Was ich wirklich will

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Keine Ahnung, wie lange ich das alles schon ertragen muss.
Wenigstens ist Oswald aus dem Krankenflügel wieder da.
Es geht mir elend.

Ich sitze endlich wieder meinen Bruder gegenüber.
Schwer zu sagen, wem von uns Beiden es schlechter geht.
Jim hat schlimme Ringe unter den Augen.
Meine sind eher vom vielen weinen angeschwollen.
,,Es tut mir leid, dass ich dich noch nicht rausholen konnte. Es ist grade so viel los und Sofia-"
,,Ist schon gut."
Unterbreche ich ihn und zwinge mich zu einen Lächeln.
,,Kümmer dich um deine Angelegenheiten! Ich komme schon klar."
,,Sicher?"
,,Natürlich. Immerhin bin ich die Schwester von Jim Gordon."
Wenigstens ein kleines Lächeln spiegelt sich um Jims Mundwinkel.
,,Mach dir also keine Sorgen um mich."
Hol mich hier raus!
,,Es geht mir wirklich gut."
Ich halte es nicht mehr aus.
,,Ich komm schon klar."
Ich werde hier drinnen noch sterben.

Wir verabschieden uns und ich gehe wieder zu Oswald.
,,Was neues von Jim?"
,,Er hat grad viel zu tun. Ich hab ihn gesagt, dass es mir gut geht und er sich erst um seine Angelegenheiten kümmern soll."
,,Willst du mich verarschen? Warum sagst du sowas?"
Fragt Oswald genervt.
,,Er sah ziemlich fertig aus."
,,Wir beide sehen ziemlich fertig aus!"

Es ist Abend und ich liege auf dem Bett in meinen Zimmer.
Das klirren von Schlüsseln ist zuhören und ein Werter öffnet meine Tür.
,,Mit kommen!"
Verwirrt stehe ich auf und folge den Werter.
Er öffnet eine Zimmertür.
,,Was soll das?"
,,Rein da!"
Ich gehe in das Zimmer und der Werter schließt die Tür hinter mir, jedoch ohne abzuschließen.
,,Was soll das nur?"
,,(Y/N)?"
Ich drehe mich um, doch das Zimmer ist leer.
,,Oswald? Wo bist du?"
,,Hier unten."
Ich sehe an der Wand unten ein Gitter, durch das Oswalds Gesicht hervorlugt.
Ich stürze mich nach unten auf die Knie.
,,Oswald."
,,Was machst du hier?"
,,Ein Werter hat mich hier her gebracht. Ich weiß auch nicht warum."
,,Das ist sein Zimmer."
,,Vom Werter?"
,,Nein du Idiotin! Das ist Jeromes Zimmer."
Oh nein.
,,Jeromes? Und was machst du hier?"
,,Bedauerlicherweise sind unsere Zimmer verbunden."
,,Aber warum steckt mich der Werter in sein Zimmer?"
,,Keine Ahnung. Siehst du irgendetwas interessantes?"
,,Warte."
Ich stehe auf und sehe mich im Zimmer um.
Alles gewöhnlich, bis auf ein kleines bundes Buch, auf das Jerome steht und auf seinen Schreibtisch liegt.
,,Ich hab etwas gefunden."
Ich nehme es in die Hand.
,,Könnte sein Tagebuch sein."
,,Der Irre führt ein Tagebuch?"
Ich drehe es ein paar Mal in den Händen, bis ich plötzlich eine Stimme hinter mir höre.
,,Ah. Du bist schon da."
Erschrocken drehe ich mich um.
,,Jerome?"
Sein Blick wandert zu den Buch.
,,Tut mir leid. Es lag da und...ich hab nicht rein gesehen!"
Rechtfertige ich mich.
,,Ich weiß ich hätte es gar nicht erst nehmen dürfen."
,,Schon gut. Du darfst gerne darin lesen wenn du möchtest."
Er stellt sich vor mich. Ich halte ihn das Buch hin.
,,Ich will nicht. Es geht mich nichts an."
Mit einen seufzen nimmt er mir das Buch aus der Hand und schlägt es auf.
,,Ich schreibe darin wie ich deinen Bruder, Wayne und noch ein paar andere gerne töten würde."
Er drückt mir das Buch in die Hand.
Ich schlage es schnell zu und schmeiße es auf den Schreibtisch, bevor er es mir wieder aus der Handreißt und mir andere Seiten zeigt.
,,Warum bin ich hier, Jerome?"
Wächsel ich das Thema, während er zum Fenster geht.
,,Du bist hier, weil ich dich gerne hier haben will."
Ist das sein ernst?
,,Du ignorierst mich seit Tagen und jetzt willst du mich bei dir haben?"
Er dreht sich zu mir um.
,,Du wolltest das ich dich in ruhe lasse."
Da hat er recht.
,,Das will ich immer noch!"
Will ich das wirklich?
,,Ich versteh schon."
Er kommt auf mich zu und legt seine Hand auf meinen Kopf, was sich verdammt gut anfühlt. Es ist ein angenehmes, wohltuhendes Gefühl.
,,Du bist die Schwester deines Bruders und kannst daher nicht du selbst sein. Du kannst nicht deine wahren Gefühle offenbaren. Du bist nunmal gefangen. Aber jetzt grade ist es egal. In diesen vier Wänden darfst du sein, wer du willst."
Er nimmt seine Hand von meinen Kopf und lässt sich auf sein Bett fallen. Die Arme verschränkt er hinter seinen Kopf.
,,Du kannst tun, was du willst. Lies in meinen Buch, durchsuch meine Sachen. Meinetwegen kannst du auch mit Oswald reden."
Er zeigt zu den Gitter.
Oswald habe ich fast schon wieder vergessen.
,,Mach was du willst. Bleib einfach nur etwas bei mir."
Was soll das?
Überrascht und verwirrt starre ich ihn an.
,,Warum willst du mich unbedingt in deiner nähe haben?"
Er sieht mich lächelnd an.
,,Du kennst den Grund."
Nein. Kenne ich nicht.
Was mache ich jetzt? Sollte ich mit Oswald reden? Oder mir doch ansehen, wie Jerome gerne meinen Bruder töten möchte?
Ich bin so unendlich müde und am Ende mit meinen Nerven.
Die letzten Tage waren so hart und jetzt, wo ich mit Jerome alleine in einen raum bin (von Oswald nebenan mal abgesehen) scheint alles so ruhig.
Was ist es, was ich jetzt gerne tun würde?
Am liebsten würde ich...
Ich will...
Ich kann nicht.
Warum nicht?
Egal. Mir kann grade alles egal sein.
Ich sollte wirklich einmal aufhören nach zu denken und einfach das tun, was ich will...was ich tief in meinen Inneren brauche.

,,Rutsch rüber!"
Er nimmt seine Arme von seinen Hinterkopf und legt sich mit den Rücken an die Wand. Ich lege mich zu ihn und vergrabe mein Gesicht in seine Brust.
,,Es tut mir leid, dass ich dir die Schuld gegeben habe, dass ich hier drinnen bin."
Flüstere ich.
,,Es ist nicht deine Schuld, sondern die von Sofia Falcone. Sie wird dafür bezahlen, dass sie mich hier rein gebracht hat!"
Mir laufen die Tränen übers Gesicht.
Jerome legt einen Arm über mich und beginnt meinen Kopf zu streicheln.
,,Versteh das jetzt nicht falsch, aber ich bin froh, dass diese Sofia dich hier rein gebracht hat. Ich wette besucht hättest du mich nicht und so kann ich dich jeden Tag sehen."
Flüstert er mir zu.
,,Warum sagst du so etwas? Warum willst du mich bei dir haben?"
Er lacht kurz auf.
,,Weil ich dich liebe, natürlich."
,,Du willst mich doch nur benutzen, um an meinen Bruder ran zu kommen."
,,Das glaubst du? Gut. ja. Ich würde mir das auch zutrauen."
,,Warum solltest du sonst all das tun und solche Sachen sagen? Warum solltest du mich lieben?"
Es folgt ein langes Schweigen, bis er schließlich antwortet. Doch er spricht so leise, als würde er es zu sich selbst sagen und nicht zu mir. Ich habe schwierigkeiten ihn zu verstehen.
,,Vielleicht, weil du die einzige Person warst, die mich je geliebt hat und die einzige Person, die sich jemals um mich gesorgt hat."
Ich kann mir nicht vorstellen, was er alles durchmachen musste, um so zu werden wie er jetzt ist. Ich hatte nur einen kleinen Einblick wegen seiner Mutter, was sie tat.
,,Kann ich..."
Ich sehe in sein Gesicht.
Kein Grinsen. Kein Lächeln.
Ich kann seinen Ausdruck nicht beschreiben.
,,Kann ich die Nacht bei dir sein?"
Da ist es wieder. Sein Lächeln.
,,Du kannst so lange bei mir bleiben, wie du willst."
Ich muss ebenfalls lächeln.
,,Danke."

Unsere Gesichter kommen sich näher, bis ich seine weichen Lippen auf meinen spüre. Wie lange ist es her, dass wir uns geküsst haben? Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich mich nach ihn gesehnt habe.
Wir sehen uns an und küssen uns dann erneut, nur länger.
Seine Hand wandert langsam unter mein Oberteil.
Ich löse den Kuss, schüttel den Kopf und zeige zu den Gitter, durch den ich mit Oswald sprach.
Er nimmt seine Hand heraus und küsst mich erneut.
Schließlich lösen wir uns wieder voneinander und schlafen kuschelnd ein.

Verbotene Liebe / Jerome X Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt