich.

„Dann gnade dir Gott".

Er legt den gleichen, zarten Kuss auf meine Lippen, wie ich vorhin und verschwindet aus dem Zimmer.

The King | Timothée Chalamet     WIRD BEARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt