Altburg

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Einige Monate sind vergangen, in denen sich Lillith ganz in ihrer Rolle als Mutter einfinden konnte. Doch sie haderte ständig mit sich, ob sie nicht das Angebot annehmen sollte und Eomer besuchen. Arrian würde sicher gut auf Edmund aufpassen, während sie weg wäre. Doch sollte sie es wirklich wagen, dann müsste sie sich der Wahrheit stellen, ob es ihr gefiel oder nicht. Sie hatte angst davor, dass ihr das Herz gebrochen wird. Selbst wenn er sie noch lieben sollte, müsste sie selbst in der Lage sein, Eomer zu verzeihen, dass er ihr quasi untreu war. Außerdem könnte sie ihn nur für eine kurze Zeit besuchen und bei ihrer Rückkehr wäre alles wie immer. Sie hätten weiterhin keine gemeinsame Zukunft.

Es war ein schöner Sommertag, den sie mit ihrem Sohn draußen verbrachte. Sie wollte gerade zum Stall, als Lyrann und Arrian angerannt kamen. Lyrann hatte scheinbar einen Brief in der Hand und Arrian gepackte Sachen. „Lillith bleib stehen!" schrien sie im Chor. Verdutzt tat sie das und wartete bis sie sie erreichten. Arrian ging an ihr vorbei in den Stall während ihr Lyrann den Brief unter der Nase hielt und aufforderte: „Lies!"

Es war ein Brief mit der Handschrift einer Frau.

„ Liebe Lyrann,

ich schreibe dir in größter Not! Eomer geht es sehr schlecht und ist mehr tot als lebendig. Er isst nichts, trinkt nur noch Wein und Bier. Sehr selten kommt er Heim und als Ausbilder ist er auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr tätig. Er ist gerade dabei, sich selbst zu zerstören! Ich habe alles versucht, doch ich komme nicht mehr an ihn heran. Bitte veranlasst, dass Lillith hier her kommt und ihn zur Vernunft bringt. Er bedeutet mir zu viel, als das ich ihm beim Sterben zusehen könnte! Bitte helft mir – bitte helft ihm, den Vater meines Kindes!

Adelind"

Lillith schaute entgeistert auf, als sie mit dem Lesen fertig war. Sie war sprachlos und so übernahm Lyrann das Wort. „Lil ... er ist dem Tode so nah, weil er dich vermisst! Meinst du nicht auch, dass das der Liebesbeweis ist, den du brauchst?! Geh und rette ihn! Ich habe mit Theodred bereits gesprochen – er ist einverstanden. Arrian und ich hüten Edmund solange du weg bist!"

Lyrann nahm ihr das Baby ab. Sie wollte so sehr ihrer Freundin Hoffnung geben, durfte aber kein Wort verlieren. „Ich werde bald entbinden Lil und dann wird sich für uns alle etwas ändern – zum Guten! Kehre also bald wieder Heim!" sagte sie eindringlich ohne zu viel zu verraten. Arrian kam mit Baron zu den beiden. „Dein Pferd ist bereit. Bis nach Altburg ist ein weiter Weg!" Arrian gab ihr eine Karte und zeigte nochmal den Pfad den sie nehmen sollte. „Arrian ... tue ich das Richtige?" Sie drückte Lil fest an sich und hauchte in ihr Ohr: „Hör auf dein Herz! Du kennst meine Antwort. Und nu geh!" Schnell gab die Prinzessin ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn, umarmte Lyrann und saß auf. „Danke" hauchte sie, bevor sie mit Baron davon galoppierte. Noch nie war sie alleine auf Reisen. Sie war etwas unsicher, doch in ihrem Kopf kreisten sich die Gedanken um Eomer. Drei Tage lang durchquerte sie die Lande Rohans. Sie gönnte sich kaum Ruhe und rastete nur von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Baron war ein starkes, wohlgenährtes Pferd und machte die Reise scheinbar mühelos mit.

Endlich erreichte Lil die Stadtmauer von Altburg. Sie war noch nie hier. Optisch machte die Stadt aber was her. Als Prinzessin von Rohan, kostete es sie keinerlei Mühe sich Eintritt zu verschaffen. Von den Wachen am Tor verlangte sie die Wegbeschreibung zu Eomer's Haus. Es war leicht zu finden, denn es war eines der hübschesten Häuser. Sie stieg ab und machte sich noch das Haar zurecht, bevor sie an der Tür klopfte. Die Tür wurde geöffnet von der schwangeren Ehefrau Eomer's. Lillith stockte der Atem, denn der Anblick sie schwanger zu sehen, machte ihr zu schaffen. Adelind nahm ihre Hand. „Lillith, du bist hier! Meine Not wurde erhört und man hat Euch geschickt! Bitte kommt hinein." Lil war nach wie vor sprachlos und folgte ihrer Gastgeberin. An einem großen Tisch bot Adelind der Prinzessin einen Platz an. „ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht. Darf ich euch etwas einschenken? Ich würde gerne mit Euch sprechen, bevor ihr meinen Mann aufsucht." Gänsehaut überkam Lil als Adelind 'mein Mann'sagte. Sie versuchte ihre Fassung zu wahren. „Nun es gibt wohl Grund zur Gratulation." merkte sie als erstes an. Lächelnd legte Adelind eine Hand auf ihren Bauch. „Eomer hat meinen größten Wunsch erfüllt. Hört mich an Lillith!" fügte sie schnell hinzu, weil sie den Unmut der Prinzessin bemerkte. Schwer atmend nickte Lil.

„Ich mag Eomer sehr Lillith. Doch ich liebe ihn nicht so wie ihr es tut! Sein Herz schlägt nur für Euch, dennoch mussten wir uns mit der Situation engagieren. Wir führten ein harmonisches Leben, wie Freunde. Doch mir wurde bewusst, dass mein Wunsch nach einer Familie für immer verwehrt bleibt. Ich wünschte mir so sehnlich ein Kind. Eomer wusste um meinen Wunsch und fühlte sich schuldig. Nach langen Gesprächen beschloss er, sich mit mir zu vereinigen, solange bis ich schwanger werde. Glücklicherweise wurde ich schnell schwanger. Leider verlor ich das Kind, doch Eomer machte mir Mut und schwängerte mich erneut. Glaubt mir Lillith ... ich weiß an wen er gedacht hat, während er mit mir zu Gange war." sie machte eine Pause und trank ihren Tee. Lil tat es ihr gleich. Adelind fuhr fort. „Du fehlst ihm so sehr. Mit zunehmender Zeit verlor er seinen Mut und seine Lebenslust. Es gab immer wieder Tage, an dem es ihm besser ging, doch diese sind nun seit geraumer Zeit vorbei. Er betrinkt sich Tag und Nacht – er versucht seinen Kummer zu ertränken, auch wenn es ihm sein Leben kostet. Deswegen ist er nicht hier sondern an dem einzigen Ort, der genug Wein und Bier hat ... . Geh zu ihm! Du bist die Einzige, die an ihn heran kommt. Ich werde bei einer Freundin ein paar Tage unterkommen ... Danke Lillith. Danke das du gekommen bist. Das muss schwer für Euch gewesen sein, nicht wissend, was Euch hier erwartet."

Sie stand auf und ging um den Tisch auf Lil zu. Sie breitete ihre Arme aus. Die Prinzessin erhob sich und erwiderte die Umarmung. „Es tut mir so leid, was euch beiden widerfahren ist!"

Adelind beschrieb ihr den Weg zur Schenke, wo sie Eomer finden würde. „Sein Wesen ist nicht gerade freundlich, wenn er betrunken ist!" warnte sie Lil noch.

Eilig machte sich Lillith auf dem Weg zur Schenke. Zitternd stieß sie die Tür auf und betrat den gut gefüllten Raum. Der Wirt kam direkt auf sie zu. „Ihr habt Euch sicher verirrt." Lil machte sich groß und forderte bestimmt: „Nein, leider bin ich hier richtig ... Ich suche den Hauptmann!" Mit großen Augen sah der ältere Mann sie an und deutete auf einem Platz. Sie ging hin zu dem Tisch auf dem Eomer's Kopf lag. Vorsichtig strich sie seine Haare aus dem Gesicht. Er musste so betrunken sein, dass er tief und fest schlief. „Eomer – wach auf!" forderte sie zunächst sanft, dann immer lauter. „Wirt – ein Eimer Wasser bitte." verlangte sie, als alles zureden nichts brachte. Man brachte ihr den Eimer und warnte sie. „Er ist immer ziemlich ungemütlich, wenn man ihn weckt."

Schwungvoll ergoss sie den Eimer über seinen Kopf. Sofort wurde er wach. „Wer wagt es?" rief er und zog einen Dolch. Lillith sah ihren Geliebten mitleidig an. „Ich" sagte sie nur sanft. Sein Blick blieb an ihr haften. Sein Dolch fiel ihm vor Überraschung aus der Hand. „Lil?" fragte er ungläubig. Sie lächelte ihn an und nickte mit Tränen in den Augen. Der Hauptmann packte sich die junge Frau und zog sie in seine Arme. „Ist es ein Traum oder bin ich tot?" fragte er mit verwaschener Sprache. Lil legte ihre Stirn an seiner. „Weder noch. Du lebst, obwohl du alles daran setzt es nicht zu tun, wie ich hörte... Eomer ich liebe dich!" „Lil" hauchte er, bevor er sie etwas ruppig küsste. Dennoch genoss die junge Frau den Kuss. „Komm lass uns in dein Haus gehen." bat sie ihn. Schwankend und mit unsicherem Gang setzte sich der Krieger in Bewegung. Vorsichtshalber stützte Lillith ihn. Kaum draußen angekommen erbrach Eomer. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Bitte Eomer reiß dich zusammen! Es sind nur noch ein paar Schritte." Lallend stützte er sich auf sie ab und schleppte sich zu seinem Haus. Die junge Frau brachte ihn ins Bett. „Lillith ... es tut mir so leid ... ich habe dich enttäuscht ..." war das letzte was er noch sagen konnte, ehe er fest einschlief. Er musste seinen Rausch ausschlafen, erst dann konnte sie vernünftig mit ihm reden. Wie er wohl reagieren wird? Sie zog seine Stiefel aus und auch den Rest seiner Kleidung, die enorm stank. Sanft ließ sie ihre Finger über seinen Körper gleiten. Er war abgemagert aber immer noch ein wunderschöner Mann. So gut sie konnte, wusch sie ihn, ehe sie sich zu ihm ins Bett legte. Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf seine Brust. Es tat so gut seinen Herzschlag zu hören, seine Haut zu spüren.

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt