Hochzeit

225 14 12
                                    

Theodred veranlasste, dass Lil zu ihm gelassen wurde. Sie sollte sich verabschieden ... so oder so wurde er ihr entrissen.

Sie eilte zu ihm, fiel auf die Knie und weinte bitterlich. „Eomer, hör mich an. Du musst sie heiraten! Bitte willige ein! Ich ertrage deinen Tod nicht!" flehte sie ihn an. Zustimmend nickte er. „Ich liebe dich" sagte er mit Schmerz in den Augen. Überwältigt von ihren Gefühlen küsste sie seine trockenen Lippen. „Ich liebe dich auch." konnte sie noch hervorbringen, als sie ihm unter Protest entrissen wurde.

Theodred ließ sie in ihr Gemach bringen, von Heilern untersuchen. Es kostete ihm viel Mühe seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. „Adelind – komm zu mir." befahl er der jungen Blonden. Schüchtern trat sie an ihm heran. Er deutete auf dem am Boden liegenden Eomer. „Das wird euer Mann. Er ist Hauptmann – jemanden mit einem besseren Stand wirst du als Bastardgeborene nicht bekommen." Die junge Dame nickte verhalten.

„Geht und lasst euch ankleiden. Heute Abend werdet ihr heiraten." lautete sein letzter Befehl, ehe er den Hof im aufrechten Gang verließ.

Äußerlich schien er aufrecht, doch innerlich war er gebrochen und gekränkt. Geradewegs suchte er sein Gemach auf und ließ dort seiner Verzweiflung, seinem gebrochenen Herzen freien Lauf. Er verließ sein Zimmer erst kurz vor der Zermonie. Er ging zu Eomer's Gemach, um ihn abzuholen.

„Bist du zufrieden?" fragte ihn der Hauptmann verbittert. Mit gesenktem Blick schüttelte der Prinz seinen Kopf. „Nein ... das hätte alles nicht soweit kommen müssen mein Freund. Hättest du dich doch nur nicht ihr hingegeben. Wir hätten alle eine geringe Chance auf Glück gehabt...." seufzte er.

Eomer hatte dafür nur verächtliches Schnauben übrig. „Sie wird dir nie ganz gehören Theodred ... selbst wenn sie deine Frau wird ..." er brach ab, denn seine Stimme versagte vor Trauer und Zorn.

Der Prinz sammelte sich um ihn über seine Zukunft in Kenntnis zu setzen. „Du wirst mit Adelind nach Altburg ziehen. Dort ist ein Ausbilsungslager, dem eine strenge Hand fehlt. Du wirst es befehligen und ich erwarte, dass die besten Krieger allesamt aus Altburg kommen. Solltest du deinen Pflichten nicht nachkommen, werde ich dich verbannen ... oder schlimmeres. Das würde dir Lillith niemals verzeihen."

Eomer stützte sich an der Wand ab. Ihm wurde heiß, schwindlig und übel. Er würde seine geliebte Lil verlassen müssen auf unbestimmte Zeit. Er konnte lediglich behaupten, im selben Land zu leben, wie sie. „Du bist ein Monster Theodred!" rief er wütend, stürmte aus dem Zimmer und lief ziellos umher. Er wollte zu Lil, doch zu viele Wachen standen im Weg. Stattdessen lief er Adelind regelrecht um. „Verzeihung." murmelte er im Weiterlaufen.

Adelind folgte ihm. „Mein Herr, wo wollt ihr hin? Die Zeremonie beginnt gleich."

Es gab keinen Ausweg für Eomer. Er blieb stehen, drehte sich um und wählte seine Worte mit Bedacht. „Adelind, es tut mir leid, das man dich zwingt, mich zu heiraten. Du weißt, dass mein Herz einer Frau gehört, die für mich nicht erreichbar ist?! Wir müssen morgen nach Altburg. Ich werde dich beschützen, freundlich zu dir sein, dich gut behandeln aber ich werde dich nicht lieben wie ein Ehemann – dazu bin ich nicht mehr in der Lage." Adelind sah etwas besorgt aus.

„Mein Herr, dass alles verstehe ich und ich habe dies bezüglich auch keine Erwartungen. Doch ich fürchte mich ein wenig ..." Irritiert zog ihr Zukünftiger die Augenbrauen zusammen. „Vor mir müsst ihr Euch wahrlich nicht fürchten!" versicherte er ihr. Schüchtern schüttelte sie den Kopf. „Nicht vor Euch habe ich Angst ... sondern vor der vollzogenen Ehe nach der Trauung." sagte sie so leise, dass Eomer sie kaum verstand. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Man erwartete, dass sie sich in Anwesenheit von Zuschauern im Bett vereinigten und ihre Ehe besiegelten. Er stöhnte bei dem Gedanken auf und legte seinen Kopf an die Wand. Theodred ließ auch keine Tradition aus um ihn zu demütigen und Lillith weh zu tun. Es wird seiner Liebsten das Herz brechen, wenn sie ihn mit Adelind beim Beischlaf sehen würde – dessen war er sich sicher. Wäre die Situation anders herum ... sein Schmerz wäre qualvoll und unbeschreiblich. Seine zukünftige musste ihm das ansehen. Sanft strich sie ihm über den Rücken. „Es tut mir so leid!"

Er wand seinen Kopf zu ihr und sah in die gütigen Augen dieser armen Frau. „Danke. Ich werde sanft und vorsichtig sein. Versuch mir zu vertrauen und nicht allzu verkrampft zu sein. Das wird es dir leichter machen. Demnach hast du dich noch nie mit einem Mann vereint?" Sie schüttelte den Kopf. Eomer bemühte sich zu einem aufbauenden Lächeln.

„Der König eröffnet die Zeremonie." hallte es in den Fluren von den Wachen.

Erst jetzt fiel dem Bräutigam auf, dass seine Zukünftige in einem schönen schlichten weißen Kleid steckte. Er hielt ihr den Arm hin und beide schritten mit schwerem Herzen zum Altar.

Der Prinz, Eowyn, Lillith, und ihre Freundinnen standen vorne rechts und links vom König. Alle trugen farbenfrohe Sachen – außer Lil. Sie trug ein wundervolles pechschwarzes Kleid. Eomer hielt mit ihr Blickkontakt so lange es nur ging. Es schmerzte ihn, sie so traurig zu sehen. Ihre Lippe zitterte und das Wasser stand in ihren wunderschönen blauen Augen. So gerne würde er seinen Impuls folgen und sie trösten, doch es war ihm nicht möglich.

Lillith schrie innerlich. Nachdem der Blickkontakt zwischen ihr und Eomer abbrach, schaute sie mit blanken Hass Theodred in die Augen. So lange sie lebte und an Theodred gebunden sein sollte, würde sie ihm nicht mehr ein freundliches Wort entgegen bringen, dass war das einzige, was man ihr nicht aufzwingen konnte – erwiderte Liebe. Abwechselnd hielt eine ihrer Freundinnen ihre Hand oder streichelte über ihren Rücken. Das war der einzige Halt den sie hatte. Sie wusste, dass Eomer genauso litt wie sie. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen.

Würde er mit der Zeit seine Frau lieben und Lillith vergessen? Würde er mit ihr glücklich werden? Lil konnte diese Fragen nicht aus ihrem Kopf verjagen. Das JA Wort war der Moment, wo sie sich selber schwor – einen Weg zu finden, mit Eomer vereint zu sein. Schon so lange sehnte sie sich nach diesem Mann und war verliebt. War Liebe nicht letztendlich das Argument zu kämpfen? Soldaten kämpften wegen Ihrer Liebe zum Land, Reichtümer oder ihrer Frau und Familie.

Sie wollte nicht eines Tages auf dem Totenbett liegen und rückblickend bereuen, dass sie sich kampflos ihrem Schicksal und lieblosen Leben ergeben hatte. Sie würde den Kampf niemals aufgeben.

Theodred bekam Angst. Statt einer gebrochenen Lillith stand er einer Frau mit neu aufflammenden Kampfgeist gegenüber. Er musste vorsichtig sein, denn wo ein Wille war, war auch ein Weg. Lil würde sicher alles versuchen, um ihre Liebe zurück zu bekommen. Das durfte er nicht zulassen.

„Nun küsst die Braut Eomer." hallte der Befehl des Königs durch die Halle. Stocksteif standen sich Adelind und Eomer gegenüber. Beide waren mit der Situation überfordert. Letztendlich überwand sich Eomer zu einem kurzen Kuss. Jubel brach aus und Glückwünsche wurden zugerufen.

Arrian schloss ihre Freundin, die so wahnsinnig litt in ihre Arme. Sie liebte ihre Freundin so sehr, dass sie ihre Trauer kaum ertrug. Zu allem Überfluss war sie in einer gesundheitlich schlechten Verfassung. Sie machte sich große Sorgen um sie, vor allem auf dem Hinblick, dass sie gezwungen werden würde, sich den Beischlaf zwischen Eomer und Adelind ansehen zu müssen.

Das Brautpaar ging vorweg in ein reichlich geschmücktes Gemach. Das große Bett stand in der Mitte des Raums vollständig mit weißen Laken bezogen. Um ein Gefühl des Alleinseins zu imitieren hingen nahezu durchsichtige Stoffbahnen rund um das Bett. Arrian und Lyrann hielten Lillith's Hand als sie mit Theodred zuletzt den Raum betraten. Der Prinz stellte sich hinter der traurigen Frau, um sicher zu gehen, dass sie alles sehen würde.

Der Hauptmann bat seine Frau flüsternd, dass sie sich selbst entkleiden möge. Er selbst macht kurzen Prozess und entkleidete sich nicht gerade Anmutig und ließ die Sachen achtlos zu Boden falle. Er präsentierte sich den Zuschauern vollkommen nackt. Er zeigte allen, dass er alles andere als von seiner Frau erregt war. Entschlossen trat er unter all den beobachtenden Augen auf Lil zu. Wachen hinderten ihn am weitergehen. Höhnisch ließ er verlauten.

„Wenn ihr wollt mein Prinz, dass ich meinen Pflichten als Ehemann nachgehe – müsst ihr mir zutritt zu Lillith gewähren – sonst stehen wir die ganze Nacht hier und es wird sich nichts regen."

Alle anwesenden lachten aus vollem Halse und auch Lil musste schadenfroh grinsen.

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt