Die Hütte

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Einige Tage herrschte zwischen Lillith und dem Prinzen eisiges Schweigen. Sie nahm das erstmal so hin und verbrachte die Tage alleine oder gelegentlich mit Eowyn in Gesellschaft. Die Schildmaid brachte ihr noch etwas in der Kampfkunst bei und unterhielt sich auch häufiger mit ihr. Eines Tages kam sie mit Neuigkeiten auf dem Übungsplatz, jedoch waren es keine guten für Lil.

„Theodred reitet gerade mit einigen Männern nach Hochborn. Er will eine Heirat mit dir erzwingen. Dein Vater soll sogar reichlich entlohnt werden, wenn er den Ehevertrag unterschreibt!" berichtete sie hysterisch. Lillith war den Tränen nahe, als sie das hörte. Theodred wollte eine Ehe mit ihr erzwingen, ob sie ihn nun liebte oder nicht. Ihr Herz verkrampfte sich bei diesen Gedanken. Theodred musste es wirklich ernst meinen, wenn er ihren Vater auszahlen wollte, wo es doch eigentlich andersherum Sitte war. Nicht umsonst kam Lillith mit Soldaten aus Hochborn als Mitbringsel an den Hof, damit sie hier einen Heiratskandidaten fände. 

„Meinen Bruder wird das nicht gefallen." Unterbrach Eowyn die sorgenvolle Stille. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Lil sie fragend an. „Wieso?" fragte sie zögerlich. „Mein Bruder hat Gefühle für dich ... vor denen er ständig zu fliehen versucht... es betrübt mich ihn so zu sehen. Doch ich weiß dass es so ist, weil er nicht mehr die Gesellschaft von anderen Damen sucht. Außerdem verkriecht er sich noch mehr in die Einsamkeit als ohnehin schon. Es tut mir wirklich leid Lil, aber ich fürchte, dass eure Zuneigung füreinander keine Zukunft hat!"

Diese grausame Tatsache anzunehmen oder gar zu akzeptieren, fiel Lil sehr schwer. Was sollte sie tun? Wie würde ihr Leben an der Seite des Prinzen aussehen? Warum hatte sie kein Mitspracherecht bei der Wahl ihres Mannes? Warum bekannte Eomer sich nicht zu seinen Gefühlen ihr gegenüber? Was erwartete man von ihr? Sollte sie flüchten?

Tagelang quälte sich Lillith mit den Fragen und fand einfach keine Antworten.

Schweren Herzens sah sie in der Ferne ein kleines Heer auf Edoras zukommen. Das war sicherlich der Prinz mit seinem Gefolge und neuer Kunde. Eowyn gesellte sich zu ihr und sah ebenfalls in die Ferne. „Vielleicht ist Eomer dabei ... er sollte schon längst wieder zurück sein! Ich mache mir Sorgen um ihn!" Das konnte Lil an ihrer zittrigen Stimme hören und auch sie beunruhigte es, dass er noch nicht zurück war. Doch die beiden Freundinnen wurden enttäuscht. Eomer befand sich nicht unter Theodreds Gefolgschaft. Dafür erkannte Lillith 2 ihr nur allzu bekannte Gesichter. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund, um Ihre Freudenschreie zu kontrollieren. „Arrian, Lyrann..." quiekte sie entzückt als ihre beiden engsten Freundinnen aus Hochborn abstiegen und sie stürmisch umarmten. Doch die unbändige Freude währte nicht lange. Lillith's Miene verdüsterte sich augenblicklich, als wahrscheinlich ihr zukünftiger Mann vor ihr stand. Es herrschte ein unangenehmes Schweigen. Der Prinz hielt ihr seinen Arm entgegen mit den Worten: „Deine Freundinnen müssen warten. Ich will mit dir reden – Jetzt!" betonte er. Lil nahm eher widerwillig seinen Arm an und gingen gemeinsam mit dem Prinzen in den Garten.

Erwartungsvoll schwieg die junge Frau. Nach einiger Zeit rückte Theodred mit der Sprache raus. „Ich habe deine Eltern kennengelernt. Sie sind ... sehr erfolgsorientiert. Das tut mir leid Lil – ich kann mir vorstellen, dass du kein einfaches Leben hattest. ... Nun ich habe das, weswegen ich da war – die Erlaubnis dich zu heiraten. Sie haben den Ehevertrag unterschrieben...."

Stille

„Doch ich will nicht gebrauch davon nehmen. Ich habe noch Hoffnung, dass du mich aus freien Stücken heiraten willst! Ich werde dich auf Händen tragen und um dich kämpfen!" Überraschenderweise stand der Prinz einfach auf und ließ Lil mit ihrer Verwunderung sitzen. Sie war verwirrt, überwältigt von ihren Gefühlen. Doch ein Gefühl überwog – Sehnsucht. Nicht nach ihren Freundinnen, zu den sie eigentlich gehen sollte. Nein der Mann, den sie schon so lange vermisste. Blitzartig fiel ihr ein, wo sie ihn finden könnte. Aus unerfindlichen Gründen, war das ihr einziger treibender Gedanke. Sie wollte zu ihm! Ohne weiter nachzudenken, rannte sie in den Stall, schwang sich auf ihr Pferd und galoppierte hinaus.

Die Nacht würde bald hereinbrechen und zu allem Überfluss würde es regnen, wenn nicht sogar gewittern. „Schnell Baron!" spornte sie ihr Pferd an. Peitschende Äste streiften ihr Gesicht oder verfingen sich in ihrer Kleidung. Doch das alles nahm sie nicht wahr. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie endlich am Bach an, den ihr Theodred zeigte und wo Eomer ihren Weg kreuzte. Sie war überzeugt, dass er wirklich hier irgendwo in der Nähe eine Behausung hatte. Es wurde dunkel, so dass sie kaum noch etwas sehen konnte. Sie sah ein, dass es nicht ihre Beste Idee war, unmittelbar vor Einbruch der Dunkelheit eine so waghalsige Reise zum Unbekannten zu machen.

Nun steckte sie in dieser Lage und konnte das auch nicht mehr so schnell ändern. Sie versuchte irgendwo ein Licht oder ein Feuer auszumachen, vergebens. Sie ritt noch ein wenig auf und ab, immer auf der Suche nach einem Hinweis. Doch das einzige was sie vernahm, war Donnergeröll am Himmel. Lil fürchtete sich vor Gewitter, was sie dazu trieb erneut etwas unüberlegtes zu tun.

„EOMER!" schrie sie mehrfach in die Dunkelheit. Zu ihrer Ernüchterung geschah nichts. Was sollte sie nun also tun? Langsam machte sich Panik in ihr breit. Trotz dass sie ihr Herz so laut klopfen hörte, vernahm sie ein Rascheln und Knacken von Ästen. Verängstigt presste sie sich flach auf ihr Pferd und wartete ab. Drei Gestalten traten aus dem Dickicht und suchten in der Dunkelheit nach der Frauenstimme, die sie hörten. 

„Lima, schau dort." sagte einer der Gestalten, die ohne Zweifel ein Mann war. Lil's ängstlicher Blick blieb auf dem Stahl hängen, der auf ihr Pferd gerichtet wurde. „Sie kann nicht weit sein." rüffelte der andere Mann. Grunzend lachten die Männer und teilten sich auf. Dummerweise kam einer der dreien genau auf Baron zu. Das Pferd wich vor dem Fremden zurück, stolperte und landete unsanft in dem Bach. Lil rutschte von seinem Rücken in das kalte Nass, womit sie sich verriet. Jemand packte sie von hinten und hielt ihr eine Hand fest auf dem Mund, damit Lil nicht schreien würde. Ihr Herz raste wie wild. 

„Ich nehme meine Hand weg aber du darfst keinen Ton von dir geben!" Die Junge Frau atmete auf, als ihr bewusst wurde, dass ihr keine Gefahr mehr drohte. „Bleib hier!" wurde ihr befohlen. Ihr Retter zog sein Schwert, bereit ihren Verfolgern entgegenzutreten. „Hab ich dich." rief euphorisch einer der Kerle. „Lust auf ein Tänzchen?!" entgegnete Eomer. Verdutzt stotterte der Fremde rum, bis der bewaffnete von den dreien sich auf die beiden zubewegte. „Wir wollen kein Ärger – nur die Frau!" raunte er. 

„Da hätten wir ein Problem ... Sie gehört zu mir! Wollt ihr sie dennoch ... muss ich euch mit Vergnügen töten." Seine Stimme war kraftvoll und voller Hohn. Lil kannte diese Stimme – so redete er oft beim Training, was sie manchmal dazu veranlasste, ohne weiter nachzudenken auf ihn loszugehen. Er legte es also darauf an, dass sie ihn angriffen. Prompt versuchte der einzige Bewaffnete ihn herauszufordern, doch Eomer parierte unbeeindruckt seinen Schwerthieb. „Vergeudet nicht meine Zeit." sagte er noch betont gelangweilt, ehe er seinen Angreifer mit einem Hieb außer Gefecht setzte. Die anderen beiden eilten ihren Freund zur Hilfe. Eomer nutzte den Moment und stieg auf Baron auf. „Komm Lil, wir verschwinden von hier.", reichte ihr die Hand und zog sie zu sich aufs Pferd.

Das Pferd wurde gezielt durch den Wald gelenkt, bis Lil eine kleine Hütte mit Licht ausmachen konnte. Lillith war also nah dran gewesen. Sie hatte ihre Arme um Eomer's Taille geschlungen, um sich festzuhalten - sie genoss es in vollen Zügen. 

„Ist das deine Hütte?" fragte sie nah an Eomer's Ohr. Er bekam wegen ihrer Nähe und den Atem den er auf seiner Haut spürte Gänsehaut. „Ja" antwortete er schlicht, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

An der Hütte angekommen, wartete bereits ein Pferd unter einem Unterstand am Haus. Es war eindeutig Eomer's Pferd und es stand alleine dort, also schlussfolgert Lil daraus, dass er auch alleine hier war. Sie freute sich darüber sehr, was sie allerdings zu verbergen versuchte. Ihr Retter stieg als Erster ab und half, wie es sich für einen Ehrenmann gehörte, Lillith vom Pferd.

„Du bist eiskalt und frierst." stellte er erschrocken fest. Verhalten nickte sie zur Bestätigung.

 Verhalten nickte sie zur Bestätigung

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Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt