Auflauern

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Theodred und Eomer waren bis in die Nacht mit der Planung der Verteidigung Rohans beschäftigt. Lillith vermisste ihn sehr an ihrer Seite im Bett. Der Schlaf übermannte sie, so dass sie nicht mehr in den Genuss seiner Anwesenheit kam. Sie wurde liebevoll geweckt von dem Hauptmann in voller Kriegsrüstung. „Wach auf meine Schöne ... es ist soweit!" Lil krampfte sich alles zusammen. Sie hielt seinen Arm fest und flehte mit leiser Stimme „Noch nicht – es ist zu früh..." Eomer brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Für eine Trennung gibt es keinen passenden Zeitpunkt." sprach er ebenfalls sehr leise. Lillith kleidete sich schnell an und begleitete ihren Geliebten zum Platz, wo sich bereits der Prinz und alle Krieger versammelten. „Wenn es wahr ist, was man aus den Dörfern hört, treiben sich Orks und Uruks in unserem Land umher." klärte er sie auf. Nun verstand sie, welchen Gegner er gegenüber stehen würde. Dieses Wissen machte ihr Herz nicht unbedingt leichter. „Verabschiedest du deinen Geliebten nicht standesgemäß?" fragte der Hauptmann keck, bevor er auf sein Pferd aufstieg. Lil schaute sich um – der König war nicht hier und der Prinz mit Lyra beschäftigt. Eomer bemerkte ihre Unsicherheit und packte sich die Prinzessin, um sie noch einmal liebevoll zu küssen – vor all den anwesenden Menschen. Widerwillig trennten sich ihre Lippen. „Ich liebe dich! Bitte ... gib gut auf dich Acht! Ich flehe dich an Eomer!" Besänftigend legte er seine Hand auf ihre Wange. „Ich schwöre es dir – immerhin gehört mein Leben dir und unserem Sohn! Ich liebe dich meine Schöne."

Eomer setzte seinen Helm auf und bestieg sein Pferd. Gemeinsam mit dem Prinzen ritt er an der Spitze vorweg, gefolgt von einem 500 Mann starken Heer. Der Hauptmann richtete noch einmal seinen Blick nach hinten zu seiner geliebten Lillith. Er vermisste sie bereits jetzt. Die Männer ritten mit ihren Gedanken an ihren Liebsten in die Schlacht, während die Prinzessin und Schildmaid zum König gerufen wurden.

„So ... Lillith und Eowyn sind eingetroffen mein Gebieter ..." zischte der Berater des Königs. Lil überkam ein Schauer von unguter Vorahnung. Ob der König sprach oder Grima selbst, machte keinen Unterschied. Eowyn hing sehr an ihrem Onkel und so war für sie der Anblick des kränkelnden Theoden unerträglich. Sie versuchte Zugang zu ihm zu bekommen, doch er vernahm ihre Stimme nicht.

„Der König lässt ausrichten, dass ihr Lillith als Prinzessin die Stimme des Volkes seid! Ihr sollt zu den Anwohnern sprechen – Ihnen Zuversicht geben und besänftigen. Sagt ihnen, dass alles in Ordnung kommt und sie sich wieder an die Arbeit machen sollen.... Die faulen Bauern haben ihre Arbeit niedergelegt und unsere Vorräte schwinden. Ihr wisst was zu tun ist Prinzessin?" Lil verdrehte innerlich die Augen. Sie sprach nicht, sondern nickte lediglich. Man reichte ihr ein Papier mit der Rede für das Volk. Lillith las es sich durch. Ein höhnisches Lachen entwich ihr versehentlich, als sie fertig war. Damit zog sie den Zorn des Beraters auf sich. „Ihr findet das also komisch?" Sein Gesicht kam ihrem sehr nah und sie roch einen eindringlichen fauligen Geruch aus seinem Mund. Angewidert wich sie von ihm, was seinen Ärger wachsen ließ. „Du dreckige Hure – du wagst es, mich zu beleidigen?" Adlige die im Raum standen verstummten und blickten zu dem Geschehen. Grima bemerkte die Blamage. Er musste handeln, um die Achtung die man vor ihm hatte, zu wahren. Entschlossen holte er mit seiner rechten Hand aus und verpasste der Prinzessin eine deftige Ohrfeige. Von der Wucht des Schlags ging sie zu Boden. Benommen blieb sie liegen, bis sie von Eowyn aufgesammelt wurde. Blut tropfte von ihrer Lippe, welches ihre Freundin zart weg strich. „Wie kannst du es wagen Schlangenzunge?!" schrie die Schildmaid den Widerling an. Er lachte höhnisch, holte erneut aus und schlug Eowyns Gesicht. Sie wankte und wurde von der Prinzessin aufgefangen. Lil hielt sie davon ab, auf den Berater los zu gehen. Eine kluge Entscheidung, denn er legte es regelrecht darauf an, sie in seine Gemächer bringen zu lassen. Grima gierte nach Eowyn und Lillith. Sie waren hier nicht sicher und mussten aufeinander aufpassen.

Lillith ging mit Eowyn am Arm in ihr Gemach, um sich nicht weiter Grima aussetzten zu müssen. Die Prinzessin sollte erst am kommenden Tag die Rede vor dem Volk halten. Genug Zeit um sich von allem den zu erholen. Die Freundinnen lagen im Bett, sich gegenseitig ihre Wunden verarztend. Lyrann kam mit ihrer Tochter auf dem Arm dazu. Das kleine Mädchen brachte die Erwachsenen auf andere Gedanken und entlockte ihn sogar ein Lachen. Sie blieben die Nacht beisammen und gaben sich Trost. Was für ein Anblick – 2 Frauen sehnsüchtig auf ihre Männer wartend und eine Schildmaid leidend an der Krankheit ihres Onkels. Ein jämmerlicher Haufen von bildhübschen und sonst so starken Frauen.

„Lauscht den Worten Eurer Prinzessin!" kündigte Grima Lil's Ansprache an.

Nur widerwillig trat sie vor und rollte das Pergament aus. Unsicher schweifte ihr Blick über die erwartungsvolle Menge. Mit neuem Mut im Herzen nahm sie das Pergament hoch und zerriss es vor aller Augen.

„Ich danke euch für euer kommen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Welt im Wandel ist. Das geht auch nicht an Rohan spurlos vorbei. Mein Mann, der Prinz Rohans und sein edler Hauptmann Eomer sind genau in diesem Moment dabei Rohans Grenzen zu schützen und Feinde Rohans aus den Dörfern zu vertreiben..." Immer wieder ließ sie eine längere Atempause, um die Wirkung ihrer Worte beobachten zu können und weitere Worte sorgfältig zu wählen.

„Unsere Krieger haben Hunger und Durst, benötigen Kleidung und Waffen. Lasst uns unsere Männer unterstützen, indem wir sie versorgen und für weitere bevorstehende Schlachten ausstatten. Bürger Rohans – wir müssen zusammenhalten und dürfen nicht unser Entmutigung nachgehen – damit ist niemanden geholfen ... weder unseren Kriegern, noch euren Freunden und Nachbarn – noch euch! Auch mein Herz trauert jeden Tag. Doch ist nicht jeder Tag, an dem wir leben und nicht selbst zu den Waffen greifen müssen ein guter Tag?! Wir wären ohne unser Heer und den Schutz der Männer verloren. Könnt ihr kämpfen – tagelang, gegen Uruks, Orks und schlimmeres? Könnt ihr stand halten und die Grenzen schützen? Nein! Aber ihr könnt die Mägen unserer Beschützer füllen, ihre Leiber vor Kälte schützen, ihre Waffen schmieden und schärfen, die Rösser kräftigen und mit all dem eure Anerkennung und Respekt den Kriegern zeigen."

Sie schaute erneut durch die Menge, die sie inzwischen zustimmend nickend ansah. Jemand begann zu applaudieren und weitere folgten dem Beispiel. Erleichtert und gerührt rief sie noch dem Volk zu: „Ich danke euch! Vielen dank euch allen!", ging hinunter und reichte den Mitbürgern, die sie berühren wollten, die Hand.

Doch der Blick zurück verdunkelte ihren Erfolg. Grima sah ganz und gar nicht zufrieden aus mit ihrer Rede. Solange es ging, zögerte sie den Rückweg in die goldenen Halle hinaus. Scheinbar überreizte sie damit die Geduld des Beraters, da er eine Wache schickte, sie zur Halle zu geleiten. Widerwillig ging sie mit und wurde in einem dunklen Raum neben den Gemächern des Königs gebracht. Eine einzige Kerze schien in dem verdunkelten Raum, obwohl es noch taghell draußen war. Sie konnte ihn zwar nicht sehen aber Schlangenzunge riechen. Ein fauliger Geruch hing an diesem Mann, wie eine Warnung für jeden, der ihm zu nahe kam.

„Lillith ... mir gefällt deine Art nicht sonderlich. So rebellisch ... ziemt sich das für eine Prinzessin? Ich glaube so langsam, ich müsse dir Manieren beibringen..." Er näherte sich ihr schleichend von hinten. Lillith stockte der Atem und ihr Körper verkrampfte sich mit jedem Schritt, der er ihr näher kam. Er griff sich die junge Frau und drückte sie an eine kalte Wand. Mit einem Arm quer über ihren Schultern, presste er sich fest an sie ran. Mit der anderen Hand raffte er genüsslich ihr Kleid hoch. Lil verfiel in eine Schockstarre, als ihr seine Absichten bewusst wurden. Sie sammelte sich und ihre Kräfte um sich mit aller Macht, die ihr noch blieb, zu wehren.

Sie wartete, bis sein Kopf nah an ihrem war und rammte mit aller Wucht die sie aufbringen konnte sein Gesicht. Ein lautes knacksen ließ sie erahnen, dass sie ihm die Nase gebrochen hatte. Sein Griff lockerte sich. Lil trat mit ihrem Fuß nach hinten aus und traf etwas von seinem Bein. Endlich ließ der Widerling endgültig von ihr ab. Lillith kochte vor Wut, weil sie genau wusste, dass sie nicht die erste Frau war, die er sich gewaltsam nehmen wollte. Sie packte sich den Mann am Kragen und fand deutliche Worte für ihn: „Wenn ihr nicht euer Männlichkeit beraubt werden wollt, rate ich euch, nie wieder eine Frau an zu rühren! Habt ihr mich verstanden?" Lil holte aus und rammte ihr knie in Grima's Weichteile. Der Mann ging vor Schmerzen zu Boden. Schnell nahm die junge Frau reiß aus und suchte die Gesellschaft ihrer Freundinnen.

Zitternd und aufgelöst stolperte sie Eowyn in die Arme. Sie fand für einen Moment Geborgenheit, was sie friedlich einschlafen ließ.

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt