Die Adlige

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Seit vielen Tagen ritten Lillith und ihr Gefolge durch strömenden Regen gen Edoras. Das ungemütliche Wetter entsprach voll und ganz ihrem Gemütszustand. Sie war traurig, niedergeschlagen und enttäuscht von ihren Eltern. Ihre Erzeuger hatten sämtliche Hoffnung in sie aufgegeben. 

'Nur weil ich nicht jeden heirate, der mir vor die Nase gesetzt wird...' dachte sie sich. 

Die Gefolgschaft bestand ausschließlich aus Kriegern, quasi ein Mitbringsel für den König Rohan's, dafür dass sie die Möglichkeit hatte, am Hofe ihren zukünftigen Ehemann kennenzulernen. Das alles wurde über ihren Kopf hinweg entschieden.

Keine Vertraute oder Freundin durfte sie begleiten. Lillith würde in einer Stadt, in der sie vollkommen fremd war, auch vollkommen alleine sein. Tränen vermischten sich mit dem Regen und so blieben sie ungesehen.

Währenddessen bereitete man sich in Edoras auf den adligen Besuch vor. Theodred – der Sohn des Königs war besonders gespannt und in freudiger Erwartung. Er fand hier am Hofe einfach keine Frau, worauf sein Vater so sehr drängte. Der Prinz ließ sich das zukünftige Gemach der Dame zeigen, um sicher zu gehen, dass alles an seinem Platz war. Der Hauptmann, sein bester Freund – Eomer begleitete ihn dabei. Eomer wiederum war schlicht genervt von der Vorstellung, dass eine weitere Adlige am Hofe umherschlich und so tat als würde alles ihr gehören.

„Meinst du ihr werden die Blumen gefallen?" fragte der Prinz seinen Hauptmann. Gleichgültig zuckte dieser mit den Schultern. „Sicher." antwortete er knapp, weil er wusste, dass Theodred so lange nachfragen würde, bis er eine Antwort bekam. Eomer konnte es sich nicht erklären, warum der Prinz wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rannte, um es der Besucherin so annehmlich wie möglich zu machen. Seines Wissens nach kam das Fräulein aus Hochborn. Alles war komfortabler als Hochborn. 

„Theodred, sie wird dir so oder so hörig sein! Jede will dich heiraten und würde absolut alles dafür tun." teilte der Hauptmann seine Meinung mit. Ein schelmisches Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Prinzen. „Vielleicht hat sie ja eine hübsche Schwester... Du kannst doch auch nicht ewig alleine bleiben mein Freund." Eomer verdrehte über diese Worte seine Augen. „Benötigt der Prinz mich noch? Ich habe wichtigeres zu tun als Blumen zu beurteilen." Kommentierte er, als er bereits Richtung Tür ging. Mit einem Wink entließ ihn Theodred.

Gerade wollte der Hauptmann zu seinem Quartier gehen, da bemerkte er draußen die Aufruhr. Er ging auf die Plattform vor den Toren der goldenen Halle, wo man Edoras gut überblicken konnte. In der Ferne sah er eine Truppe mit ungefähr 20 Mann. Sicher war auch da die Adlige unter ihnen. Beinahe hatte er Mitleid mit ihr. Seit Tagen regnete es und der Wind peitschte ihn in die Knochen. Selbst die Pferde wurden im Stall behalten, um sie diesem Unwetter nicht auszusetzen. Das Fräulein wird durchgefroren und erschöpft sein von der beschwerlichen Reise. Eomer schüttelte den Kopf über sich selbst und seine Gedanken. Bisher hatte auch noch keine Frau Mitleid mit ihm, wenn er nach Monaten des Krieges oder Schlachten durchgefroren mit Blut durchtränkten Sachen heimkehrte. 

Er ging wieder in die goldenen Halle. „Theodred, dein lang ersehnter Besuch trifft jeden Moment ein." verkündete er lauthals mit einem höhnischen Lachen.

Sofort stürzte Theoden herbei in freudiger Erwartung. Auf die Schnelle richtete er sein Haar und seine Kleidung. Eomer's grunzen, zeigte dem Prinzen, dass er sein verhalten albern fand.

Das Hufgetrappel nährte sich. In Zweierreihen ordneten sich die Soldaten. Der erste Krieger verkündete laut die Ankunft von Lillith. Schüchtern trat die junge Frau daraufhin vor. Ein schwarzer schwerer Umhang umhüllte sie vollständig. Ihre Kapuze tief im Gesicht verbarg ihr Antlitz. Sie blieb vor dem Prinzen und dem Hauptmann stehen, verneigte sich und entfernte ihre Kopfbedeckung. Theodred und Eomer stockte beide gleichermaßen der Atem. Der Prinz war verzaubert von ihr. Eomer schlicht überrascht, dass sie doch eine recht ansehnliche, begehrenswerte Frau war.

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt